Eröffnung der James-Simon-Galerie: Kanzlerin Merkel warnt vor „Abgrenzung, Ausgrenzung, Abschottung“
Bei der Eröffnung der James-Simon-Galerie würdigten die Redner den Namensgeber. Und Angela Merkel nutzte die Gelegenheit für ein paar grundsätzliche Worte.
Als Timothy Simon seine Angehörigen bat aufzustehen und sich gut zwei Dutzend Anwesende erhoben, brandete Beifall auf in der Festversammlung, die sich am Freitagvormittag zur feierlichen Eröffnung der James-Simon-Galerie eingefunden hatte, dem neuen Eingangsgebäude zur Museumsinsel.
Tim Simon ist ein Nachfahr von James Simon, dem großen Mäzen der Berliner Museen, und ist mittlerweile mit seiner Frau Ann von San Francisco nach Berlin umgezogen, der Stadt, die James Simon so unendlich viel zu verdanken hat.
Vor 99 Jahren bescherte James Simon unter anderem die Nofretete
Keiner der Festredner vergaß, auf die Familie Simon hinzuweisen, keiner versäumte es, der Freude Ausdruck zu geben, dass in den vergangenen Jahren über den Bau und die Namensgebung der James-Simon-Galerie hinweg wieder freundschaftliche Bande gewachsen sind.
Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu der die Staatlichen Museen gehören, erinnerte als erster Redner daran, dass James Simon am Donnerstag vor 99 Jahren den Schenkungsvertrag unterzeichnet hatte, mit dem er den Museen seine Ägypten-Sammlung mit dem Glanzstück der Nofretete-Büste übereignet hatte.
Michael Eissenhauer als Generaldirektor der Staatlichen Museen wies darauf hin, dass die Schenkungen Simons nicht weniger als zehn Museen und Sammlungen beträfen, insgesamt habe es sich um über 10.000 Einzelobjekte gehandelt. „Wesentlich umfangreicher aber war sein soziales Engagement“, fügte Eissenhauer hinzu und erwähnte unter anderem das Stadtbad Mitte, das von Simon gestiftet wurde und inzwischen ebenfalls seinen Namen trägt.
„Das dauert seine Zeit – in Deutschland allemal“
Die Reihe der Redner beschloss Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie hatte bereits vor zehn Jahren das benachbarte Neue Museum eröffnet, das ebenfalls vom britischen Architekten David Chipperfield umgebaut worden war. Merkel blickte zurück auf die Chronologie des jetzigen Neubaus der James-Simon-Galerie und des zugrundeliegenden „Masterplans“ der Museumsinsel. Dazu bemerkte sie: „Das dauert seine Zeit – in Deutschland allemal.“ Und fügte hinzu, „bis aber das Pergamon-Museum komplett saniert sein wird, werden noch etliche Jahre vergehen“.
Dann weitete Merkel den Blick und nannte die Museumsinsel einen „Ort, an dem wir uns auch der heutigen gegenseitigen Abhängigkeiten auf unserer Welt bewusst werden können“. Wir erlebten „derzeit weltweit, dass im öffentlichen Diskurs immer mehr das Eigeninteresse - oder das, was dafür gehalten wird - als das Maß der Dinge angesehen wird.“ Darunter litten Bereitschaft und Fähigkeit zum Kompromiss. „Abgrenzung, Ausgrenzung, Abschottung“ seien die Folge, es wüchsen „Missverständnisse, Vorurteile, Feindbilder“.
Der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, deren Tätigkeit gerade vom Wissenschaftsrat evaluiert wird, gab sie auf den Weg, „ständige Modernisierung“ sei „die beste Traditionspflege“.
Von diesem Sonnabend an ist die James-Simon-Galerie geöffnet, und von da an bildet sie auch den einzigen Zugang zum Pergamon-Museum. Ebenso kann das benachbarte Neue Museum erreicht werden, das aber seinen Haupteingang am Kolonnadenhof behält.
Ebenfalls ab Sonnabend zugänglich ist das James-Simon-Kabinett im Bode-Museum. In diesem Raum sind Kunstwerke, die James Simon den Museen schenkte, so angeordnet, wie der Stifter sie zuvor in seinem Haus im Tiergartenviertel aufgestellt hatte. Den Höhepunkt bildet das Gemälde „Maria mit dem schlafenden Kind“ von Andrea Mantegna, das bis vor wenigen Tagen in der mit 190.000 Besuchern zu Ende gegangenen Ausstellung „Mantegna – Bellini“ am Kulturforum gezeigt worden war.