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Gewerbe oder Wohnungen? Ein Streit um das Knorr-Bremse-Areal in Berlin soll endlich beigelegt werden. Ein Foto von 2008.
© Kitty Kleist-Heinrich

Berlin-Marzahn: Kompromiss im Streit um Knorr-Bremse-Areal gefunden

Müller lädt zum "Einigungsgespräch". Ramona Pop kommt, Katrin Lompscher lässt sich vertreten. Ein Kompromiss um das Areal in Marzahn scheint gefunden.

Die einen sprechen von „Einigungsgespräch“, die anderen von „Chefgespräch“: Nach dem Koalitionszoff um eine fehlende Strategie von Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) für den Wohnungsbau und einem strittigen Besetzungsverfahren in ihrem Haus geht es am Mittwoch in die nächste Runde.

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) spricht mit den politischen Spitzen der Wirtschafts- und Stadtentwicklungsverwaltung, um den Streit um Wohnungen oder Gewerbe auf dem Knorr-Bremse-Areal in Marzahn vom Tisch zu kriegen. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) wird teilnehmen, aber nicht die Bausenatorin. Lompscher ist in ihrem angekündigten Urlaub und wird von ihrem Staatssekretär Sebastian Scheel vertreten. Ein Kompromiss scheint gefunden.

Raum für Start-ups und Coworking-Spaces

Statt reinem Wohnungsbau, wie es Lompscher möchte, schlug Müller dem Vernehmen nach die Variante vor, auf dem 9,15 Hektar großen Areal überwiegend Studentenwohnungen zu bauen. Zwischen den Produktionsanlagen und den Wohnhäusern könnte ein Büroriegel entstehen für Start-up-Unternehmen mit Coworking-Spaces, wo ein Zusammenarbeiten von unterschiedlichen Branchen in großen Räumen und offenen Arbeitsbereichen möglich ist.

Der Investor Laborgh hatte vor einem Jahr dem Konzern Knorr-Bremse die Fläche abgekauft. Zusammen mit der Howoge wollte der Projektentwickler dort 1500 Wohnungen bauen. Pop wiederum lehnte eine Öffnung des Industrieareals für Wohnungsbau komplett als „fatales Signal“ an Spekulanten ab. Der Bodenwert liege bei 70 Euro je Quadratmeter, der Eigentümer biete den Quadratmeter für gut 230 Euro an. Außerdem will Pop keine Industrieflächen umwandeln, um Platz für die Ansiedlung oder Erweiterung von Unternehmen zu haben.

Staatssekretär Scheel sagte dem Tagesspiegel, auf dieser Fläche würde sich wegen der denkmalgeschützten Gebäude kein moderner Industriebetrieb ansiedeln. Außerdem handele es sich dabei um 3,4 Prozent der 259 Hektar umfassenden Gesamtfläche in Marzahn, die zum Entwicklungskonzept für den produktionsgeprägten Bereich (EpB) gerechnet wird. Berlin verfügt über 4450 Hektar gewerbliche Bauflächen. Davon zählen 3000 Hektar in 40 Gebieten zum EpB.

Jugendstadträtin statt Experte

Sollten sich die Verwaltungsspitzen auf die künftige Nutzung für Studenten und Start-ups einigen, wovon auszugehen ist, sieht laut Scheel der Kompromiss nicht mehr 1500, sondern 700 bis 1000 Wohnungen vor.

Scheel war am Besetzungsverfahren für die strategisch wichtige Abteilungsleiterstelle für Wohnungsbau beteiligt. Die Jugendstadträtin für Mitte, Sandra Obermeyer (parteilos, für Linke), soll die Position erhalten, für die sich auch ausgewiesene Experten beworben hatten.

Der Staatssekretär wollte weder das Verfahren noch die Personalie kommentieren. In der Koalition rechnet man damit, dass im Hintergrund sehr wohl noch über das Besetzungsverfahren gesprochen wird. Trotz des Ärgers verweisen SPD und Grüne aber darauf, dass Personalentscheidungen in den Hoheitsbereich des zuständigen Senators oder Senatorin fallen.

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