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Das Postfuhramt in Berlin. Die C/O Galerie muss bald raus.
© dpa

Rettung in letzter Minute: Galerie C/O Berlin zieht ins Amerika-Haus

Die Suche nach einem neuen Standort für die Galerie C/O Berlin findet ein Happy End. Das international renommierte Fotografieforum, das seinen alten Standort im ehemaligen Postfuhramt an der Oranienburger Straße in Mitte verlassen muss, zieht in das Amerika-Haus in Charlottenburg.

Ein entsprechender Mietvertrag wurde bereits letzte Woche zwischen C/O Berlin und der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) unterzeichnet, die die landeseigenen Gebäude verwaltet. Der Vertrag ist vom 1. September 2013 an gültig und hat eine Laufzeit von 16 Jahren. Über die vereinbarte Miete wurde Stillschweigen vereinbart.

Für seine Institution sei es „fünf Minuten vor zwölf“ gewesen, sagte C/O-Vorstand Stephan Erfurt bei einer Pressekonferenz im Amerika-Haus, deshalb sei die Einigung mit dem Land Berlin für ihn „das größte Weihnachtsgeschenk“. Der neue Eigentümer des alten Postfuhramtes, der Medizintechnik-Hersteller Biotronic, hatte den Mietvertrag gekündigt und eine Räumungsunterwerfung zustellen lassen, die einen Auszug bis zum Ende diesen Jahres verlangen würde. Darauf hat C/O Berlin allerdings mit einer Vollstreckungsabwehrklage reagiert. Seit August, berichtete Erfurt, sei es nicht gelungen, mit dem Besitzer ins Gespräch zu kommen. Nachhaltig enttäuscht zeigte er sich von den Bezirkspolitikern von Berlin-Mitte. Unmittelbar vor der Abgeordnetenhauswahl von 2011 war der Umzug der Galerie in die Atelierhäuser im Monbijoupark verkündet worden. Die Schlüssel waren bereits überreicht, C/O zahlte schon für Strom und Wasser, doch dann zog der Bezirk den Beschluss wieder zurück, weil der Park im Bebauungsplan als reine Grünfläche vorgesehen war.

Frei für Neues. Das Amerika-Haus am Bahnhof Zoo war ein US-Kultur- und Informationszentrum.
Frei für Neues. Das Amerika-Haus am Bahnhof Zoo war ein US-Kultur- und Informationszentrum.
© imagebroker / vario images

So bekommt nun die City West eine neue Attraktion. Kulturstaatssekretär André Schmitz freute sich über diesen „deutlichen Akzent im anderen Teil der Stadt“, in dem jetzt ein „Zentrum für Fotografie“ entstehe. In der Nachbarschaft des Amerika-Hauses am Bahnhof Zoo haben bereits das Museum für Fotografie, die Helmut Newton Stiftung und Galerien wie Camera Work ihren Sitz. Das Amerika-Haus war 1956/57 nach Plänen des Architekten Bruno Grimmek von der United States Information Agency als kulturelle Begegnungsstätte errichtet und 2006 der Stadt Berlin übergeben worden. C/O Berlin wird sich das denkmalgeschützte Gebäude, das bis zum Herbst behutsam saniert werden soll, mit der Landeszentrale für politische Bildung und der Schulleiter-Akademie teilen.

Die Fläche, die das von einer privaten Stiftung getragene Ausstellungsforum dabei bespielen kann, wird genauso groß sein wie am alten Standort in Mitte: rund 2000 Quadratmeter. Dabei stehen Stephan Erfurt und seine Kollegen vor besonderen Herausforderungen. Während das Postfuhramt über einige imposante Säle aus der Kaiserzeit verfügt, finden sich im Obergeschoss des Amerika-Hauses vor allem ehemalige Büros im nüchternen Stil der Nachkriegsmoderne. Einige verfügen noch über Dolmetscherkabinen mit der originalen Schallschutzisolierung. Für Kabinettausstellungen sind das ideale Bedingungen.

Christian Schröder

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