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Das Olympiagelände, fotografiert vom Glockenturm.
© Kitty Kleist-Heinrich
Update

Neubaupläne für eine Arena: Hertha will angeblich neben dem Olympiastadion bauen

Der Klub will Studie "Ende Februar" vorstellen. Mögliche Standorte: Reiter- oder Hockeystadion. Und bei Top-Spielen der Umzug ins Olympiastadion? Jetzt äußert sich auch Hertha.

Der Berliner Fußball-Bundesligist möchte sein neues Stadion auf dem Olympiagelände bauen und treibt die Pläne voran. Eine entsprechende Studie soll im kommenden Monat (Februar) vorgestellt werden. Das hat der Klub seinen mehr als 30.000 Vereinsmitgliedern bereits angekündigt.

"Ende Februar" liegt die gesamte Studie vor

Wie der Tagesspiegel erfuhr, wird der Bericht des Architekturbüros "Ende Februar" Hertha vorliegen. Aber: Ende Januar soll Hertha einen Zwischenbericht vom Architekturbüro gmp erhalten.

Nach dem Neujahrsempfang des Vereins hatte die "BZ" am Mittwochmorgen berichtet, dass zwei Standorte auf dem Olympiagelände als Favoriten gelten. Neben dem Standort Hockeystadion sei dies die alte Anlage des Reiterstadions. Dafür müsste aber wie berichtet der Denkmalschutz auf dem Gelände angepasst werden, wofür Berlins neuer Kultursenator Klaus Lederer (Linke) zuständig sei.

Umzug von Hertha nur bei "Top-Spielen"?

Wie die "BZ" schreibt, gibt es nun den Vorschlag ("ein Kompromiss"), dass Hertha die "Top-Spiele mit mehr als 55.000 Zuschauern wie etwa gegen Bayern oder Dortmund weiter (nebenan) im Olympiastadion austragen" könnte. Damit würde die landeseigene Stadiongesellschaft Einnahmen erzielen. Diese Darstellung würde zwar Sinn machen, um Entgegenkommen zu signalisieren, wird aber in der Hertha-Führungsetage so nicht bestätigt.

Hertha: "Sehr an Standort in Berlin interessiert"

Offiziell teilte der Klub via Twitter mit: " Wir haben stets betont, dass wir grundsätzlich bei der Überlegung alternativer Standorte sehr an einem Standort in Berlin interessiert sind. Wie bereits angekündigt werden wir über die Ergebnisse informieren, sobald sie uns abschließend vorliegen. Bis zu diesem Zeitpunkt werden wir uns zu den Spekulationen der Presse daher weitergehend nicht äußern."

Senat hält sich bedeckt

Beim Senat hält man sich hinsichtlich der Stadtionpläne des Vereins bedeckt und sieht bekanntlich keinen Handlungszwang, da das Olympiastadion für viel Geld saniert wurde und voll funktionsfähig zur Verfügung stehe. „Wir warten erst einmal ab, was Hertha vorstellen wird“, sagt Martin Pallgen, Sprecher von Sportsenator Andreas Geisel (SPD). Zum derzeitigen Zeitpunkte werde man nichts kommentieren. Klar sei aber, dass dem Senat daran gelegen sei, „dass das Olympiastadion gut ausgelastet ist“. Ebenso, dass „Hertha nach Berlin und nicht nach Brandenburg gehört“.

Das Gelände im Überblick. Als neuer Stadionstandort wird immer mal wieder über das Maifeld und das Hockeystadion diskutiert.
Das Gelände im Überblick. Als neuer Stadionstandort wird immer mal wieder über das Maifeld und das Hockeystadion diskutiert.
© Fabian Bartel

Hertha will auf dem Olympiagelände bleiben

Hertha will unbedingt auf dem Olympiagelände bleiben. Das hat der Aufsichtsratsvorsitzende Bernd Schiphorst bei der Mitgliederversammlung Ende November gesagt. Man darf davon ausgehen, dass diese Äußerung mit der Vereinsführung abgestimmt war. Die ganze Debatte um einen Umzug nach Brandenburg dient auch dazu, eine Drohkulisse aufzubauen, um die starre Haltung des Senats in Sachen Denkmalschutz aufzuweichen.

