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Stadtentwicklung: Neue Runde im Kreisverzehr

Charlottenburgs Regionalplaner wollen am kargen Ernst-Reuter-Platz mehr Cafés ansiedeln. Und sie haben noch weitere Ideen.

Der Charlottenburger Ernst-Reuter-Platz ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, lädt aber kaum zum Verweilen ein. Jetzt zählt seine Belebung zu den neuen Hauptaufgaben des „Regionalmanagements City West“. Dessen Leiter Dirk Spender wünscht sich Cafés im Parterre der Hochhäuser. Im Gespräch sei auch, eine Fahrspur zugunsten eines Radwegs zu schließen, damit Radfahrer das Rondell in beiden Richtungen umrunden können. Für das Areal um das Deutsche-Bank-Hochhaus, das seit einem Jahr der Kölner Firma „Art Invest“ gehört, entwickeln derzeit TU-Studenten Nutzungsideen und schlagen zum Beispiel ein Hotel vor. Denn Spender ist auch Uni-Dozent für „Real Estate Management“.

Bereits Ende 2011 hatte es eine Standortkonferenz gegeben, zu der auch der ehemalige Daimler-Chef Edzard Reuter als Sohn des Namensgebers und einstigen Regierenden Bürgermeisters Ernst Reuter gekommen war. Im „Workshopverfahren“ der Stadtentwicklungsverwaltung trifft sich eine Jury voraussichtlich wieder im Februar. Dem Gremium gehören Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, Bezirksbaustadtrat Marc Schulte (SPD), Regionalmanager Spender, Stadtplaner und Verkehrsexperten an. Regula Lüscher hält weitere Hochhäuser für denkbar. Der Platz „würde eine zweite Reihe vertragen“, wenn diese die Gegend um zusätzliche Nutzungen wie Wohnungen bereicherten und sich an den 80 Metern Höhe des denkmalgeschützten Telefunken-Turms orientierten, sagte Lüscher vor kurzem bei einer Tagesspiegel-Diskussion in der Schöneberger Urania.

Auch deren Umgebung bis hin zum Lützowplatz wollen die Regionalmanager um Dirk Spender nun aufwerten und damit erstmals über Charlottenburg-Wilmersdorf hinaus tätig werden. Bisher war das fünfköpfige Team im Auftrag der dortigen Wirtschaftsförderung tätig, finanziert wurde die Arbeit größtenteils durch die Senatswirtschaftsverwaltung mit Geldern aus einem bundesweiten Förderprogramm. Ende Januar läuft das auf drei Jahre befristete Projekt aus, eine Verlängerung um drei weitere Jahre ist geplant. Künftig will aber auch Tempelhof-Schöneberg die Dienste der Regionalmanager nutzen und sich an den Kosten beteiligen. Um städtebauliche Entwicklungsmöglichkeiten rund um die Urania soll es nächste Woche bei einem ersten internen Treffen gehen, zu dem Spender den Berliner Stadtentwicklungsstaatssekretär Ephraim Gothe sowie die Wirtschafts- und Baustadträte aus Charlottenburg-Wilmersdorf, Tempelhof-Schöneberg und Mitte erwartet.

Einen aktuellen Anlass, die Gegend einladender zu machen, sieht der Regionalmanager in der für Juni geplanten Eröffnung eines Vier-Sterne-Hotels mit 357 Zimmern im ehemaligen Philips-Hochhaus gegenüber der Urania. Noch bekämen Touristen „einen Schreck“, wenn sie entlang der verkehrsreichen Straße An der Urania und der Schillstraße in Richtung Lützowplatz liefen, sagt er. Vielleicht sei es sinnvoll, die Fahrbahnen schmaler zu machen.

Entscheidungsbefugnisse haben die Regionalmanager nicht, sie sehen ihre Stärke in der „Vernetzung der Akteure“ – darunter Politiker, Beamte, Vertreter der AG City und der IHK Berlin, Anwohner und Geschäftsleute. Im bisherigen „Forum City West“ im Amerika-Haus gab es viele Podiumsdiskussionen, beispielsweise auch zur umstrittenen Neugestaltung des Olivaer Platzes.

Soeben musste das Regionalmanagement allerdings das Amerika-Haus räumen, weil die Galerie C/O einziehen wird. Vorübergehend arbeiten Spender und seine Kollegen nun im nahen Bürohaus „City Light House“, aber dort fehlen Veranstaltungsflächen. Damit weiter mit vielen Gästen über die Zukunft der City West diskutiert werden kann, sucht das Team noch einen geeigneteren Standort.

- Informationen des Regionalmanagements gibt es unter www.berlin-city-west.de

Cay Dobberke

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