Bundesfreiwilligendienst: Schon alt mit 27
Die Nachfrage für die Arbeit im Bundesfreiwilligendienst ist enorm. Jetzt soll der Einsatz jüngerer Helfer gefördert werden.
Es herrscht Verunsicherung über die künftige Einstellungspolitik im Bundesfreiwilligendienst (BFD). In einem Medienbericht wurde die Sprecherin des Bundesamtes für zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAfzA), Antje Mäder, mit den Worten zitiert, ihre Behörde berücksichtige ältere Bewerber ab September nur noch, wenn es keine jüngeren gebe.
Bundesweit werden etwa 35 Prozent der BFD-Stellen direkt durch das Amt vergeben, die Freiwilligen kommen in Kommunen, Kitas und Vereinen zum Einsatz. Die restlichen Helfer suchen große Träger wie die Caritas, die Diakonie oder das Deutsche Rote Kreuz aus.
Auf die angeblichen Pläne des Bundesamts reagierte unter anderem VoluNation, ein Spezialist für weltweite Freiwilligenarbeit. Die Organisation weist darauf hin, dass im Januar mehr als 40 Prozent aller Bundesfreiwilligen älter als 27 waren. In den östlichen Bundesländern seien sogar die über 50-Jährigen die stärkste Gruppe unter den Freiwilligen.
Das Bundesamt verweist inzwischen an das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Nach dessen Auskunft ist keine generelle Beschränkung der BFD-Stellen für Freiwillige über 25 Jahre beabsichtigt. Sprecher Hanno Schäfer sagt, für das vom BAfzA verwaltete Stellenkontingent sei nur eine Vereinheitlichung des Einstellungstermins geplant. Künftig würden diese Stellen zum Herbst besetzt, damit auch Schulabgänger eine Chance hätten, als Bundesfreiwillige zu arbeiten. Sonst hätte diese Gruppe kaum Chancen, da die Freiwilligenjobs wegen der großen Nachfrage bereits zu Jahresbeginn vergeben würden.
Tatsächlich war im Februar bereits mehr als die Hälfte der Bundesfreiwilligenverträge für 2014 geschlossen. „Das Interesse ist enorm und die Nachfrage an manchen Stellen übersteigt das Angebot“, sagt Schäfer. Insgesamt waren zu Jahresbeginn knapp 50 000 Freiwillige im Einsatz, von ihnen waren rund 20 000 älter als 27. Schäfer betont, auch im Rahmen des vom BAfzA verwalteten Stellenkontingents könnten Ältere weiterhin Vereinbarungen schließen.
Bisher ist der BFD der einzige große Freiwilligendienst, der auch über 27-Jährige aufnimmt – anders das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) und das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ). Die Autorin dieser Zeilen hat erlebt, dass zumindest bei der Vergabe der Plätze für das FÖJ in Berlin sogar in dieser Altersspanne offenbar die Jüngeren bevorzugt eingestellt werden. Als im Kinderladen unseres Sohnes im vorigen Herbst ein Bundesfreiwilliger gesucht wurde, waren zwei Bewerber in der Endrunde – einer von ihnen 20, die andere 26 Jahre alt. Die Mitarbeiter des Jugendwerks Aufbau Ost (JAO), das in Berlin die Verträge abschließt, machten deutlich, dass sie jüngere Bewerber favorisierten. Diese passten besser zu den anderen BFDlern. Außerdem diene das Freiwillige Ökologische Jahr auch dazu, junge Menschen bei ihrer beruflichen Orientierung und Qualifikation zu unterstützen. Insofern entspreche ein 20-jähriger Kandidat eher dem Profil als eine ältere Bewerberin, die nach ihrer Schullaufbahn schon anderweitig Qualifikationen erworben habe.
Susanne Grautmann