Charlottenburg-Wilmersdorf: Der Berliner Olympiapark soll wieder aufleben
Was wird aus dem denkmalgeschützten Olympiapark im Westen Berlins? Die Landesregierung schreibt eine Studie für die Entwicklung bis 2050 aus.
Der Senat will im Herbst einen Masterplan zur Entwicklung des Olympiaparks im Westen Berlins vorlegen, der großenteils immer noch im Dornröschenschlaf liegt. Die meisten Gebäude sind sanierungsbedürftig, viele nur provisorisch nutzbar. Und manche Baukomplexe sind abrissreif.
Jetzt hat die Senatsverwaltung für Inneres und Sport eine Studie „für die Sanierung und Modernisierung des Olympiaparks inklusive energetischer Betrachtung und Umsetzungsfahrplan“ ausgeschrieben. Die Unterlagen können ab sofort abgerufen werden, bis Mitte August soll das Gutachten fertig sein.
Daraus will die Sportverwaltung bis Ende September ein Gesamtkonzept für das ehemalige Reichssportfeld basteln, das als Gartendenkmal geschützt ist. Es soll alle Gebäude und Sportanlagen auf dem 130 Hektar großen Gelände umfassen, deren Sanierungs- und Instandhaltungsbedarf bis 2050 beschreiben und die Kosten dafür schätzen.
Vom Senat nur halbherzig angenommen
Eine energetische Sanierung der Bausubstanz wird vorausgesetzt, um durchschnittlich 80 Prozent der Primärenergie (im Vergleich zu 2010) einzusparen. Zuletzt hatte der Landesdenkmalrat empfohlen, einen solchen Masterplan zu erarbeiten. Auch der Präsident des Landessportbunds, Klaus Böger, hatte dies im vergangenen Jahr gefordert.
Angelegt wurde das weitläufige Gelände rund um das Berliner Olympiastadion in den Jahren 1934 bis 1936. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente der nördliche Teil des Olympiaparks den britischen Alliierten als Hauptquartier und war öffentlich nicht zugänglich.
1994 fiel die geschichtsträchtige Immobilie, nach dem Abzug der Besatzungsmächte, an den Bund, der es wenig später an das Land Berlin abgab. Die große Herausforderung, das reizvolle, aber heruntergekommene Areal wieder auf Vordermann zu bringen, wurde vom Senat seitdem nur halbherzig angenommen.
Das lag nicht nur an mangelnder Fantasie, sondern hatte auch handfeste finanzielle Gründe. Schon 2001 wurde der Sanierungsbedarf (ohne Olympiastadion) auf 125 Millionen Euro geschätzt. Hochgerechnet auf heutige Baupreise dürften das mehr als 200 Millionen Euro sein.
Der Senat hat für die Sanierung und Modernisierung des Olympiaparks insgesamt aber nur 84 Millionen Euro bereitgestellt, von denen bisher nur etwa 15 Millionen Euro verbaut worden sind. Ein „Leitkonzept für das Olympiagelände“, das der Senat 2004 beschloss, ist fast vergessen.
Damals wurde versprochen, aus dem riesigen Park im Ortsteil Westend „ein einzigartiges Areal für Sport, Kultur und Freizeit zu machen“, dessen Besuch auch für Berlin-Touristen zum Standardprogramm gehören sollte.
Entwicklung des Olympiaparks kommt nur langsam voran
Wie man sieht, ist Papier geduldig. Einem breiteren Publikum sind nur das Olympiastadion, die Waldbühne und das Schwimmbad bekannt, das in letzter Minute vor dem Zusammenbruch bewahrt, teilsaniert und 2016 wieder eröffnet wurde.
Hockeystadion und Maifeld, Reiterstadion oder Sportmuseum fristen nach wie vor ein Schattendasein. Erst 2019 wird das Museum in den sanierten Maifeldtribünen am Glockenturm eine Dauerausstellung präsentieren können. Nach wie vor kommt die Entwicklung des Berliner Olympiaparks nur in Trippelschritten voran, ein Konzept ist dahinter nicht erkennbar.
Das soll nun anders werden. Die jetzt ausgeschriebene Studie solle den Bauzustand aller Gebäude des Olympiaparks erfassen, bewerten und die Reihenfolge der Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen langfristig festlegen, bestätigte die Innen- und Sportverwaltung des Senats dem Tagesspiegel.
Alle Bauvorhaben müssten unter laufendem Betrieb realisiert werden, sagte ein Sprecher. Denn zu den aktuellen Nutzern des Geländes gehören neben Hertha BSC viele Vereine und Verbände des Amateursports, die Poelchau-Oberschule und die Besucher des Schwimmbads. Ab Oktober soll sich das Abgeordnetenhaus mit dem neuen Konzept für den Olympiapark befassen.
Dutzende kleine Bauten sollen abgerissen werden
Welche anspruchsvolle Aufgabe vor den Gutachtern steht, ist den 33 Seiten starken Anlagen (Gebäudeliste und Flächenübersicht) zu entnehmen. Knapp drei Dutzend kleine Bauten, die nach 1945 errichtet wurden, sollen abgerissen werden.
Der Sanierungsbedarf der übrigen Gebäude, die teilweise unter Denkmalschutz stehen, reicht nach Darstellung der Sportverwaltung von der Dachsanierung über den Brandschutz und die Erneuerung von Fenstern und Türen bis zur Abdichtung der Kellerwände.
Mit keinem Wort erwähnt wird in der Ausschreibung der mögliche Neubau eines Fußballstadions für Hertha BSC. Aus der Grafik zur Gebäudebewertung, die der Ausschreibung der Studie beigelegt ist, geht aber hervor, dass es keine unüberwindlichen Hindernisse für eine neue Arena in Nachbarschaft zum Olympiastadion geben dürfte.
Der hauptsächlich betroffene 3,6 Hektar große Schenkendorffplatz mit zwei Trainings-Spielfeldern steht Hertha BSC per Mietvertrag zur alleinigen Nutzung zur Verfügung.
Etwas weiter westlich, an der Hans-Braun-Straße, stehen alte Garagen und die ehemalige „Wache Ost“, diese Bauten sind zum Abriss freigegeben.
Einem Stadionneubau fiele aber die Bildungsstätte der Sportjugend zum Opfer, da müsste Hertha mit dem Landessportbund verhandeln. Der schlichte, geklinkerte Flachbau wurde erst 1974/75 gebaut, steht also nicht unter Denkmalschutz. Momentan steht das Gebäude noch auf dem „Instandsetzungsfahrplan“ der Sportverwaltung des Senats.