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Eine große, große Gastfreundschaft. Auf der Internationalen Tourismusbörse stellt sich die Mongolei mit ihren Gebräuchen vor.
© dpa/Stephanie Pilick

Internationale Tourismusbörse 2015: Na dann: Alles Jurte!

Die Internationale Tourismusbörse startet – mit der Mongolei als Partnerland. Ein Bürgermeister ist dem Staat auf besondere Weise verbunden.

Wie einst die Brüder Grimm in den hessischen Wäldern und Dörfern, so war Udo Haase vor einigen Jahrzehnten in der mongolischen Steppe unterwegs. Als Asienwissenschaftler ging er von Jurte zu Jurte, um sich von den Nomaden des riesigen Landes ihre Märchen erzählen zu lassen und sie zu sammeln.

Er war während seines Studiums für zwei Jahre in der Hauptstadt Ulaanbaatar, spricht seitdem fließend Mongolisch und hat lange Jahre als Dolmetscher gearbeitet. Die Begeisterung für das ferne Land hat ihn nicht mehr losgelassen. Immer wieder ist er auf Reisen dort gewesen, ob auf Wildpferd-Treck im Altai-Gebirge oder zu Ausgrabungen von Saurierskeletten in der Wüste Gobi. Heute ist er Bürgermeister von Schönefeld und den mongolischen Menschen weiterhin auf vielfältige Weise verbunden.

In Berlin leben 1200 Mongolen

„In ihnen allen fließt Nomadenblut“, sagt Haase. „Die Mongolen sind wirklich die Weltmeister der Gastfreundschaft. Das ist eine Offenheit und Herzlichkeit, die wir nicht mehr kennen und die unsereins geradezu beschämt.“ Einen Teil dieser erlebten Gastfreundschaft möchte er durch seinen Einsatz zurückgeben, und das gelingt ihm als Schönefelder Bürgermeister.

Seit 1978 hatte das volkseigene Gut Waßmannsdorf Beziehungen zum mongolischen Staatsgut Bor Nuur. Auf diese Tradition aufbauend, unterhält Schönefeld seit 17 Jahren eine intensive Partnerschaft mit dem Stadtbezirk Bayangol von Ulaanbaatar. Man trifft sich regelmäßig, veranstaltet einen Kinder- und Jugendaustausch, auch einen Lehrlingsaustausch. „Das klappt sehr gut“, sagt Haase. Schönefeld engagiert sich zudem für die Ausbildung von Mongolen. Jüngstes Beispiel ist das Großziethener Hotel „Belger“, wo ein junger Mongole im September 2014 eine zweijährige Ausbildung als Gaststättenfachmann begonnen hat.

Die mongolische Küche ist legendär, doch es gibt kein Restaurant in Berlin

In Berlin selbst leben 1200 Mongolen, die meisten in Mitte und Pankow. Die mongolische Küche ist zwar legendär, doch zurzeit gibt es kein Restaurant in Berlin, das Spezialitäten aus dem Land anbietet. Haase bedauert das sehr: Delikatessen wie die mongolischen Teigtaschen Buuds und Chuuschuur, gefülltes Murmeltier oder gesalzener Milchtee sind im Moment leider nirgends zu bekommen.

Gobi-Kenner. Schönefelds Bürgermeister Udo Haase ist Mongolei-Fan.
Gobi-Kenner. Schönefelds Bürgermeister Udo Haase ist Mongolei-Fan.
© Pilick/ picture alliance / dpa

Die Berliner kennen die Mongolei eher von den winterlichen Lesungen im Sony-Center, die in originalen Jurten stattfinden. Janshindulam Daschzeweg ist selbst in einer Jurte aufgewachsen und setzt sich in Berlin für die Begegnung von Mongolen und Deutschen ein. Es ist ein kulturelles Erbe der besonderen Art, denn Jurten gehören zu den ältesten selbst geschaffenen menschlichen Behausungen überhaupt. Der Berliner Verein „Ulaanbaatar“ pflegt diese mongolische Kultur, bietet Seminare, Lesungen und Märchenstunden in Jurten an. Man kann dort auch probeweise übernachten.

Wenn auf der Internationalen Tourismus Börse die Mongolei als Gastland hervorgehoben wird, so ist das eine Gelegenheit, dieses Land auch über die ersten Eindrücke von Pferdekopfgeigenspielern und Obertongesang kennenzulernen.

