Flughafen Berlin-Schönefeld: Michael Müller: BER soll 2017 eröffnen
Der BER soll 2017 eröffnen. Das sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller am Freitag nach einer Sitzung des Kontrollgremiums. Er gestand aber auch ein, dass es knapp werden könnte.
Trotz des Baustopps und mehrmonatiger Rückstände auf der Baustelle soll der Berliner Hauptstadtflughafen 2017 eröffnen. Das sagten der Aufsichtsratschef und Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Flughafenchef Karsten Mühlenfeld am Freitag nach einer Sitzung des Kontrollgremiums.
Es sei „nach wie vor möglich“, dass der BER 2017 an den Start gehen könne, sagte Müller. „Zur Wahrheit gehört aber, dass es knapp wird.“ Es gebe auch Möglichkeiten, Rückstände wieder aufzuholen. Mühlenfeld zufolge war vorgesehen, den BER am Anfang des zweiten Halbjahres 2017 zu eröffnen. Nun solle das spätestens im Oktober geschehen, zur Umstellung auf den Winterflugplan.
Weichen für Erweiterung
Der Aufsichtsrat stellte am Freitag erste Weichen für die bereits nötige Erweiterung des zu kleinen BER. Flughafenchef Karstenn Mühlenfeld legte ein 600 Millionen Euro teures Ausbaukonzept bis zum Jahr 2023 vor, um die dann erwarteten 40 Millionen Passagiere abfertigen zu können. Es sieht eine Weiternutzung des alten Schönefelder Flughafens und ein neues BER-Terminal für Billigairlines vor. Der Aufsichtsrat gab eine erste Rate von 65 Millionen Euro bereits frei, unter anderem für den Bau eines Interims-Regierungsflughafens und den Ausbau des alten Schönefelder Flughafens.
Mühlenfeld äußerte sich zuversichtlich, dass der aktuelle Baustopp im Terminal wegen der unter dem Dach eingebauten zu schweren Rauchgasventilatoren bald aufgehoben wird. Man habe eine Lösung gefunden, um jedwede Gefährdung auszuschließen. Vize-Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider nannte die Medienberichterstattung einen „Sturm im Wasserglas“.
Demonstranten vor Verwaltungsgebäude
Als Berlins Regierender Bürgermeister am Freitagmorgen an dem alten Verwaltungsgebäude des Flughafens Tegel eintraf, wo seit 10 Uhr der BER-Aufsichtsrat tagt, hielt er sich lieber zurück. Es ist Müllers zweite Sitzung als Chef des Aufsichtsrates und es wird gleich eine ziemlich schwierige werden: Baustopp, Imtech-Pleite, staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen Abrechnungsbetruges durch den Siemens-Konzern, es gibt allerhand zu besprechen.
Etwas gesprächiger war Vize-Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider. Er lieferte sich ein hitziges Wortgefecht mit einem Dutzend Demonstranten, die vor dem Gebäude Schilder hochhielten mit der Aufschrift "Stoppt den Wahnsinn", "Milliardengrab BER" und "Neuer Standort jetzt". Es sei falsch, jetzt die Grundsatzfrage zu stellen, sagte Brettschneider.
Seit Montag steht die Baustelle im Terminal in Schönefeld still, am Main Pier Nord, dem Main Pier Süd und dem Südpier werde aber weiterhin gearbeitet, sagte Flughafensprecher Ralf Kunkel am Freitag. Eine Gesamtfreigabe des Terminals ist wohl erst in vier Wochen zu erwarten, wie Flughafenstaatssekretär Engelbert Lütke Daldrup am Donnerstag im Abgeordnetenhaus sagte.
600 Millionen Euro für den Ausbau
Um den Baustopp wird es in der Aufsichtsratssitzung allerdings nur am Rande gehen. Regulär auf der Tagesordnung stehen die Kapazitätsprobleme des neuen Großflughafens, der - sollte er jemals eröffnet werden - schon viel zu klein sein wird. Das neue Terminal schafft vorerst nur 22 Millionen Passagiere – so viel wie der Flughafen Tegel in diesem Jahr. Deshalb hat BER-Chef Karsten Mühlenfeld ein 600 Millionen Euro teures Interimsausbauprogramm bis 2019 vorgelegt, das auf den alten Flughafen Schönefeld und ein neues Zusatzterminal für Billigairlines am BER setzt.
Wie wäre es denn, wenn Aufsichtsrat, Geschäftsführung und irgendwelche Staatssekretäre nun erst mal eine Zeit lang gar nichts mehr sagten über Eröffnungstermine und „Auskömmlichkeiten“? Noch ist der BER weder zu klein, noch zu groß noch genau richtig - er ist schlicht noch nicht vorhanden.
schreibt NutzerIn joeescher
Als Rainer Bretschneider am Freitagmorgen in Tegel eintraf, erteilte er Vorstößen aus Sachsen eine Absage, die einen Flughafenverbund Berlin-Leipzig als Lösung für das Problem ins Spiel gebracht haben. Dieses Angebot hatte Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich kürzlich erneuert. "Ich kenne keinen Vorschlag aus Sachsen, wie das funktionieren würde", sagte Bretschneider am Freitag. "Im übrigen entscheiden die Berliner und Brandenburger selbst, von wo sie fliegen." Zum Vorstoß aus Sachsen äußerte sich auch ein weiteres Aufsichtsratsmitglied am Freitag: Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Cottbus sagte: "Aus Sicht der Sachsen ist es verständlich, dass sie versuchen, aus der Notlage Berlins Kapital zu schlagen", sagte Krüger. "Für die die Hauptstadtregion ist das aber keine Option. Der Aufsichtsrat hat sich klar darauf verständigt, keine Verkehre abzuweisen."
"Wenn wir Pech haben, finden wir noch 15 weitere Fehler"
Bretschneider betonte zudem noch einmal, dass der Baustopp durch die jüngsten Statikprobleme im Terminal den Eröffnungstermin 2017 nicht gefährdeten. Die zu schweren Raumventilatoren unter dem Terminaldach seien "ein Fehler". "Das ist ärgerlich, aber das wird abgestellt", sagte Bretschneider. "Wenn wir Pech haben, werden wir noch 15 weitere Fehler finden."
Der Aufsichtsrat tagt vermutlich wieder den ganzen Tag. Für den Abend ist eine Pressekonferenz angesetzt, die Uhrzeit wird im Laufe des Tages bekanntgegeben.