Udo Walz wird 75: „Mein Beruf ist mein Hobby“
Deutschlands bekanntester Friseur Udo Walz feiert am Sonntag seinen 75. Geburtstag. Vor allem feiert er sein Handwerk. Eine Würdigung.
Handwerk hat goldenen Boden? „Das stimmt auf jeden Fall“, sagt Udo Walz mit fester Stimme. „Handwerker braucht man immer, Installateure, Tischler, Elektriker ... Das ist auf jeden Fall ein krisensicherer Beruf.“
Damit stößt er in dasselbe Horn wie der Bundespräsident und seine Frau, die seit Beginn der Präsidentenamtszeit immer wieder aktiv dafür werben, dass Jugendliche nicht automatisch zum Studium streben, sondern auch eine Ausbildung in Erwägung ziehen sollten. Manch einer überhört seine eigentliche Berufung, weil die Eltern sich für die Kinder unbedingt eine Akademikerlaufbahn erträumen, die aber gar nicht immer besser sein muss.
Aus der Sicht von Deutschlands berühmtesten Friseur ist es viel sinnvoller, der inneren Stimme zu folgen, die ihm selber einst am ersten Tag seines Praktikums bei einem Friseur gesagt hat: „Das will ich machen. Nichts anderes.“ Seinen 75. Geburtstag feiert er am kommenden Sonntag und ist damit längst im Rentenalter angekommen. Für Walz ist das aber kein Grund, mit dem Schneiden, Waschen und Föhnen aufzuhören. Dabei pflegt er nicht mal ein überhöhtes Selbstbild, sieht sich zum Beispiel nicht als Künstler oder Haar-Designer.
Auch nach über 50 Jahren mit eigenem Salon in Berlin und unzähligen prominenten Kunden zwischen Marlene Dietrich und Angela Merkel ist er auf dem Boden geblieben. „Ich bin Friseur“, sagt er ohne Wenn und Aber. „Es macht mir einfach Spaß“. Er würde selbst, wenn er im Rollstuhl sitzen müsste, noch jeden Tag im Salon sein wollen. „Das gefällt den Mitarbeitern, und die Kunden mögen es auch, wenn ich hier bin.“
„Das macht einen schönen Glanz“
Inzwischen beschränkt er sich aufs Beraten, aber wenn jemand die Haare geschnitten haben möchte von ihm selber, dann lässt er sich in der Regel immer noch darauf ein. Die Kunden, die auch aus dem ganzen Land, aus Österreich und der Schweiz in seinen Salon am Kurfürstendamm pilgern, schätzen seinen erfahrenen Blick.
Er sieht genau, was passt, welche Länge, welche Farbe richtig ist. Fünf Bücher hat er publiziert mit vielen aus Erfahrung gewonnenen Tipps, auch so gewöhnungsbedürftigen, wie den, das Haar ganz am Schluss noch einmal eiskalt abzuspülen. „Das macht einen schönen Glanz.“
Auf seine 65 Mitarbeiter kann er sich verlassen. An Nachwuchs-Bewerbern fehlt es ihm auch nicht, die Sorgen vieler Kollegen, die vergeblich nach Auszubildenden suchen, teilt er nicht: „Ich könnte eine Börse aufmachen.“ Dass viele den guten Namen „Udo Walz“ als Sprungbrett benutzen, ist ihm dabei durchaus klar.
„Wer heute Friseur wird, bleibt meist auch Friseur“
Er findet es auch richtig, wenn Auszubildende nach ihrem Abschluss weiterziehen und auf die Walz gehen. „Sonst bleiben sie immer Lehrling“, sagt er. „Es heißt dann doch dauernd, wasch mal schnell die Haare dort.“ Dass man den Beruf wechselt wie ein Handtuch sei allerdings nicht mehr der Fall. „Wer heute Friseur wird, bleibt meist auch Friseur.“
Eine Ausbildung von drei Jahren findet er unbedingt wichtig. Der Meistertitel sei hingegen nicht mehr so essenziell, da man heute auch so ein Geschäft aufmachen könne. In gewisser Weise sei heute in der globalisierten Welt auch durch das Fernsehen manches schwieriger geworden. „Einen Udo Walz wird es nicht mehr geben“, sagt er. Aber er denkt ja noch nicht ans Aufhören.
„Pünktlichkeit und ein gutes Deo gehören immer dazu“
Wenn er Talent erkennt, will er es auch weiterentwickeln. Talentlosen Bewerbern, scheut er sich auch nicht zu sagen, dass sie überlegen sollten, ob nicht eine andere Ausbildung besser wäre für sie. Er erkennt das sehr schnell. Talent ist auch nicht das einzige, was er wichtig findet. „Pünktlichkeit und ein gutes Deo gehören immer dazu“.
Er schätzt sich glücklich, sagen zu können: „Mein Beruf ist mein Hobby.“ Das Schönste daran ist für ihn immer der Vorher-Nachher-Effekt gewesen: „Wenn aus einem hässlichen Entlein ein schöner Schwan geworden ist.“ Wobei in seinem Salon ja eigentlich auch viele Stars verkehren, die schon als Schwan das Haus betreten. Das Wort Starfriseur hört er freilich gar nicht gerne. „Das beleidigt mich, weil es so klingt, als würde ich nur Stars frisieren.“ Ihm sei jeder Kopf wichtig.
„Haare und Kleidung waren grundsätzlich eine Komposition“
Trotzdem interessiert er sich für Entwicklungen in der Mode, tauchte etwa bei der letzten Fashion Week in der Michalsky-Show auf. Früher haben ihn die Schauen von Karl Lagerfeld besonders interessiert, weil da die Frisuren immer eine besondere Rolle spielten. „Haare und Kleidung waren grundsätzlich eine Komposition.“
Solange es möglich ist, will er weiter in seinem Beruf arbeiten und auch für ihn werben. Am Tag nach seinem Geburtstag beginnt bei Sat 1 eine Serie, die täglich 10 Minuten Udo Walz zeigt. Und damit auch, wie viel man aus einem Handwerk machen kann, das, wie er sagt „ein anständiger Beruf“ ist.