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Ein Deckeneinbruch in der Schule im letzten Jahr.
© Förster

Marode Schulen in Berlin: Kosten für Schulsanierung explodieren

Wegen Brandgeruchs war die Spandauer Carlo-Schmid-Schule am Montag dicht. Gleichzeitig wurde bekannt, dass die Sanierung der Schule fast so teuer sein könnte wie ein Neubau. Kein Einzelfall.

Die Spandauer Carlo-Schmid-Schule ist inzwischen bestens bekannt in Berlin – als besonders dramatischer Fall von verschleppter Endlos-Sanierung. Nun wirft eine aktuelle Kostenschätzung die grundsätzliche Frage auf, bis zu welchem Kostenumfang die Sanierung überhaupt noch Sinn macht oder ein Neubau volkswirtschaftlich nicht besser wäre. Zu allem Überfluss musste am Montag für fast alle 1000 Schüler der Unterricht ausfallen, weil es Brandgeruch gab. Nur ein paar Prüfungen fanden in einem Container statt, wie Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (SPD) berichtete. Nachdem Feuerwehr und eine Elektrofirma Entwarnung gegeben hatten, war klar, dass am Dienstag der Schulbetrieb weitergeht. Dem Vernehmen nach könnte der verdächtige Geruch durch - von der Sonne erhitztes - Plastik im Eingangsbereich verursacht worden sein. Eine Raumluftmessung soll weitere Klarheit bringen.

Die Kosten könnten sich verdreifachen

In der neuen 740-Seiten-Übersicht des Senats ist die Schule noch mit einem Sanierungsbedarf von 12,7 Millionen Euro aufgeführt. Da es sich – wegen der hohen Summe – um einen Großschadensfall handelt, muss der Bezirk nicht selbst sanieren, sondern die Wohnungsbaugesellschaft Howoge im Auftrag des Senats. Nach Informationen des Tagesspiegels hat die Howoge die Sanierungskosten der Carlo-Schmid-Schule nach genauer Prüfung aber – je nach Berechnungsgrundlage – auf 28 oder sogar weit über 35 Millionen Euro angesetzt. Mit anderen Worten: Die Sanierung wäre im Vergleich zu einem Neubau (rund 40 Millionen Euro) extrem teuer und kaum zu rechtfertigen, zumal es sich nicht um eine denkmalgeschützte Schule handelt.

Bürgermeister Kleebank für Neubau

"Ich werde mich für einen Neubau einsetzen“, sagte Bürgermeister Kleebank angesichts der neuen Zahlen, die die Howoge allerdings auf Nachfrage des Tagesspiegels am Montag nicht bestätigen wollte. Das Thema Neubau, so Kleebank, habe er schon an die Bildungsverwaltung herangetragen, zumal die Standortbedingungen es erlauben würden: Der Neubau könnte auf der jetzigen Sportfläche entstehen, die dann später dorthin käme, wo sich jetzt noch die Schule befindet. Auch für den Bezirkselternsprecher Thorsten Hartje steht fest: „Das muss man abreißen und neu bauen.“ Er erinnerte daran, dass die Schule seit Jahren Baustelle ist. Vor einem Jahr hatten Lehrern mit Atemschutzmasken protestiert.

Kaum belastbare Sanierungszahlen

Was sich jetzt in Bezug auf die Verteuerung an der Carlo-Schmid-Schule bzeichnet, könnte allerdings auch für weitere Standorte gelten: Die bisherigen Angaben zu den Sanierungskosten gelten vielerorts als reine Schätzungen, weil die Bezirke nicht genug Personal hatten, um für alle Schulen den tatsächlich zu erwartenden Aufwand zu errechnen. Der 740-Seiten-Bericht zur Schulbauoffensive gilt unter Schulfachleuten daher nur als grober – sehr grober – Anhaltspunkt.

Ein Neubau brächte moderne Lernarchitektur

Landeselternsprecher Norman Heise votiert dafür, bei den Großschadensfällen generell eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung anzustellen: Wenn eine Sanierung nur unwesentlich preiswerter sei, müsse man auch bedenken, dass man bei einem Neubau die moderne Architektur der Lern- und Teamhäuser realisieren könne.

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