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Der Bierpinsel in Berlin-Steglitz.
© Thilo Rückeis

Berlin-Steglitz: Frische Farbe für den Bierpinsel

Nach langem Leerstand soll das Wahrzeichen der Schlossstraße neu belebt werden. Die Turmfassade wird wohl wieder rot, innen sind Lokale geplant.

Der 46 Meter hohe „Bierpinsel“-Turm ist das auffälligste Bauwerk der Steglitzer Schlossstraße und deren inoffizielles Wahrzeichen, aber die immer wieder angekündigte Neueröffnung blieb bislang stets aus. Jetzt allerdings tue sich endlich wirklich etwas, versicherte der Geschäftsführer der Eigentümerfirma Schlossturm GmbH, Axel Bering, am Dienstag auf Nachfrage. Das 40 Jahre alte Bauwerk an der Joachim-Tiburtius-Brücke werde saniert, man führe auch schon Mietverhandlungen mit Gastronomen. Alles solle „so schnell wie möglich“ gehen.

Die Fassade erhält einen neuen Anstrich, dafür verschwindet die bei einem internationalen Street-Art-Festival vor sechs Jahren aufgesprühte Graffiti-Kunst. Über die künftige Farbe des Turms sei zwar noch nicht endgültig entschieden, sagt Bering, aber „er wird wahrscheinlich wieder rot“.

Architekten verlangten ihr Rot zurück

Dies entspräche dem originalen Aussehen des „Turmrestaurants Steglitz“ – so der ursprüngliche Name – und würde den Streit mit Architektin Ursulina Schüler-Witte beenden. Sie und ihr inzwischen verstorbener Mann Ralf Schüler wurden vor allem als Schöpfer des Internationalen Congress Centrums (ICC) in Charlottenburg bekannt. Bereits zuvor hatten sie den Bierpinsel entworfen. Später protestierten die Eheleute vehement gegen die Graffiti an der Fassade und drohten mit einer Klage.

Der Spitzname Bierpinsel hatte sich schon im Eröffnungsjahr 1976 durchgesetzt – wegen der Form, die eigentlich an einen Baum erinnern soll, und wegen der Bars, Kneipen und Restaurants in drei Etagen. 2006 kam das Aus, als sich der langjährige Betreiber zurückzog. 2007 kauften die Immobilienunternehmerin Tita Laternser und ihre im Event- und Marketingbereich tätige Tochter Larissa den leeren Turm. Für das bezirkseigene Grundstück, auf dem er steht, schlossen sie einen Erbbaurechtsvertrag.

Streit mit Versicherung soll die Planung blockiert haben

Nach der Graffiti-Aktion 2010 verkündeten Plakate, der Turm werde „wachgeküsst“. Dass es dazu nicht kam, lag laut Bering an einem Streit mit der Gebäudeversicherung über die Regulierung eines großen Wasserschadens. Inzwischen habe die Versicherung einen Teil der strittigen Summe überwiesen.

Nun wurde ein Architekt damit beauftragt, sich um „die Außenhaut und die technische Funktionsfähigkeit der Räume“ zu kümmern. Der weitere Innenausbau sei Sache der Mieter, sagt Bering. Verträge gibt es noch nicht. Der Geschäftsführer wäre gegebenenfalls auch bereit, mit weiteren Interessenten aus der Gastronomie zu verhandeln. Kulturelle Nutzungen plant er dagegen nicht mehr.

Bering ist auch Immobilienunternehmer mit eigener Firma sowie einer von drei Geschäftsführern der Ausstellung „The Story of Berlin“ im Charlottenburger Ku’damm-Karree. 2013 schlug er deren Umzug in den Bierpinsel und einen möglichen Neubau darunter vor. „Ich fände das immer noch gut“, sagt er. Doch die anderen Chefs der „Story of Berlin“ waren dagegen.

Voraussichtlich in der kommenden Woche wollen sich Bering und sein Architekt ans Bezirksamt wenden, um Fragen zur Sanierung zu klären. Ein wesentlicher Punkt ist ein „Vollwärmeschutz“, der wohl nötig wird, um die heutige Energieeinsparverordnung zu erfüllen. „Die Dämmung würde die Kubatur des Turms verändern“, sagt Bering. Dafür brauche man eine baurechtliche Befreiung.

Der Bürgermeister ist noch skeptisch

Der Steglitz-Zehlendorfer Bürgermeister Norbert Kopp (CDU) hat von den Plänen bisher nur indirekt erfahren und reagiert zurückhaltend: „Ich glaube erst, dass es etwas wird, wenn ich es sehe.“ Schließlich habe die Schlossturm GmbH „ihre Ankündigungen nie realisiert“. Vor etwa drei Jahren sei der Kontakt abgerissen. Ende März endet eine vom Bezirk gestellte Frist für eine Stellungnahme zur Zukunft des Bierpinsels. Notfalls könne danach eine Geldstrafe gegen die Eigentümer verhängt werden, sagt Kopp. Gastronomie im Turm „würde ich begrüßen“. Bei der Fassadenfarbe hat der Bezirk eigentlich kein Mitspracherecht. Trotzdem findet der Bürgermeister, dass der Bierpinsel „natürlich wieder rot“ werden muss.

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