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In Rückenschule sollen die anatomischen Grundlagen des Rückens erläutert.
© Jan Woitas/dpa

Schmerzbehandlung: Neue Rückenschule im Hörsaal

Rückenschmerzen sind Volksleiden Nummer eins. Eine neue Rückenschule setzt nicht auf therapeutische Behandlung, sondern auf Aufklärung.

„Aufrecht sitzen!“ Viele haben diese Aufforderung schon mal von Mutter oder Oma gehört. Doch meistens folgt nur kurz ein Durchdrücken zum geraden Rücken, dann lässt man mit einem Seufzer die Verkrümmung wieder zu. Die Aufforderung – obwohl eher eine Beratung – scheint immer altmodischer zu werden. Sie hat jedoch Gründe. Es sieht nicht nur besser aus, eine regelmäßige Fehlhaltung kann auch zu Muskelverspannungen führen.

Wenn sich Muskeln wegen Verspannung verhärten, entstehen Rückenschmerzen. 70 bis 80 Prozent aller Deutschen sind mindestens einmal im Jahr betroffen, was Rückenschmerz zum Volksleiden Nummer eins macht. Laut Thomas Lang, Chefarzt für Orthopädie am Zentrum für ambulante Rehabilitation in Berlin, muss man bei sich selbst beginnen, um das zu verändern, denn „die Prävention ist im Kampf gegen den Rückenschmerz der erste Schritt“. Bei ihm in der Klinik wird die sogenannte Rückenschule angeboten. Sie soll eine gemeinsame Wissensbasis erzeugen, um Schmerzen vorzubeugen oder lindern zu können.

Stabilisierung, Haltung und Bewegung

„Rückenschule“ bezeichnet genau das, was man sich bei dem Namen vorstellt: eine Schule zum Thema Rücken. Es kommt nicht zu einer therapeutischen Behandlung, sie ist wie eine Vorlesung an der Universität aufgebaut. Je mehr Patienten über ihre Probleme wissen, desto besser können sie damit umgehen. Deshalb erklärt der Therapeut Krankheitsbilder, Risikofaktoren und Therapien. „Die anatomischen Grundlagen des Rückens erläutert er anhand von Bildern“, sagt Lang.

Hauptzweck der Rückenschule ist zu erklären, was der Patient am Rückenschmerz ändern kann. Die Antwort: Stabilisierung, Haltung und Bewegung. Werden Muskeln trainiert, sorgen sie dafür, dass die Haltung sich verbessert. Ziel ist, dass der Patient im Alltag mit seinen Rückenbeschwerden zurechtkommt. Und auch die Probleme am Arbeitsplatz sowie psychologische Aspekte des Rückenschmerzes werden dargestellt.

Rückenschule birgt keine Risiken. Der Patient wird ja nicht direkt behandelt. „Risiken gibt es nur im Alltag oder bei der direkten Ausführung“, betont Lang. Deshalb werden alle praktischen Anteile unter Anleitung erfahrener Therapeuten ausgeführt, bis der Patient eine ausreichende Sicherheit besitzt. „Er muss die Übungen, die er in der Klinik gelernt hat, unbedingt zu Hause weitermachen“, so Lang. Denn die den Rücken stabilisierende Muskulatur nimmt wieder ab, wenn sie nicht regelmäßig trainiert wird. Außerdem soll er sich, was er in der Rückenschule gelernt hat, zu eigen machen. Da hilft nur üben, üben, üben. Wer weiß, vielleicht kann sogar die nächste Generation davon profitieren, wenn Vater nach der Reha sagt: „Sitz aufrecht!“

Floris Kiezebrink

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