Eine sehr gute, ja, eine phantastische Idee! So würde das Stadion in Berlin im heutigen Stammbezirk bleiben und die ewigen halbleeren Ränge im Anti-Fußball-Olympiastadion könnten verschwinden.

schreibt NutzerIn slongbo

Landesdenkmalamt gegen Bau auf dem Olympiagelände

Im Dezember hatte das Landesdenkmalamt nämlich gesagt: "Das Olympische Gelände ist eine herausragende denkmalgeschützte Gesamtanlage, ein auch international einzigartiges Denkmal-Ensemble und Zeugnis der Olympischen Spiele der Moderne, in dieser Hinsicht vergleichbar etwa mit dem Olympia-Gelände in München“. Und auch am Mittwoch klang es nicht anders: „Von Seiten der Denkmalpflege ist ein Neubau eines Stadions auf dem Gelände des Reiter- oder des Hockeystadtions abzulehnen“, sagte Daniel Bartsch, Sprecher von Kulursenator Lederer.

Der Wunsch nach einem neuen Stadion existiert schon lange: Auch der einstige Hertha-Manager Dieter Hoeneß, der zwar das Olympiastadion später anpries ("Das Stadion atmet!"), plädierte Ende der 90er für eine reine Fußballarena, vor dem Umbau des Olympiastadions für die WM 2006. Dieter Hoeneß hat sich damals vehement für diese Variante eingesetzt, konnte sich aber politisch nicht durchsetzen. Als Standort war damals der Schenckendorffplatz im Gespräch. Dieser befindet sich auf dem heutigen Vereinsgelände, quasi neben dem Hockeyplatz.

Studie kommt von gmp-Architekten

Jetzt ist ein neues und enges, aber kleineres Stadion im Gespräch; die angebliche Kostenkalkulation schwankt zwischen 120 und 250 Millionen Euro. Ob dies zu finanzieren ist durch einen Investor und wo mögliche Standorte liegen könnten, soll die Studie zeigen. Dabei handelt es sich nicht um eine Machbarkeitsstudie, wie in einer ersten Version dieses Textes beschrieben, sondern um eine Studie, wo das Stadion machbar wäre. Diese wird wie berichtet von gmp erstellt, die in Berlin den Flughafen Tegel, den BER, aber auch das "neue" Olympiastadion entworfen haben.

Nur die Größe ist bisher grob festgelegt

Konkrete Pläne für das Stadion liegen aber noch immer nicht vor - weder zur Architektur, zum Umfeld, zu den möglichen Kosten. Allein bei der Kapazität gibt es eine Plangröße, die ja auch für die Suche nach einem Standort notwendig ist. Das neue Stadion soll demnach zwischen 50.000 und 60.000 Zuschauer fassen. Auch über mögliche Betreibermodelle ist noch nicht gesprochen worden.

Mitglieder sollen unbedingt einbezogen werden

Unmut und Spott hatte es in der Fanszene gegeben, weil der Klub sich auch in Brandenburg umschaut - dort gilt der Industriestandort Ludwigsfelde im Süden Berlins als Kandidat.

Wenn die Standortanalyse vorliegt, soll es eine intensive Debatte mit den Fans und den Mitgliedern geben. Unter anderem die hitzige Mitgliederversammlung hat der Vereinsführung gezeigt, dass es in dieser Angelegenheit keine Alleingänge geben kann, sondern größtmögliche Transparenz nötig ist. Wenn die Standortfrage geklärt ist, wird es darum gehen, wie sich ein Neubau finanzieren ließe. Das heißt: vor allem um die Suche nach einem möglichen Investor.

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Lesen Sie mehr im Tagesspiegel: Was wäre denn ohne Hertha im landeseigenen Olympiastadion los? Zwei Konzerte gibt es, Sportfeste und das DFB-Pokalfinale.

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Die Stadionmacher: Hinter der Stadionstudie steckt offenbar das berühmte Architekturbüro gmp.

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Was sagen die Experten zu Herthas Brandenburg-Plänen? Der Fahrgastverband ist schon mal skeptisch.

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