Berlin-Mitte: Bundesregierung will Cityhostel in Nordkoreas Botschaft schließen
Nordkorea beschafft sich weltweit über seine Botschaften Devisen. In Berlin soll eine lukrative Finanzquelle, das City Hostel für junge Touristen, nun dicht gemacht werden.
Ein Bildnis des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un prangt nicht an der Wand im Berliner Cityhostel. Das befindet sich auf nordkoreanischem Boden, in einem Teil des Botschaftsgebäudes. Auch sonst lässt das Innere der Unterkunft wenig Verbindung zu dem sozialistischen Regime erkennen. Anders außen: Die nordkoreanische Flagge ist gehisst und flattert im Wind. Der Siebziger-Jahre-Plattenbau, in dem zu DDR-Zeiten bis zu hundert Diplomaten und andere Angehörige Nordkoreas arbeiteten, erinnert durchaus an seine sozialistische Entstehungszeit. Nach der Wende wurde das Gebäude zu groß für die wenigen Mitarbeiter, die in Berlin blieben. Seit Anfang der 2000er wird es deshalb verpachtet – und die Einnahmen fließen nach Pjöngjang, wo Diktator Kim Jong Un Raketentests macht.
Hostel soll von der Bundesregierung geschlossen werden
Die Bundesregierung will nach einem Bericht von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR das Cityhostel an der Glinkastraße nun schließen. Die offenbar gut gebuchte Herberge wird demnach von einem Geschäftsmann betrieben, der die Räume etwa seit 2004 von den Nordkoreanern gemietet hat – für rund 38.000 Euro pro Monat. Ab 17 Euro pro Nacht können Jugendliche dort in 4- bis 8-Bett-Zimmern unterkommen.
Nach dem fünften Atomtest des Regimes hat der UN-Sicherheitsrat aber im November 2016 solche Vermietungsgeschäfte in seinen Mitgliedstaaten untersagt. Die Finanzquellen Nordkoreas für das Atomwaffenprogramm sollen konsequent ausgetrocknet werden. In der Resolution heißt es unter anderem: "Alle Mitgliedstaaten sollen es Nordkorea verbieten, Immobilien, die es auf ihrem Staatsgebiet besitzt oder pachtet, für andere Zwecke als diplomatische oder konsularische Tätigkeiten zu nutzen."
Seither drängten offenbar vor allem Vertreter der USA und Südkoreas die Bundesregierung, das Hotel zu schließen. Nun will diese laut dem Bericht offenbar reagieren und die Resolution umsetzen.
Um dies juristisch abzusichern, sei zuvor die sogenannte Außenwirtschaftsverordnung geändert worden. Dadurch könne der Pächter nun gezwungen werden, die Verträge zu beenden. Andernfalls drohten ihm Bußgelder.
Touristen wollen Nordkorea nicht unterstützen
Der Pächter oder ein anderer Verantwortlicher sind am Mittwochmorgen nicht zu sprechen. Die Angestellten können, oder dürfen, nichts dazu sagen. Aber eine Gruppe Schüler unterhält sich im Foyer des Hostels gerade über die Geschichte, von der sie in der „Tagesschau“ gehört hat. Die Zehntklässler aus Münster sind in Berlin auf Abschlussfahrt. „Anders fühle ich mich hier jetzt nicht“, sagt der 16-Jährige Lars. „Aber freiwillig würde ich diese Diktatur niemals unterstützen!“ Finde sich keine andere Möglichkeit, sollte man das Hostel auf jeden Fall schließen, findet er.
Klassenlehrer Arno Stratmann sagt, er habe bei der Buchung nichts von der finanziellen Verbindung zu Nordkorea gewusst – sonst hätte man sicher woanders eine Unterkunft gefunden.
Wenig überrascht äußerte sich der Berliner Bundestagsabgeordnete Philipp Lengsfeld. "Das war ein offenes Geheimnis - ich wusste das", sagt er am Telefon. Ob die Bundesregierung früher hätte reagieren müssen, will er nicht beurteilen. "Ich begrüße die Entscheidung der Bundesregierung, die Sanktionen gegen Nordkorea jetzt konsequent umzusetzen."
Es sei schließlich nicht die Aufgabe einer Botschaft, ein Hostel zu betreiben und Devisen zu verschieben, sagt Lengsfeld, der 2015 als Teil der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe Süd- und Nordkorea besucht hat. Auch vor diesem Hintergrund befürwortet er die Entscheidung. "Das Atomprogramm stellt eine unglaubliche Gefahr für die Koreanische Halbinsel dar."