Außenstelle. Die mongolische Botschaft befindet sich in Pankow.
Außenstelle. Die mongolische Botschaft befindet sich in Pankow.
© Thilo Rückeis

Die Mongolei, erläutert Haase, hat nach dem Zerfall des sowjetischen Imperiums einen bemerkenswerten Transformationsprozess durchgemacht, der zu demokratischen Institutionen geführt hat. „Darauf können sie wirklich stolz sein, das ist nur in wenigen Ländern gelungen.“ Zudem sei es erstaunlich, wie überall im Land die Lama-Klöster neu entstanden sind, natürlich mit modernem Einschlag: „Da sehen Sie Klosternovizen mit dem Handy am Ohr.“ Die wirtschaftliche Lage ist aber immer noch prekär. „Die Mongolen sind Arme, die auf Gold sitzen. Ihre schlummernden Bodenschätze wie Gold, Kupfer, Zink, Uran und Seltene Erden wecken große Begehrlichkeiten.“

Udo Haase freut sich nicht nur auf die Präsenz der Mongolei auf der ITB, sondern mehr noch auf das deutsch-mongolische Volksfest, das traditionell im Juli in Waßmannsdorf stattfindet. „Dazu kommen alle Mongolen aus Berlin zusammen und feiern, essen und trinken mit uns, es ist eine großartige Atmosphäre.“ Die traditionellen Sportarten wie Ringen, Bogenschießen und Pferderennen werden vorgeführt, und es gibt eine Vielzahl mongolischer Spezialitäten, von denen nicht nur der Schönefelder Bürgermeister schwärmt. Nur vor Airag, der vergorenen Stutenmilch, möchte er warnen: „Manche Mongolen trinken im Sommer zehn Liter täglich davon. Die schmeckt wunderbar frisch, kann aber für Anfänger eine durchschlagende Wirkung haben.

Die Internationale Tourismusbörse - Weltreisen mit Pippi Langstrumpf und Co.

ÖFFNUNGSZEITEN
Die ITB beginnt für Fachbesucher am heutigen Dienstag und endet am Sonntag. Privatbesucher können dann am Sonnabend und Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr die Messe besuchen.

EINTRITTSPREISE
Das Tagesticket kostet für Privatbesucher an der Tageskasse regulär 15 Euro. Eintrittskarten im Vorverkauf sind online unter www.itb.de für zwölf Euro erhältlich. Schüler und Studenten zahlen ermäßigt acht Euro. Außerdem gibt es für Kurzentschlossene am Sonntag ab 14 Uhr ein Last-Minute-Ticket an den Tageskassen, das ebenfalls acht Euro kostet. Kinder unter 14 Jahren haben in Begleitung eines Erwachsenen freien Eintritt.

SO KOMMT MAN HIN
Im regelmäßigen Takt fahren zwei City-Shuttle-Linien zum Messegelände und halten dabei an den regulären Bushaltestellen weitere Infos finden Sie hier: www.itb-berlin.de/Besucher

Das gilt auch für die Strecken von Flughafen Tegel und Hauptbahnhof zur ITB. Autofahrer haben die Möglichkeit, am Olympiastadion zu parken und von dort aus den Shuttle M1 zu nehmen. Daneben ist die Anfahrt auch mit den üblichen öffentlichen Verkehrsmitteln möglich: Mit den S-Bahnen S5 oder S75 bis zum Bahnhof Messe Süd, die nächsten Eingänge zur ITB sind der Eingang Messedamm und der Eingang Süd.

VERANSTALTUNGEN
Fotograf Frank Riedinger berichtet am Sonnabend, dem 7. März, um 13 Uhr bei einer Diashow von seinen Reisen durch die Mongolei, das diesjährige Gastland der Tourismusbörse. Sein Vortrag läuft auf der kleinen Bühne in der Halle 4.1. Ebenfalls Gast der Messe ist der Schriftsteller Galsan Tschinag, der ursprünglich aus der Mongolei stammt. Der Gewinner des „ITB Buch-Awards 2015“ liest um 12 Uhr am Sonnabend auf der kleinen Adventure-Bühne aus seinem Roman „Gold und Staub“. Wem das vielleicht zu trocken erscheint, der sollte zum Termin mit dem Segler Wilfried Erdmann gehen. Er stellt um 12.30, ebenfalls auf der kleinen Adventure-Bühne, seinen Erinnerungsroman „Ich greife den Wind“ vor, in dem er aus seinen Segelreisen um die Welt berichtet. Ein Höhepunkt für Kinder dürfte die „Pippi-Langstrumpf-Geburtstagsfeier“ sein: Die Figur wird dieses Jahr 70, das wird mehrmals an beiden Wochenendtagen in der Halle 18 gefeiert. Indien-Interessierte haben am Sonnabend die Möglichkeit, bei Yoga-Stunden und Bauchtanz-Kursen mehr über das Land zu erfahren. Am Stand Indonesiens werden durchgängig Massagen und Kaffee angeboten. Peru hingegen tischt in Halle 1.1 Nationalgerichte wie „Ceviche“ auf. Auch Ungarn lädt in Halle 2.2 zu heimischen Gerichten wie dem Hefegebäck „Kürtöskalács“ und Weinverkostung ein. Deutschland ist auf der ITB unter anderem mit dem sächsischen Swing-Quartett „Götz Bergmann & his Gentleman“ vertreten: Die Band tritt am Samstag drei Mal in der Halle 11.2 auf.

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