120 Euro und ein Pieks als Lohn: In Berlin sind die Dienstpläne für Impfzentren voll, nur das Vakzin fehlt noch
Eine Woche vor dem Start sinkt die Zahl der Impfdosen immer weiter. Helfer befürchten, dass die Abläufe von Querdenkern gestört werden könnten.
Je näher die erste Impfung gegen das Coronavirus in Berlin rückt, desto weniger Impfstoff steht voraussichtlich zur Verfügung. Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) sagte am Montag: „Ich bin inzwischen etwas vorsichtig mit Zahlen.“ Eine Schätzung vom Wochenende, damals war von 18 000 Impfdosen die Rede, reduzierte sie deutlich.
Aktuellen Informationen zufolge sollen die ersten Lieferungen für Deutschland rund 300 000 Impfdosen umfassen. „Das bedeutet für Berlin 13 500“, sagte Kalayci. Da pro Person zwei Impfungen fällig werden, könnten zunächst rund 7000 Menschen geimpft werden – Stand Montag.
Im Umkehrschluss heißt das: Die sechs Impfzentren – für täglich mehr als 3000 Impfungen konzipierten – werden absehbar nicht voll ausgelastet. Zwar sind Kalayci zufolge alle sechs Zentren fertiggestellt, Widerspruch dazu kam allerdings aus Reinickendorf.
Patrick Larscheid, Amtsarzt des Bezirks, bezeichnete das auf dem ehemaligen Flughafen Tegel eingerichtete Impfzentrum am Montag als „nicht abnahmefähig“. Er stellte eine Abnahme am 29. Dezember in Aussicht.
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Nach Larscheids Darstellung ebenfalls nicht betriebsbereit ist das im ehemaligen Flughafen Tempelhof vorgesehene Zentrum. Kalayci wiederum besuchte am Montag das als erstes für die Öffnung vorgesehene Impfzentrum in der Arena in Treptow. Begleitet wurde sie dabei vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier sowie dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller.
Deutlich besser steht es um die personelle Ausstattung: Mittlerweile haben sich so viele Ärzte für die Dienste in den Impfzentren gemeldet, dass dort bis zum 12. Januar 2021 alle Schichten besetzt sind, inklusive der 60 mobilen Teams. Das teilte die für die Organisation zuständige Kassenärztliche Vereinigung (KV) dem Tagesspiegel am Montag mit.
Allerdings kritisiert die KV die fehlende Planungssicherheit für die Mediziner. „Sollte es dabei bleiben, dass bis auf Weiteres nur die Arena in Treptow als Impfzentrum am Start ist, müssen die Dienste in den anderen fünf Impfzentren abgesagt werden“, teilte eine Sprecherin mit. „Das ist nicht das erste Mal.“
Der Start hat sich wegen fehlender Zulassung verzögert
Bereits seit dem 15. Dezember hatte die KV Personal für die Impfzentren eingeteilt, der Start hatte sich aber aufgrund der fehlenden Zulassung des Impfstoffs in der Europäischen Union verzögert. „Sollten nun erneut Dienste abgesagt werden müssen, wird es immer schwieriger, angesichts fehlender Planbarkeit auch weiterhin ausreichend Ärztinnen und Ärzte für die Dienste zu finden.“
Die Praxen brauchten Planungssicherheit damit auch die ambulante Versorgung weiterhin gewährleistet werden kann. Pro Stunde erhalten die Ärzte für ihre Dienste bei den Massenimpfungen 120 Euro. Außerdem werden Sie am Ende ihrer Schicht selbst geimpft, teilte die KV auf Tagesspiegel-Anfrage mit.
Vom für den Betrieb der Impfzentren zuständigen Deutschen Roten Kreuz hieß es am Montag, die Hilfsbereitschaft der Berliner sei groß, die Akquise von Helfern laufe weiter. Wie viele Menschen pro Impfzentrum und Tag benötigt werden, wollte der Sprecher nicht sagen. Er sprach von „sensiblen Informationen“ und erklärte, von Störungen oder Aktionen durch Impfgegner oder Anhänger der Querdenken-Proteste müsse ausgegangenen werden.
Projektleiter Albrecht Broemme sieht die schrittweise Eröffnung der Impfzentren positiv. Dem rbb sagte er: „Ein Start von null auf hundert würde vielleicht auch schief gehen.“ So könnten Verbesserungen erfolgen, wo Probleme erkannt werden.