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Berlins Regierender Bürgermeister, Michael Müller (SPD), am Donnerstagmorgen während seiner Regierungserklärung.
© Stefan Zeitz/imago
Update

Senat debattiert Strategiewechsel: Müller stellt schnellere Impfungen für jüngere Berliner in Aussicht

Der Senat diskutiert Impfstrategie: Gesundheitssenatorin Kalayci will die Reihenfolge aufrechterhalten. Brandenburg würde Astrazeneca-Dosen aus Berlin nehmen.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller hat in Aussicht gestellt, von der strikten Impfreihenfolge nach Alter und Vorerkrankungen abzuweichen: Man müsse diskutieren, mobile Gruppen wie „die Studierenden oder die Auszubildenden“ schneller gegen Corona zu impfen.

Wissenschaftler hätten dies dem Senat empfohlen, um Infektionsketten zu durchbrechen, sagte Müller am Donnerstagmorgen in seiner Regierungserklärung im Abgeordnetenhaus. Ihm sei auch bewusst, „was dann passiert, es wird wieder eine Diskussion geben über Privilegien und Ungerechtigkeiten“.

Der SPD-Politiker ergänzte aber: „Wir verwalten im Moment einen Mangel. Und das machen wir, so gut es geht. Wir könnten pro Tag 20.000 Impfungen vornehmen und kommen gerade auf 10.000 Impfungen.“

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) will an der Impfreihenfolge absehbar festhalten. Zwar werde „der Zeitpunkt kommen, wo wir jenseits der Prioritäten impfen können“, sagte Kalayci: „Solange der Impfstoff so reduziert ist wie jetzt, werden wir beim gezielten Impfen bleiben.“

Astrazeneca bald nur noch in Tempelhof

Kalayci wies zudem - in Teilen - einen Tagesspiegel-Bericht zurück, wonach Berliner massenhaft auf Impfungen mit Astrazeneca verzichten. Es seien nur noch 28.000 Astrazeneca-Dosen frei verfügbar - und Zehntausende noch ungenutzter Fläschchen an Impfzentren, Kliniken und Praxen verteilt worden. Die Senatorin warnte sogar vor einer „Knappheit“ des britisch-schwedischen Impfstoffs.

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Dass Astrazeneca ein „Akzeptanzproblem“ habe, hatte Kalayci selbst gesagt. Der Senat bestätigte am späten Nachmittag Tagesspiegel-Informationen, wonach das Mittel bald nur noch im Tempelhofer Impfzentrum eingesetzt werden soll. In Tegel soll ab dem 7. April das Biontech-Präparat gespritzt werden, der Astrazeneca-Impfstoff geht dann vor allem an Praxen, die zunehmend das Impfen übernehmen dürften. Bei den Umbuchungen von Terminen für Zweitimpfungen von Tegel nach Tempelhof könne es zu Verschiebungen kommen, teilte die Gesundheitsverwaltung mit.

In Brandenburg herrscht anhaltend hohe Nachfrage nach dem umstrittenen Impfstoff. Brandenburg würde Berlins ungenutzte Dosen gern in der Mark einsetzen: „Jederzeit“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dem Tagesspiegel.

Müller zur Osterruhe: "Habe zu Verunsicherung beigetragen"

Inzwischen steigen die Infektionszahlen, auch in Berlin werden dabei zunehmend Corona-Fälle gemeldet, die sich mit der britischen Virusvarianten B.1.1.7 angesteckt haben. Forscher hatten gesagt, die dritte Pandemiewelle würde von solchen Mutationen dominiert.

[„Zu schwach für den Kindergarten“: Wenn das Long-Covid-Syndrom die Jüngsten trifft, lesen Sie bei Tagesspiegel Plus.]

Zu Beginn seiner Rede nahm Müller auch sich selbst für die kürzlich beschlossene und dann wieder zurückgenommene Osterruhe in die Verantwortung. „Auch ich habe dazu beigetragen, dass es diese Verunsicherung gibt und es tut mir leid“, sagte der Senatschef.

Müllers Oster-Appell: Nicht alles machen, was möglich ist

Müller kündigte zudem schärfere Regeln für Arbeitgeber und die Wirtschaft an. "Wir wollen in eine Verpflichtung gehen beim Thema Homeoffice", sagte Müller und fügte hinzu: "Ich kann es nicht verstehen, wie selbstverständlich wir bei Schulen et cetera eingreifen, in Betrieben aber keine Wechselschichten verlangt werden."

Mit Blick auf die Situation auf den Intensivstationen, darunter der Charité, sagte Müller: "Es geht nicht um Angstmacherei, es geht aber auch nicht, dass solche Situation einfach negiert werden. Es gibt eine akute und existenzielle Bedrohung für die Menschen in unserem Land, das ist so." Müller endete mit einem Appell an die Berlinerinnen und Berliner: "Ich bitte sie dringend darum, auch über die Ostertage sich bewusst zu machen: Nicht alles, was möglich ist, muss man machen."

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