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Nehmen Sie bitte Platz. Vermutlich haben der „Bufdi“ und der Rollstuhlfahrer, den er begleitet, dazu selbst einen Spruch auf Lager.
© dpa / Patrick Pleul

Eine Chance für Ältere in Berlin und Brandenburg: Nicht ohne meinen Bufdi

Heim, Kita, Naturwacht, Jugendtreff: Rund 40 000 Menschen leisten einen Bundesfreiwilligendienst. In Brandenburg und den neuen Bundesländern finden viele ältere Menschen so eine neue Aufgabe. Ein kleines Taschengeld gibt es auch.

Sie schieben Rollstühle, machen mit alten Menschen Spaziergänge oder hören auch einfach nur einmal eine Stunde zu. Die Bufdis. Menschen jeden Alters, die sich für einen zwischen sechs und 24 Monate dauernden Bundesfreiwilligendienst entschieden haben. Aus Heimen, Jugendtreffs oder Sozialeinrichtungen auch in Berlin und Brandenburg sind sie kaum wegzudenken.

Bufdis erledigen die Arbeit, die zwar anfällt, aber von niemandem bezahlt wird. Im Jahr 2011, als die Allgemeine Wehrpflicht ausgesetzt wurde, hatte die Bundesregierung den „Bundesfreiwilligendienst“ als eine Art Ersatz für den Zivildienst eingeführt. Wie bei den Zivildienstleistenden wurde festgeschrieben, dass auch die Tätigkeit von Bufdis arbeitsmarktneutral sein muss: Niemand sollte seinen Job verlieren, weil ein anderer einen Freiwilligendienst leistet. Neu dagegen war die Option, dass auch Frauen und ältere Menschen als Bufdis aktiv werden konnten – der Zivildienst dagegen war als Wehrersatzdienst ausschließlich für junge Männer vorgesehen.

Heute leisten rund 40 000 Menschen einen Bundesfreiwilligendienst. Die meisten davon, 26 665 Menschen, sind unter 27 Jahre alt. Dagegen sind nach Angaben des „Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben“, das den Bundesfreiwilligendienst koordiniert, nur 9429 Freiwillige zwischen 51 und 65 Jahre alt. Und nur 501 Freiwillige sind älter als 65 Jahre.

Im Osten mehr ältere Bufdis als im Westen

Das Internetportal Bufdi.eu, das sich der Vermittlung von Interessierten auf für sie geeignete Einsatzstellen verschrieben hat, schlug deswegen kürzlich Alarm. „Der BFD soll ein Freiwilligendienst für alle Altersgruppen sein“, sagt Bufdi.eu-Sprecher Christoph Sonnenberg. Doch in der praktischen Umsetzung werde der Bundesfreiwilligendienst immer mehr zu einem weiteren Jugendfreiwilligendienst, vergleichbar etwa mit dem Freiwilligen Sozialen oder dem Freiwilligen Ökologischen Jahr. Leidtragende seien ältere Freiwillige, für die es immer schwieriger werde, eine Einsatzstelle zu finden.

Wenn man sich allerdings in Ostdeutschland umguckt, ist der der Befund ein ganz anderer. Zwischen Kap Arkona und dem Erzgebirge ist der Anteil älterer Bufdis deutlich höher als in der alten Bundesrepublik. Während in Niedersachsen im Januar beispielsweise 3285 Freiwillige unter 27 Jahren ihren Dienst leisteten, waren dort nur 210 Menschen über 51 Jahren im Dienst. In Mecklenburg-Vorpommern dagegen standen 433 Bufdis unter 27 insgesamt 529 Freiwillige über 51 Jahren gegenüber. Und die einst geteilte Stadt Berlin liegt auch bei den Bufdis in der Mitte zwischen Ost und West: 718 Freiwillige waren im Januar unter 27 Jahren jung, 358 Personen waren 51 Jahre oder älter.

In den neuen Ländern fehlen junge Interessenten

„Das hat vor allem strukturelle Gründe“, ist von Antje Mäder, Pressesprecherin des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, zu erfahren. In Ostdeutschland sei der Anteil der jungen Menschen, die einen Freiwilligendienst leisten könnten, schlicht niedriger als im Westen. Weil dort statistisch weniger junge Menschen leben, viele Jugendliche sind auch wegen der Arbeit abgewandert. Zudem gebe es dort noch immer zahlreiche Langzeitarbeitslose. „Für manche älteren Menschen ist der BFD eine Möglichkeit, um noch einmal etwas Sinnvolles zu machen“, sagt Mäder. Ein Freiwilligendienst gebe auch „das Gefühl, gebraucht zu werden.“ Das gehe vielen Menschen, die länger ohne Beschäftigung waren, verloren. „Und ich kenne auch Fälle von Leuten, die auf diese Weise wieder in ein festes Arbeitsverhältnis gekommen sind.“ Ein Bufdi bekommt als Aufwandsentschädigung rund 360 „Taschengeld“ im Monat, teilweise auch Unterkunft, Verpflegung und Dienstkleidung dazu.

Kein Bewerbermangel

Zu den Angaben des Internetportals Bufdi.eu sagt Pressesprecherin Mäder, die Zahlen dort seien „fehlinterpretiert“. Verglichen mit 2011 seien auch die Zahlen der älteren Freiwilligen kontinuierlich gestiegen. Und auch Berliner Träger des Bundesfreiwilligendienstes haben keine großen Probleme, auch ältere Freiwillige zu finden, bestätigt Lena Högemann, Pressesprecherin des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. „Über einen Bewerbermangel können wir nicht klagen.“ Und auch Barbara Schwemmer vom katholischen Caritas-Verband kann einen „dramatischen Rückgang“ älterer Bewerber nicht bestätigen. „Bei uns ist immer etwa die Hälfte der Freiwilligen jünger als 27 Jahre alt, die andere Hälfte älter.“ Dieses Verhältnis sei seit Einführung des Bundesfreiwilligendienstes gleich geblieben.

Interessenten und Einsatzstellen werden über www.bundesfreiwilligendienst.de (Telefon 0221 3673 -0) gratis vermittelt. Bei anderen Vermittlern wie www.bufdi.eu können etwa für Einsatzstellen Gebühren anfallen.

Benjamin Lassiwe

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