Neues Stadion für Hertha BSC: Herthas Neubau - warum nicht neben dem Olympiastadion?
Hertha will ein Stadion bauen und auf die grüne Wiese ziehen – nach Brandenburg. Dabei liegt die Wiese nebenan: das Maifeld. Doch so einfach ist es nicht.
Nun ist der Plan in der Welt: Der Neubau eines Stadions für Berlins Bundesligisten von Hertha BSC. Details werden nicht verraten, vertröstet wird auf das nächste Jahr, zur Schau gestellt wird aber sehr wohl die Entschlossenheit hinter dem neuerlichen Anlauf zur Schaffung einer zeitgemäßen Spielstätte. Denkbar sind drei Varianten: Eine erneute Sanierung des Baudenkmals, ein Neubau auf dem Olympiagelände oder eine Arena am Rande oder sogar außerhalb der Stadt. Das kommt nicht überall gut an.
Die Präsidentin der Architekten-Kammer Christine Edmaier sagte: „Es ist nicht einzusehen, dass man so viel Geld ausgeben will für einen Neubau, wenn wir ein so tolles weltbekanntes Stadion schon haben.“ Ein Neubau sei auch nicht vertretbar in Hinblick auf die Nachhaltigkeit. Ihr Vorschlag: Die Verantwortlichen sollten „die besten Architekten und Ingenieure zusammenbringen, um Ideen zur Umgestaltung der bestehenden Anlage zu sammeln“.
Was aber geht im Olympiastadion? Genau diese Frage beschäftigte die Experten bereits vor bald drei Jahrzehnten vor der Sanierung des Olympiastadions. Eine viel beachtete Hightech-Lösung, durch die das Olympiastadion als Schauplatz von Leichtathletik-Wettkämpfen einerseits und andererseits zu Fußballspielen, hatte damals der Berliner Architekt Carsten Ganz mit seinen damaligen Partnern vorgestellt: Ein versenkbarer zweiter Innenraum mit teleskopisch ausfahrbaren Zuschauer-Reihen. Hintergrund: Bei Leichtathletik-Wettkämpfen braucht es die 400-Meter-Bahnen am Rande des Spielfeldes, bei Fußball-Spielen stören sie nur, weil sie die Zuschauer auf Abstand halten.
80.000 Menschen fänden in umgebauten Fußballstadion Platz
Moderne Fußball-Arenen sind so gebaut, dass Fans ganz dicht ans Geschehen heranrücken, die erste Reihe beginnt fast schon an der Aus-Linie und die Ränge sind steil nach oben gestaffelt, liegen fast schon über dem Feld, um das Spiel besser verfolgen zu können. Genau das bietet das Olympiastadion nicht, weshalb viele auch beklagen, dass die Stimmung nicht auf die Zuschauer überspringt.
Nach Brandenburg ziehen, so logisch das unter wirtschaftlichen Aspekten auch sein mag, ist ein No-Go! Langfristig eher der Sargnagel für unseren Verein, der seine Heimat mitten in Berlin nahe Gesundbrunnen hat, 3 S-Bahnstationen von der Friedrichstraße entfernt!
schreibt NutzerIn hackespitze123
Korrigieren würde das der Vorschlag für dessen Umbau zum „multifunktionalen“ Stadion, die das Architektenbüro zusammen mit Ingenieuren aus Bremen entwickelt hatte: Wie bei einem Schiffshebewerk sollte die zweite Spielebene hoch- und niedergesenkt werden. Das Prinzip basiert auf Druckzylindern, die in einem Wasserbecken liegen und angehoben werden, wenn sie mit Luft angefüllt werden und damit gleichzeitig auch die zweite Spielebene hochfahren. „Heute würden wir das eher mit Seilwinden machen“, sagte Granz.
Im Fußball-Modus würden zusätzliche Tribünen wie ein Teleskop herausgefahren werden. 80.000 Menschen fänden in dem umgebauten Fußballstadion Platz, so Granz, ungefähr so viele wie heute, nämlich 72.000, kämen im Leichtathletik-Modus unter.
Vorgestellt wurde diese Idee 1998 unter Beteiligung des damaligen Istaf-Direktors Rudolf Thiel. Die Kosten waren seinerzeit mit etwas mehr als 300 Millionen Euro beziffert worden. Durchsetzen konnte sich die Idee aber im Wettbewerb nicht. Den gewann das Büro von Gerkan Marg und Partner, kurz gmp, das den Umbau dann auch vollzog.
"Ein denkmalgerechter Weiterbau des Olympiastadions nicht ausgeschlossen"
„Nicht vorstellbar“ ist der Vorschlag für den Neubau eines Stadions auf den Weiten des Maifelds für das Landesdenkmalamt. Sprecherin Christine Wolf sagte auf Anfrage: „Das Olympische Gelände ist eine herausragende denkmalgeschützte Gesamtanlage, ein auch international einzigartiges Denkmal-Ensemble und Zeugnis der Olympischen Spiele der Moderne, in dieser Hinsicht vergleichbar etwa mit dem Olympia-Gelände in München“. Dagegen sei „ein denkmalgerechter Weiterbau des Olympiastadions nicht ausgeschlossen“. Noch lägen dem Amt allerdings keine entsprechenden Planungen vor.
Für Starrsinn sind die Denkmalschützer in Berlin allerdings auch nicht bekannt: Den Umbau des Airports Tempelhof zur Flüchtlingsunterkunft begleiteten sie und auch die erste Umgestaltung des Olympiastadions durch gmp. Allerdings bleibt das Nazi-Denkmal als solches erkennbar und die Sichtachsen aus den dunklen Jahren der Diktatur bleiben erhalten.
Keineswegs ausgeschlossen ist aber auch, dass sich der Senat über Bedenken der Denkmalschützer hinwegsetzt. So kam es bereits wiederholt: Die Deutschland-Halle auf dem Messegelände wurde abgerissen und auch das Schimmelpfeng-Haus am Breitscheidplatz, obwohl beide Bauten auf der Liste der geschützten Denkmäler von Berlin standen. Allerdings waren diese beiden Bauten historisch bei Weitem nicht so symbolisch aufgeladen wie das Ensemble am Olympiastadion.