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Die EU-Kommission um Präsidentin Ursula von der Leyen wird am Montagabend den Corona-Impfstoff final zulassen.
© John Thys/Reuters
Update

Finale Entscheidung am Montagabend: EU-Behörde empfiehlt Zulassung von Corona-Impfstoff

Die Arzneimittelagentur EMA hat grünes Licht für den Impfstoff von Biontech und Pfizer gegeben. Die EU-Kommission entscheidet nun noch am Montag final.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) gibt grünes Licht für den Einsatz des Covid-19-Impfstoffs von Biontech und Pfizer. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA empfahl am Montag eine Zulassung des Impfstoffs.

Noch am Montag will nun die EU-Kommission über die Marktzulassung des Impfstoffs entscheiden. Sie erwarte eine Entscheidung bis zum Abend, schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Montag auf Twitter. „Nun werden wir schnell handeln.“ Dies sei ein entscheidender Moment in den Bemühungen, sichere und wirksame Impfstoffe an die Europäer zu liefern.

Die Entscheidung der Kommission war eigentlich erst für Dienstag oder Mittwoch erwartet worden. Die finale Zustimmung der Kommission gilt als sicher. Sollte es so kommen, kann in Deutschland wie geplant ab dem 27. Dezember gegen das Coronavirus geimpft werden. Wie das ablaufen soll, lesen Sie hier.

EMA-Direktorin Emer Cooke rechnet damit, dass der empfohlene Covid-19-Impfstoff auch gegen die neu aufgetretene Coronavirus-Variante wirksam ist. „Zu diesem Zeitpunkt gibt es keinen Beweis für die Annahme, dass der Impfstoff nicht gegen die neue Variante wirken könnte“, sagte Cooke am Montag in Amsterdam. Über die neue Virus-Variante müssten aber noch mehr Informationen gesammelt werden.

In mehreren Ländern – darunter die USA, Kanada und Großbritannien - ist das Vakzin bereits zugelassen. Nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sollen die Impfungen in der EU zwischen dem 27. und dem 29. Dezember beginnen. Über eine Zulassung des Impfstoffes des US-Unternehmens Moderna will die EMA am 6. Januar entscheiden.

Spahn sieht Impfungen als „Weg aus der Krise“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bezeichnete die bevorstehende Zulassung des Corona-Impfstoffs als „Meilenstein in der Pandemiebekämpfung“. Spahn erklärte in Berlin: „Impfen ebnet uns den Weg aus der Krise. Und wir tun alles dafür, diesen Weg so schnell wie möglich zu gehen.“ Bereits am Tag nach Weihnachten würden die ersten Pflegebedürftigen in der stationären Altenpflege geimpft - „denn wir schützen die Verwundbarsten zuerst.“

Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit, will bei den Impfungen erst den Verwundbarsten den Vortritt lassen.
Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit, will bei den Impfungen erst den Verwundbarsten den Vortritt lassen.
© Kay Nietfeld/dpa

Auch Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat sich erfreut über das Votum der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) für die Zulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech gezeigt. „Das Licht am Ende dieses Pandemie-Tunnels ist heute noch einmal viel heller geworden“, erklärte sie am Montag in Berlin. „Die Hoffnung, dass wir die Pandemie in den nächsten Monaten mehr und mehr in den Griff bekommen, ist heute ein gutes Stück größer geworden.“

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Sie hoffe nun auf ein baldiges Votum der EU-Kommission in der Frage der Zulassung. „Dann kann sehr bald bei uns in Deutschland mit den Impfungen begonnen werden“, erklärte Karliczek. Die Vorbereitungen seien getroffen, den Stoff all jenen anzubieten, „die ihn wollen und die diesen Impfstoff besonders benötigen“.

Virologe Mertens erwartet Erreichen der Herdenimmunität

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut, Thomas Mertens, hatte eine klare Empfehlung der EMA erwartet. Zwar gebe es mittlerweile Berichte über allergische Reaktionen, sagte Mertens auf SWR2. „Aber man wird versuchen, das in die Fachinformationen aufzunehmen und darauf hinzuweisen.“

Trotz Umfragen, wonach viele Menschen sich nicht impfen lassen wollen, zeigte sich Mertens optimistisch, dass die angestrebte Herdenimmunität von 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung erreicht werden kann. Er halte die Zahlen über die Impfwilligkeit nicht für besonders aussagekräftig, sagte Mertens dem SWR. „Ich glaube, dass die Zahlen sich ständig verändern werden.“

In ganz Deutschland stehen bereits Impfzentren bereit oder sind im Aufbau wie hier in München.
In ganz Deutschland stehen bereits Impfzentren bereit oder sind im Aufbau wie hier in München.
© Tobias Hase/dpa

Das hänge wesentlich davon ab, wie die Impfungen in Deutschland und anderen Ländern abliefen. Wenn die Hochrisikogruppen bis Ende Februar geimpft seien, würden die Menschen seiner Einschätzung nach verstehen, dass eine hohe Durchimpfungsrate für die Wiederaufnahme des gewohnten Lebens erforderlich sei. „Und ich könnte mir gut vorstellen, dass die Menschen, wenn sie sehen, dass aufgrund der Impfstoffgabe nichts Aufregendes passiert, dann auch ihre Meinung ändern werden“, sagte Mertens.

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Mertens sagte in dem Interview, dass er die Positionen der Impfkommission in der Impfverordnung von Bundesgesundheitsminister Spahn (CDU) ausreichend berücksichtigt sehe. Es sei gut und richtig, dass die Empfehlung zur ersten Gruppe der zu Impfenden wortgleich übernommen worden sei. Es gehe darum, zunächst Menschen zu schützen, die ein großes Risiko für schwere Krankheitsverläufe hätten.

Deutlich sprach sich Mertens gegen Forderungen von Hausärzten, Lehrern, Polizisten oder Politikern aus, in die oberste Gruppe der zu Impfenden aufgenommen zu werden. Das sei zu erwarten gewesen, sagte er - „es ist aber nur Ausdruck, dass viele Menschen das Prinzip von Solidarität nicht verstanden haben.“ Solidarität bedeute in diesem Fall für viele zurückzutreten, damit einige wenige den Impfstoff bekommen, die ihn noch dringender bräuchten. (dpa, Reuters, Tsp)

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