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Klobalisierungsfreunde. Die Schüler des Paulsen-Gymnasiums demonstrierten am Mittwochmorgen gegen den Verfall der Schulgebäude.
©  Susanne Vieth-Entus

Bezirksstadtrat sichert Toilettensanierung zu: Neue Schultoiletten für Steglitz-Zehlendorf

Vier Schulen in Steglitz-Zehlendorf bekommen neue Sanitäranlagen. Bei einer Demonstration von Schülern des Paulsen-Gymnasiums sicherte Baustadtrat Michael Karnetzki den Schülern am Mittwoch ein baldige Sanierung zu. Die Schüler planen weitere Demonstrationen.

„Ich, Michael Karnetzki, Bezirksstadtrat für Immobilien und Verkehr in Steglitz- Zehlendorf, versichere, dass nach Vorliegen der beantragten Bewilligung durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft die Toilettensanierung im Paulsen-Gymnasium in diesem Jahr (2015) durchgeführt wird.“

Das war dann einen lauten Jubel wert: Umringt von rund 200 demonstrierenden Schülern stand am Mittwoch der seit Monaten gescholtene Immobilienstadtrat Karnetzki in der Morgensonne und gab den Gymnasiasten schriftlich, was sie sich so sehr wünschten: die Gewissheit, dass sie endlich wieder mit funktionierenden Sanitäranlagen rechnen können. Zum Andenken gab es für den verdutzten SPD-Politiker einen – gebrauchten, aber heilen – Toilettendeckel, den er dann auch tatsächlich in sein Büro trug.

Viele Schulen leiden unter Sanierungsstau

Die Schüler hatten viel Geduld beweisen müssen, bis es so weit war: Seit Jahren leiden sie unter den baulichen Bedingungen in ihrem Gymnasium: Es gehört zu den vielen Schulen in Steglitz-Zehlendorf, die marode Dächer und Fenster beklagen, in denen es durchregnet, und die seit Jahren auf Sanierungsgelder warten. Was sie am Mittwoch auf die Straße trieb, war aber vor allem der Zustand der Toiletten: „Bei den Mädchen sind nur drei von zehn benutzbar, bei den Jungen vier von zehn“, berichten Schülersprecherin Marcellina Massenbach und ihre Stellvertreter Kaya Davy Halbleib. Auch Waschbecken und Spiegel sind Mangelware.

Lange Zeit hatten die Schüler diese Zustände hingenommen, weil ihnen für 2014 eine Sanierung in Aussicht gestellt worden war. Dann aber verfiel das Geld, weil das Hochbauamt nicht genug Mitarbeiter hatte, um die Bauvorhaben umzusetzen. Da platzte den Schülern der Kragen: Sie organisierten die Demonstration, und zwar direkt am Sitz des Hochbauamtes und des zuständigen Stadtrates Karnetzki, der zugleich Vize-Bürgermeister ist. „Eigentlich wollten wir zusammen mit den Schülern des Fichtenberg-Gymnasiums demonstrieren, aber die konnten keine Vollversammlung abhalten, weil Turnhalle und Aula gesperrt sind“, bedauert Halbleib.

Bezirk braucht 400 Millionen für Schulsanierungen

Überhaupt – „die Fichte“. Sie ist inzwischen zum Sinnbild des Sanierungsstaus im Bezirk geworden, der nach eigenen Angaben über 400 Millionen Euro für die Sanierung seiner Schulen braucht. Über fünf Millionen davon gehen auf das Konto der „Fichte“. In den nächsten Wochen muss der Bezirk entscheiden, wie und wann er diese Millionen zusammenbringen kann. Jedenfalls sollen alle Bezirke bis Ende März die Prioritäten klären, nach denen sie ihre Gelder aus dem neuen Programm für die „wachsende Stadt“ ausgeben können.

Stadtrat Michael Karnetzki mit dem Toilettendeckel, den ihm Schüler überreicht haben
Stadtrat Michael Karnetzki mit dem Toilettendeckel, den ihm Schüler überreicht haben
© Susanne Vieth-Entus

Anders verhält es sich mit dem Zwölf-Millionen-Programm, das der Senat für die Schultoilettensanierungen beschlossen hat. Hierfür haben die Bezirke längst ihre Prioritäten genannt, und in diesen Tagen rechnen sie mit der „Bewilligung“, auf die sich Karnetzki gegenüber den Schülern berufen hat. Zwar liegt sie noch nicht vor, aber nach Lage der Dinge geht Karnetzki fest davon aus, dass neben dem Paulsen-Gymnasium auch das Lilienthal- Gymnasium, die Johannes-Tews-Grundschule, das Fichtenberg-Gymnasium und die Grundschule am Stadtpark Steglitz 2015 sanierte Schultoiletten bekommen. Das sagte er dem Tagesspiegel im Anschluss an die Schülerdemonstration.

Eltern hoffen auf baldige Umsetzung, weitere Demonstrationen geplant

Die Zustände in Steglitz-Zehlendorf finden inzwischen auch in der Bildungsverwaltung Beachtung. Staatssekretär Mark Rackles (SPD) traf sich vergangene Woche mit Elternvertretern, um sich ihre Beschwerden anzuhören: Sie hatten ihn im Januar zu einer Diskussion über die Zustände im Bezirk eingeladen, zu der er aber nicht hatte kommen können.

Die Eltern und Schüler hoffen jetzt darauf, dass die neuen Millionenbeträge nicht wieder infolge des Personalmangels im Hochbauamt verfallen. Der Senat hat den Bezirken angeboten, dass sie sich für die Bauplanung Unterstützung bei den Landesbehörden holen können. Die Schüler von Steglitz-Zehlendorf trauen dem nicht: Sie planen im Sommer eine Großdemonstration.

Bröckelnder Putz an der Fassade der Fichtenberg-Oberschule.
Bröckelnder Putz an der Fassade der Fichtenberg-Oberschule.
© Kitty Kleist-Heinrich

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