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Gewöhnlich ist Martin Luther vor allem vor der Marienkirche präsent. Während des Kirchentages wird er für Hunderttausende im Mittelpunkt stehen.
© Jörg Carstensen/dpa

Evangelischer Kirchentag in Berlin: Großereignis als Herausforderung für Stadt, Bahn und Polizei

Zum Kirchentag werden 100.000 Dauergäste in Berlin erwartet. Die Organisatoren stellen ihr Konzept für Verkehr und Sicherheit vor. Erstmals gibt es Taschenkontrollen.

Der Spagat ist gewaltig: Sicherheitsanforderungen wie noch nie und gleichzeitig die Leichtigkeit der vergangenen Jahre behalten. Der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag will das fast Unmögliche schaffen. Und gleichzeitig mehrere hunderttausend Menschen kreuz und quer durch die Stadt chauffieren. Am Donnerstag stellten die Organisatoren ihr Konzept für die Veranstaltung vom 24. bis 28. Mai vor, bei der einer der Höhepunkte der Auftritt des ehemaligen Präsidenten der USA, Barack Obama, vor dem Brandenburger Tor sein wird.

SPERRUNGEN

Zum ersten Mal auf einem Kirchentag wird es nach Angaben von Geschäftsführer Constantin Knall bei den Großveranstaltungen Taschenkontrollen geben. Große Gegenstände dürften grundsätzlich nicht mitgebracht werden. Aber nicht jeder werde kontrolliert, sagte Siegfried-Peter Wulff von der Polizei. Und harmlose Gegenstände, auch Flaschen, dürften mitgebracht werden.

Um das Hauptveranstaltungsgelände sollen am 24. Mai, beim „Abend der Begegnung“, sowie am 25. Mai – beim Obama-Auftritt – ein Zaun oder andere Absperrungen gezogen werden. In den gesperrten Bereich dürfen dann keine Autos fahren. Er umfasst das Gebiet Spreeufer, Friedrichstraße, Französische Straße, Ebertstraße und Straße des 17. Juni. Die Straße des 17. Juni ist bereits vom 21. Mai an zwischen Großem Stern und Ebertstraße gesperrt; die Tauben- und die Markgrafenstraße sind vom 23. Mai an dicht. Auch an anderen Orten wird es zeitweise Sperren geben; etwa am Askanischen Platz und in der Möckernstraße in Kreuzberg oder der Seydlitzstraße in Tiergarten.

Die Sicherheitszone in Mitte.
Die Sicherheitszone in Mitte.
© Tsp

Um die Veranstaltungen im Freien zu sichern, werde die Polizei nur wenige Betonpoller aufbauen, kündigte Wulff an. Vor allem solle es spezielle Absperrgitter, die nicht einfach umgefahren werden können, sowie Sperren mit Fahrzeugen geben, die bei Bedarf auch schnell weggefahren werden könnten. Vorbild sei das Myfest am 1. Mai in Kreuzberg. „Wir bieten die höchstmögliche Sicherheit, ohne dass die Besucher davon viel merken“, sagte Wulff.

NAHVERKEHR

Erwartet werden nach Knalls Angaben rund 100.000 Dauergäste, die den gesamten Kirchentag über in der Stadt bleiben werden. 12 000 benötigte Privatquartiere zum Übernachten seien gefunden; hinzu kämen rund 200 Gemeinschaftsunterkünfte, vorwiegend in Schulen. Zudem rechnen die Veranstalter mit mehreren zehntausend Tagesbesuchern.

Alle sollen vorwiegend mit Bahnen und Bussen zu den mehr als 2000 Veranstaltungen fahren, die vorwiegend auf dem Messegelände stattfinden. Kirchentagsbesucher kämen selten mit dem Auto, sagte Knall. Das Kirchentagsticket gilt als Fahrschein für Bahnen und Busse. Die S-Bahn werde trotz ihres Fahrzeugmangels zusätzliche Züge einsetzen, sagte der Berliner Bahnchef Alexander Kaczmarek. Kleiner Schönheitsfehler: Bauarbeiten lassen sich nicht überall vermeiden. Zwischen Blankenfelde und Priesterweg ist die S 2 unterbrochen.

Bei der BVG sollen die Züge der U-Bahn-Linien U 2, U 6 und U 9 an allen Tagen bis gegen 23 Uhr im Abstand von fünf Minuten fahren, sagte Helmut Grätz als Vertreter des Unternehmens. Zusätzliche Fahrten seien auch bei der Straßenbahn vorgesehen. Der Fahrzeugbestand und die Zahl der Fahrer reiche dafür aus. Das Berliner Nahverkehrssystem sei in der Lage, zusätzliche 100 000 Fahrgäste aufzunehmen, ist Kaczmarek überzeugt. Mit gut gefüllten Fahrzeugen sei vor allem am Morgen zu rechnen, sagte Knall.

POKALFINALE

Eine zusätzliche Herausforderung gibt es am 27. Mai. Dann beginnt um 20 Uhr im ausverkauften Olympiastadion das Fußball-Pokalfinale zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt. Zusätzlich zu den Kirchentagsbesuchern wollen dann zehntausende Fußballfans ins Stadion und zurückfahren. Die S-Bahn will bis zu 36 Züge in der Stunde einsetzen. Auch die BVG fährt häufiger.

Am Endspieltag finden auf dem Breitscheidplatz keine Kirchentags-Veranstaltungen mehr statt. Der Platz gilt als Treffpunkt der Dortmund-Fans. Am Alexanderplatz, „Zentrale“ der Frankfurter Anhänger, ist dies noch nicht klar.

Große Probleme bei der An- und Abreise mit den Zügen der Bahn sieht die zuständige Bundespolizei nicht: „Wir haben genügend fankundige Beamte“, sagte ihr Vertreter Ralph Krüger. Für eine Mannschaft wird es nach dem Spiel allerdings vorbei sein mit der Leichtigkeit.

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