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Ausgetrocknet: Das freigelegte Flussbett der Schwarzen Elster bei Senftenberg, wenn sie in Hitzesommern wie 2019 kein Wasser führt. 
© Patrick Pleul/Zentralbild

Trockenheit in Brandenburg: Krisenplan gegen Niedrigwasser im Land von Spree und Havel

Durch Hitzesommer sinken in Brandenburg die Pegel – auch bei der Spree, aus der Berlin sein Trinkwasser gewinnt. Jetzt legt das Land ein „Niedrigwasserkonzept“ auf. 

Ausgetrocknete Flussbetten wie an der Schwarzen Elster, sichtbar geringe Pegel an Spree, Oder, Havel und an vielen Seen im Land. Solche Bilder aus der Mark sind in Hitzesommern keine Seltenheit mehr: Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) stellte am Montag ein erstes Konzept für ein „Niedrigwassermanagement“ vor, mit dem auf den inzwischen regelmäßig sichtbaren chronischen Regenmangel im Land reagiert werden soll. Es sei ein „erster Baustein der Anpassungsstrategien der Wasserwirtschaft an den Klimawandel“, sagte Vogel. „Das ist eine Generationenaufgabe.“ Konkret geht es zum Beispiel nach seinen Worten darum, dass künstliche Speicher – wie die Talsperre Spremberg oder der Dossespeicher – besser als bisher Überschusswasser aus niederschlagsreichen Zeiten wie jetzt für Trockenperioden reservieren. 

Das Niedrigwasser-Konzept ist ansonsten in erster Linie auf ein abgestimmteres Behördenhandeln ausgerichtet. Es setzt auf ein fluss- und regionalbezogenes Herangehen. Basis dafür sind aktuelle Messdaten zu Pegeln und verfügbarem Grundwasser. Im Frühjahr soll ein neues Pegel-Warnsystem, eine „Niedrigwasserampel“, online gehen.

Die Talsperre Spremberg soll Wasser für Trockenzeiten speichern 

Wie Brandenburg und Sachsen die Trockenheit bewältigen, betrifft unmittelbar auch Berlin. Denn auch der die Spree, von der die Trinkwasserversorgung der Metropole abhängt, hat zunehmend mit Wassermangel zu kämpfen. Bislang wird sie auf ihrem Weg flussabwärts von Spremberg über den Spreewald nach Norden zusätzlich von abgepumptem Wasser aus dem Braunkohletagebau gespeist. Vogel schloss nicht aus, dass diese Pumpen nach dem Kohleausstieg – spätestens für 2038 geplant – weiter betrieben werden müssen, damit der Spreepegel nicht unter kritische Werte sinkt.

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Der Druck, etwas zu tun, wächst – besonders in der Mark. Zwar ist Brandenburg das gewässerreichste Bundesland, auch wegen der vielen Be- und Entwässerungsgräben an Äckern und Weiden. „80 Prozent der Gewässer sind künstlich beeinflusst. Das System kann nicht einmal ansatzweise natürlich beeinflusst werden“, sagte Umweltminister Axel Vogel. „Daraus ergibt sich die Pflicht, die Wasserentnahme optimal zu steuern.“ Brandenburg sei ohnehin eins der niederschlagsärmsten Bundesländer, was in den drei Hitzesommern in Folge 2017, 2018 und 2019, die Probleme verschärft habe.

Und wenn es doch regnet, versickert das Wasser durch die für die „Streusandbüchse“ typischen Sandböden schnell in tiefere Schichten. 

Durch Dürreperioden sinkt in Brandenburg vielerorts der Wasserstand.
Durch Dürreperioden sinkt in Brandenburg vielerorts der Wasserstand.
© Patrick Pleul/dpa

Umweltminister Vogel schließt künftige Restriktionen für Industrie, Landwirtschaft und Kleingärtner nicht aus  

Trotzdem sieht Vogel angesichts des geltenden Wasserrechtes derzeit keine Möglichkeit, Industrie, Landwirtschaft, Golfplätze oder Kleingärtner in Trockenzeiten mit landesweiten Einschränkungen zu geringeren Entnahmen zu verpflichten. Bislang sind in Brandenburg die Kreise zuständig, dann etwa Beregnungsverbote zu erlassen oder Wasserentnahmen aus Seen und Flüssen zu untersagen. „Wir werden die Diskussion weiter führen“, sagte Vogel. Es könne dazu kommen, dass dann das Wassergesetz geändert und die Nutzungsentgelte erhöht werden. „Wir prüfen das.“

Es sei offenkundig, „dass ein niedrigeres Wasserdargebot dazu führen muss, restriktiver mit Entnahmen umzugehen“, sagte der Minister. Viele Brandenburger haben auf ihren Grundstücken eigene Brunnen. Man braucht dafür nicht einmal eine Erlaubnis. Sie seien bisher lediglich „anzeigepflichtig“, sagte Vogel. Man müsse sich Gedanken machen, „ob es dabei bleiben kann.“

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