Bauvorhaben in Berlin: Neue Ministerien für viele Millionen Euro
Das Innenministerium soll einen weiteren Neubau bekommen, um Platz für neue Mitarbeiter zu schaffen. Der Ergänzungsbau ist nur eins der vielen Vorhaben in Berlin.
Nicht mal ein Jahr ist vergangen seit dem Einzug der Sicherheits-, Verfassungs- und Migrations-Experten in den Neubau des Bundesministerium des Inneren, da will Minister Thomas de Maizière schon den nächsten Neubau hochziehen. Das Gebäude soll auf dem bestehenden Grundstück zwischen Hauptbahnhof und Kanzleramt errichtet werden und eine zusätzliche nutzbare Fläche von 6000 Quadratmeter bieten. Damit reagiert de Maizière auf die akute Platznot beim Neubau des Innenministeriums und will Raum schaffen für die Schreibtische von neuen Mitarbeitern, die infolge der Flüchtlingskrise beschäftigt werden müssen.
Der Ergänzungsbau für das Innenministerium ist nur eins der vielen Neubauvorhaben in Berlin: Auch das Gesundheitsministerium, bisher mit Berliner Dienstsitz in der Friedrichstraße 108, startet die Sanierung eines Denkmalensembles an der Mauerstraße 29, einst Hauptsitz der Deutschen Bank. Kostenpunkt laut Wirtschaftsplan des Bundes: rund 170 Millionen Euro. Wie berichtet errichten außerdem das Auswärtige Amt einen Neubau am Werderschen Markt, laut Wirtschaftsplan des Bundes für 69 Millionen Euro. Auch das Bundesarbeitsministerium baut ein ergänzendes Gebäude an der Wilhelmstraße für 14 Millionen.
Eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums bestätigte auf Anfrage: „Vorgesehen ist, dass nach Fertigstellung des Gebäudes in der Mauerstraße alle derzeitigen Berlin-Arbeitsplätze, die jetzt noch auf unterschiedliche Gebäude in Berlin verteilt sind, am Standort Mauerstraße zusammengeführt werden“.
Alles könnte sehr schnell gehen
Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums bestätigte die Pläne für den Neubau des 6000 Quadratmeter Nutzfläche großen Solitärs: Damit sollten „vorbehaltlich der haushaltsmäßigen Anerkennung des angemeldeten Raumbedarfs durch des Bundesfinanzministerium bis zu 350 Arbeitsplätze geschaffen werden“. Details stünden wegen des frühen Planungsstadiums noch nicht fest.
De Maizières Neubau soll am Rande des bestehenden Ministeriumsstandortes in der Nachbarschaft des Kanzleramtes hochgezogen werden. Und alles könnte sehr schnell gehen, denn bereits im Wettbewerb für das fertig gestellte Haus war eine künftige Erweiterung Teil der Ausschreibung. Dazu hatten die Sieger des Wettbewerbs, die Architekten Müller Reimann, neben dem Z-förmigem Neubau einen Solitären am nordöstlichen Rand des Grundstücks vorgeschlagen. Konkrete Entwürfe gebe es noch nicht, sagte Ivan Reimann auf Anfrage. Ein Vorgespräch mit dem Ministerium habe stattgefunden, ein formeller Auftrag sei aber noch nicht erteilt. Die Kosten stehen noch nicht fest.
Aufgabenteilung zwischen Berlin und Bonn
170 Millionen Euro soll laut Wirtschaftsplan das Großprojekt an der Mauerstraße kosten, der größere Teil davon für das Bundesministerium für Gesundheit. Damit nimmt der Bund den Umzug weiterer Bediensteten von Bonn nach Berlin ins Visier, mindestens aber den stillen Abzug von Bediensteten vom Rhein. Denn das Gesundheitsministerium selbst wird nur eines der beiden vor dem Krieg für die Deutsche Bank errichteten Häuser nutzen, das so genannte „Haus 1“ mit rund 34 000 Quadratmetern. Das „Haus 2“, mit 29 000 Quadratmetern kaum kleiner und durch eine Brücke über die Französische Straße mit Haus 1 verbunden, wird gleich mitsaniert. „Im Wesentlichen zur Unterbringung anderer Ministerien“ heißt es in der Ausschreibung zu den Maßnahmen in Haus 2.
Gegebenenfalls seien aber auch andere Nutzungen der privaten Wirtschaft denkbar. Eine zeitweilige Untervermietung ist gleichsam nicht ausgeschlossen, wahrscheinlicher aber ist, dass der Bund Haus 2 schon mal fertig stellt in Vorbereitung auf die Ergebnisse des Arbeitskreises zum Bonn-Berlin-Gesetz, initiiert von Bundesbauministerin Barbara Hendricks.
Im Sommer sollen die Fachleute ihre Überlegungen vorstellen, wie eine neue Aufgabenteilung zwischen Berlin und Bonn aussehen könnte. Hinter den Kulissen wird gemunkelt, dass ein Komplettumzug der Ministerien nach Berlin zu erwarten ist, Bonn dafür aber Bundesämter oder nachgeordnete Behörden bekommt.
Der „Rutschbahneffekt“, der stillschweigende Wechsel ministerieller Abteilungen an die Spree, laufe ohnehin schon. Außerdem greife der vor Jahrzehnten festgelegte Schlüssel zur Aufteilung des ministerialen Personals auf die beiden Dienstsitze ohnehin nicht mehr, weil sich der Ressort-Zuschnitt vieler Häuser nach diversen Bundestagswahlen erheblich verändert hat. Die Konsequenz zu ziehen, sei letztlich auch gut für Bonn.
379 Mitarbeiter werden in den Neubau einziehen
Wie aber wird das gewaltige wilhelminische Bankhaus künftig genutzt? Geplant in Haus 1 ist die Neugestaltung des Eingangsbereichs, die Einrichtung einer Cafeteria und eines Besucherzentrums. Auch ein Presse- und Konferenzbereich ist vorgesehen. Eine Kantine soll im nicht für die Gröhe-Bediensteten reservierten Haus 2 entstehen, was wiederum für eine überwiegend ministerielle Nutzung spricht. Ebenfalls in dem Nachbarbau soll ein Konferenzbereich entstehen, wo früher die Kassenhalle war. Und die Tresorräume sollen als „hochwertige Lagerflächen“ dienen, wobei das Ministerium erwägt, deren Nutzung einem „Spezialanbieter“ zu übertragen.
Laut Gesundheitsministerium werden die in Berlin beschäftigten 379 Mitarbeiter in den Neubau einziehen. Wenn nichts schief geht, werden sie in gut vier Jahren an ihren neuen Schreibtischen in der Mauerstraße arbeiten können, so der Zeitplan der zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die bereits im Oktober vergangenen Jahres die Aufträge ausgeschrieben hat. Die Arbeitsaufteilung zwischen Bonn und Berlin bleibe davon unberührt, hieß es beim Gesundheitsministerium.
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