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Barack Obama bei seinem Berlin-Besuch im November 2016.
© AFP/Brendan Smialowski
Update

Ehemaliger US-Präsident beim Kirchentag: Barack Obama spricht vor dem Brandenburger Tor

Der frühere US-Präsident Barack Obama kommt im Mai zum Evangelischen Kirchentag und wird mit Kanzlerin Merkel vor dem Brandenburger Tor auftreten.

Sogar der mächtigste Mann der Welt braucht mal das Gefühl, geliebt zu werden und von geliebten Menschen umgeben zu sein, zumal wenn er seine Macht einbüßt. Was also lag für Ex- US-Präsident Barack Obama näher als wieder nach Berlin zu kommen, wo er schon als Popstar gefeiert wurde, noch bevor er sein Amt antrat – und wo er in der deutschen Bundeskanzlerin eine „Freundin“ fand. Zusammen mit Angela Merkel kehrt der ehemalige US-Präsident anlässlich des Kirchentags am Donnerstag, den 25. Mai – zu Christi Himmelfahrt – auf „seine“ Bühne vor dem Brandenburger Tor zurück, um mit der Kanzlerin über Glauben und Politik zu sprechen.

Dass er damit auch ordentlich die Werbetrommel rührt für den Wahlkampf der CDU-Vorsitzenden, für die er schon einmal eine Wahlempfehlung aussprach, ist für den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, nicht der Rede wert: „Es nervt mich, dass immer die politische Farbenlehre reingetragen wird“, entgegnet er am Dienstag auf die Frage, warum kein Spitzenkandidat einer anderen Partei dazugeladen wurde. Die Grünen hätten in Katrin Göring-Eckardt sogar eine frühere evangelische Spitzenkraft aufzubieten. Aber warum nicht auch mal einen Katholiken wie Martin Schulz dazu bitten? Schließlich hob Südafrikas Erzbischof Thabo Makgoba auf die Frage nach der Bedeutung der Reformation deren ökumenische Kraft besonders hervor.

Desmond Tutus Nachfolger Thabo Makgoba ist live in die Presse-Veranstaltung zum Kirchentag zugeschaltet. Er wird die traditionelle Predigt zu dessen Abschluss halten: in der Lutherstadt Wittenberg. Die politischen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen aus der Perspektive der Kirche zu reflektieren, ist Makgobas Thema. Die Kirche habe sowohl beim Aufbau der Apartheid als auch bei deren Ablösung mitgewirkt, sagt Bedford-Strohm.

Wer will, kann Obama und Merkel ganz aus der Nähe betrachten

Das liegt in der Tradition begründet: „Die Reformation hat eine politische Dimension“, sagt Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au. Der Einsatz der Reformatoren sei es, das Verhältnis von Kirche und Staat zu erneuern. Zu ihrem „protestantischen Hintergrund“ stünden Merkel wie Obama gleichermaßen, zumal letzterer „als Mensch für Demokratie, Solidarität und Freiheit“ gestritten habe und nicht nur als Politiker – ein „Engagement aus christlichem Glauben“.

Für Bedord-Strohm verkörpert Obama auch das Band zwischen Glauben und politischem Handeln, weshalb der Ex-Präsident „oft in einem Atemzug mit Martin Luther King genannt“ werde. Dessen Reden etwa zur Besänftigung der Unruhen nach dem gewaltsamen Tod von Polizisten seien „Predigten“ gewesen, zumal an deren Ende das Kirchenlied „Amazing Grace“ angestimmt wurde.

Wie aber gelang es den Ex-Präsidenten zu gewinnen, war Geld im Spiel? „Nein“, sagt Bedford-Strom, er habe Obama bei dessen Deutschland-Besuch eingeladen. „Andere“ hätten geholfen, eben Merkel auch der heutige Bundespräsident Franz-Walter Steinmeier.

Und die mehrheitlich „gottlosen“ Berliner? Wer will, der kann Obama und Merkel ganz aus der Nähe beobachten, denn das Gespräch unter der Quadriga ist offen für jeden, der den Sicherheitscheck besteht (am besten ohne Taschen kommen). Hartgesottene Obama-Fans müssen sich gedulden: Außer der News seines Kommens steht nichts fest, nicht ob Michelle und die Töchter mitkommen, ob er wieder im Adlon wohnt und im Fitness-Studio zum Workout erscheint.

So sicher wie das Amen in der Kirche ist nur: dass fast nichts mehr gehen wird rund um Pariser Platz und bis zur Friedrichstraße an den Tagen vor, während und nach dem Zwiegespräch. Freie Fahrt für Obama, der nach Baden-Baden weiterreist, wo er den 25. Medienpreis erhält.

Auch 2008 hatte Obama die Berliner begeistert

Barack Obama war in seiner Funktion als US-Präsident erst im November 2016 überraschend in Berlin. Es war sein dritter - und letzter - offizieller Staatsbesuch in der deutschen Hauptstadt. Zuvor war er im April 2016 in Deutschland gewesen, damals hatte er die Hannover Messe besucht. Bereits im Wahlkampf für seine erste Amtszeit war Obama im Sommer 2008 nach Berlin gereist und hatte das Publikum mit einer Rede begeistert.

Der Deutsche Evangelische Kirchentag findet vom 24. bis 28. Mai in Berlin und Lutherstadt Wittenberg statt. Er steht im Jahr des 500. Reformationsjubiläums unter der Losung „Du siehst mich“. Parallel dazu finden sechs sogenannte „Kirchentage auf dem Weg“ in mitteldeutschen Städten statt. Der Festgottesdienst in Wittenberg bildet den gemeinsamen Abschluss der Kirchentage. (mit epd, dpa)

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