Zukunft des Olympiastadions: Neubau oder Umbau: Die Pläne fürs Stadion
Neue Arena oder Umbau des Olympiastadions: Immer mehr Details werden bekannt. Doch es fehlt ein Verkehrskonzept – und nicht nur das. Das Parlament ist von der Geheimnistuerei genervt.
Bloß keine Eile. "Bitte gedulden Sie sich bis Ende des Monats", hat Manager Michael Preetz gerade gesagt, dann gebe es "neue Erkenntnisse".
Vor dem Heimspiel heute gegen den 1. FC Köln hielt er sich an das Stillschweigen, das mit dem Senat vereinbart ist. Seit Juli 2017 verhandelt Hertha BSC mit der Sportverwaltung darüber, ob bis 2025 eine neue Arena im Olympiapark entsteht – oder ob das Olympiastadion fußballgerecht umgebaut wird. Ende April sollen Ergebnisse präsentiert werden.
Der Haken ist: Die Geheimnistuerei geht den Regierungsfraktionen im Abgeordnetenhaus schon lange gegen den Strich. Und neue Erkenntnisse gibt es schon jetzt.
Das Parlament will einen Alleingang des Senats verhindern
Die Sport- und Finanzexperten von SPD, Linken und Grünen wollen bei der Entscheidung – Neubau oder Umbau – einen Alleingang des Senats verhindern. Sie drängen darauf, dass nach der Präsentation der verschiedenen Modelle Ende April das Parlament in die weitere Diskussion einbezogen wird. Und zwar auf Augenhöhe. Zu viele Fragen seien offen und und es gehe um viel Geld. Hertha hat zwar intern versichert, dass ein privater Investor bereitstehe, eine moderne Fußballarena für etwa 50 000 Zuschauer zu finanzieren. Aber der Flächenbedarf rund ums neue Stadion ist viel größer als gedacht und der Standort an der schmalen, mit Kopfstein gepflasterten Rominter Allee müsste für den Autoverkehr erschlossen werden, weil eine Tiefgarage für 1000 Fahrzeuge geplant ist.
Wer das hügelige Waldgelände westlich des U-Bahnhofs Olympia-Stadion kennt, der fragt sich auch: Auf welchen verschlungenen Pfaden sollen die Fans, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen, das neue Stadion auf der Anhöhe zwischen Rominter Allee, Hanns-BraunStraße und Gutsmuthsweg erklimmen? Interessierte Parlamentarier erkundigten sich bei den Unterhändlern von Hertha und Senat, ob denn schon ein Verkehrsgutachten für die Stadionanbindung existiere? Nein, das gebe es nicht.
Bei der Verkehrsanbindung und dem Lärmschutz gibt es noch offene Fragen
Auch ist die Frage, wer die Verkehrserschließung und sonstige Infrastruktur rund ums neue Arena finanzieren soll – der Verein oder die öffentliche Hand –, bisher wohl nicht abschließend geklärt. Es muss auch noch ausgerechnet werden, wie hoch die Erbpacht ist, die der Verein für das riesige Grundstück auf dem Olympiagelände zahlen müsste. Erst dann lässt sich sagen, ob diese Pacht jene fünf Millionen Euro Einnahmeverluste ausgleichen kann, wenn die landeseigene Olympiastadion GmbH auf Hertha als Ankermieter verzichten müsste.
Auch beim Lärmschutz gebe es offene Fragen, sagen Abgeordnete der Koalition. In Berlin sind für öffentliche Veranstaltungen im Freien höchstens 18 "störende Veranstaltungen pro Jahr und Ort" zulässig. Was diese Vorschrift für zwei Stadien in unmittelbarer Nachbarschaft bedeutet, muss geklärt werden. Zumal in der Nähe auch die Waldbühne steht. Mit Rücksicht darauf hat Hertha angeblich zugesagt, dass in der neuen Fußballarena an spielfreien Wochenenden keine Konzerte stattfinden würden, sondern höchstens Veranstaltungen (etwa Sportkongresse), die keinen Lärm machen.
Ob neues Stadion oder nicht: in wenigen Jahren muss das Olympiastadion ohnehin saniert werden
Spannend ist auch, wie sich ein neues Stadion mit allem Drum und Dran in das Olympiagelände einbetten lässt, das als Gartendenkmal in die Berliner Denkmalschutzliste eingetragen ist. Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport wird frühestens im Herbst einen Masterplan zur Entwicklung des 130 Hektar großen Areals vorlegen. Aber auch die andere Variante, ein Umbau des Olympiastadions im Sinne der Fußballfans (steile Tribünen, keine Laufbahn), wirft Fragen auf. Für Hertha BSC ist diese Idee, die vom Senat favorisiert wird, wenig attraktiv. Denn eine denkmalgerechte, aber gleichzeitig stimmungsfördernde und wirtschaftliche Umgestaltung dürfte schwierig sein.
Zumal in den Regierungsfraktionen eher an einen Umbau des Olympiastadions gedacht wird, der möglichst wenig in die Bausubstanz eingreift und einigermaßen preiswert ist. Unstrittig ist beispielsweise die Abhängung des Oberrings mit flexiblen Videoleinwänden. Das würde, so hört man, 22 Millionen Euro kosten. Ein großer Umbau, mit steileren Tribünen im Unterring und Verzicht auf die blaue Laufbahn, wäre zwar im Sinne von Hertha, aber dies würde den Profiverein finanziell belasten. In diesem Fall droht dem Verein, dass sich die jährliche Stadionmiete von rund fünf Millionen Euro verdoppeln könnte. Nur so kämen die Baukosten für den Senat wieder rein.
Es gibt da noch ein Problem, über das bisher nicht geredet wurde: Das alte Stadion muss in ein paar Jahren ohnehin saniert werden, weil der Zahn der Zeit am Bauwerk nagt. Egal, ob Hertha dort spielt oder nicht. Die letzte Grundsanierung und Modernisierung wurde 2004 beendet. Nach zwei Jahrzehnten, sagen Experten, ist eine Generalüberholung des Stadions unvermeidbar. Erste Kostenprognosen liegen bei über 40 Millionen Euro.