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Der Anblick des großen verrotteten Einkaufszentrums dürfte bald Geschichte sein. Liebe Leserinnen, liebe Leser: Senden Sie Ihre Fotos von Ruinen aus Berlin und dem Umland an leserbilder@tagesspiegel.de!
© Johan van Elk

Cité Foch in Berlin-Reinickendorf: In der Franzosen-Siedlung rücken Abrissbagger an

Selbst die BVG darf hier nicht hin: Wo einst Franzosen wohnten, verfällt alles. Nun rücken Abrissbagger an. Eine Schau widmet sich der Vergangenheit der Cité Foch.

Einst war sie eines der Zentren der französischen Community in Berlin, mitten in Reinickendorf, im Zentrum des Secteur Francaise du Berlin. In der ab 1952 erbauten Cité Foch lebten Offiziere und Zivilangestellte der französischen Militärregierung in den Wohnungen der Mehrfamilienhäuser an Straßen mit blauen Namensschildern wie der Rue Racine oder Avenue Charles de Gaulle. Mit eigenem Einkaufszentrum und Schwimmbad. Fremde wurden bisweilen misstrauisch beäugt, denn auf einem abgeschotteten Randgrundstück an der Rue Montesquieu erhoben sich Antennen, lauschte der Geheimdienst weit gen Osten.

Nach dem Abzug der Alliierten 1994 gab es zunächst eine hohe Leerstandsquote, doch nach erfolgter Sanierung konnten die 456 Wohnungen schnell wieder vermietet werden. Und auch der Horchposten fand zumindest vorübergehend neue Nutzer in Form einer Außenstelle des Bundesnachrichtendienstes. Auch der ist längst wieder ausgezogen, das Gebäude verfällt. Das Areal mit dem längst ruinösen Einkaufszentrum wurde dagegen zum Spekulationsobjekt und war dem Verfall ausgesetzt. Tausende von Euro musste der Bezirk in die Gebäudesicherung investieren, während der Grundstückseigentümer aus der Schweiz längst Insolvenz angemeldet hatte. Was folgte, waren 2014 die Zwangsversteigerung und der Besitzerwechsel.

Jetzt soll es endlich vorangehen. Für den Abriss des Einkaufszentrums wurde ein positiver Vorbescheid erteilt, so Baustadtrat Martin Lambert (CDU). Mit den Arbeiten soll in Kürze begonnen werde (allerdings war das auch schon 2014 im Gespräch). Mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) wurde im Dezember ein Städtebaulicher Vertrag unterzeichnet, in dem sich diese verpflichtet, für die straßenmäßige Erschließung zu sorgen. Denn bisher sind die Rues noch Privatstraßen, die von der BVG nicht befahren werden dürfen. Der Bezirk will jetzt den Bebauungsplan fertigstellen, im kommenden Jahr könnte dann mit dem geplanten Bau von rund 100 Miet- und 200 Eigentumswohnungen begonnen werden.

Noch entwickelt werden müssen die Flächen des ehemaligen Schwimmbades und der Abhörstation, wo ebenfalls Wohnungsbau geplant ist. Vorübergehend war auch die Errichtung eines Flüchtlingsquartiers an der Cyclopstraße vorgesehen, doch taucht dieser Standort in den jüngsten Planungen des Senats nicht mehr auf.

Bis zum 29 Mai zeigt das Reinickendorfer Heimatmuseum in Alt-Hermsdorf 35 die neue Ausstellung „Cité Foch – Reinickendorfs französische Erbschaft“ mit Bildern des Architekturfotografen Robert Conrad (täglich außer sonnabends von 9 bis 17 Uhr).

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