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Das Steglitzer Wahrzeichen, hier noch in seiner unbepinselten, klassisch bleichroten Fassung, könnte das neue Zuhause der Ausstellung "The Story of Berlin" werden.
© dpa
Exklusiv

Vom Ku'damm-Karree nach Steglitz: „The Story of Berlin“ will Bierpinsel übernehmen

Der Ausstellung „Story of Berlin“ droht das Aus im Ku’damm-Karree. Jetzt bahnt sich ein überraschender Umzug in den Steglitzer Bierpinsel an. Der Turm allein ist für die Ausstellung allerdings zu klein.

220 000 Besucher lockt die Ausstellung „The Story of Berlin“ jährlich ins Ku’damm-Karree, darunter viele Schüler auf Klassenfahrt. Doch wegen des im Herbst 2014 geplanten Abrisses und anschließenden Neubaus der Passage am Kurfürstendamm scheinen die Tage der 1999 gegründeten Erlebnisausstellung dort gezählt. Nach Tagesspiegel-Informationen setzen die Betreiber nun auf eine überraschende Lösung: Zum neuen Standort soll der Bierpinsel-Turm an der Steglitzer Schlossstraße werden.

Laut Axel Bering, einem der drei Geschäftsführer der Ausstellung, geht es um die mehrheitliche bis vollständige Übernahme der „Bierpinsel & Schlossturm GmbH“ von den bisherigen Eigentümerinnen. Zudem sei ein Neubau unter dem 46 Meter hohen Turm geplant – denn dieser allein wäre zu klein. Im Ku’damm-Karree gibt es 21 Themenräume auf 6000 Quadratmetern. Der Schwerpunkt liegt auf der Zeit der deutschen Teilung und dem Mauerfall; als besondere Attraktion gilt der echte Atomschutzbunker aus der Zeit des Kalten Krieges.

Den Bierpinsel, dessen Spitzname an frühere Lokale darin erinnert, hatten die Immobilienunternehmerin Tita Laternser und ihre auf Events und Marketing spezialisierte Tochter Larissa 2007 gekauft – nach fünfjährigem Leerstand. 2010 veranstalteten sie eine Street-Art-Aktion, internationale Graffiti-Künstler machten den zuvor roten Turm bunt. Danach stand der in den 70er Jahren von den Architekten Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte entworfene Bau wieder leer. Dazu trug ein großer Wasserschaden nach einem Rohrbruch bei. Vor kurzem hatte Tita Laternser die baldige Wiedereröffnung angekündigt.

Jetzt bestätigte die Unternehmerin, dass sie mit Bering über die „tolle Idee“ verhandelt. Die Gespräche seien „ziemlich weit fortgeschritten“. Die Ausstellung passe hervorragend in die Schlossstraße, die so nicht nur durch Shoppingcenter geprägt werde, und könne das Dahlemer Alliierten-Museum ergänzen.

Ganz aufgeben wollen die Eigentümerinnen den Bierpinsel nicht: „Wir würden Anteile behalten und die Ausstellung unterstützen“, sagte Tita Laternser. Aber erst einmal seien Gespräche mit dem Bezirk nötig. Dieser hat das Grundstück, auf dem der Turm steht, per Erbbaurechtsvertrag verpachtet. Die Bauaufsicht soll bereits grünes Licht für eine museale Nutzung gegeben haben. Dem Vernehmen nach soll es in den nächsten Tagen ein Treffen mit dem Steglitz-Zehlendorfer Bürgermeister Norbert Kopp (CDU) geben, der nicht für Auskünfte erreichbar war.

Die Kosten müssen noch kalkuliert werden

Mit Lob reagierte der Vize-Vorsitzende der CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), David Eckel: Er verspricht sich „eine schöne Aufwertung und weitere Belebung der Schlossstraße“. Mit den Parkplätzen oben auf der Tiburtiusbrücke und dem U-Bahnhof Schlossstraße vor der Tür sei der Turm auch verkehrlich gut angebunden. In einem Neubau unter dem Turm sieht Eckel kein Problem, bisher sei „die Situation unter der Brücke ja nicht schön“.

Geschäftsführer Bering hofft außerdem, Flächen im Untergeschoss des U-Bahnhofs nutzen zu können. Denn die BVG will den Eingang am Bierpinsel schließen. BVG-Sprecher Klaus Wazlak sagte, der U-Bahnhof sei in den 70er Jahren überdimensioniert gebaut worden und habe mehr Zugänge als nötig. Grundsätzlich „begrüßen wir eine Ansiedlung der Story of Berlin“.

Offen ist die Finanzierung. Bering ist gerade dabei, die Kosten zu kalkulieren. Es gehe um mehrere Millionen Euro, die Summe könne auch etwas über zehn Millionen liegen. Eine Abfindung erhofft sich Bering vom Eigentümer des Ku’damm-Karrees, dem irischen Investor Ballymore. Die Ausstellung hat einen Mietvertrag mit einjähriger Kündigungsfrist. Baurecht für die Umgestaltung des ganzen Karrees bekommt Ballymore laut einem Beschluss der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf aber nur, wenn es eine Lösung für die „Story of Berlin“ gibt. Der Investor hatte angedeutet, dass die Ausstellung in die künftige Passage am Ku’damm ziehen könne – doch eine Schließung während der auf zweieinhalb Jahre geschätzten Bauzeit wäre laut Bering wirtschaftlich nicht zu überstehen.

Auch von anderer Seite sei finanzielle Hilfe möglich, sagt er. Die Wasserschäden im Bierpinsel müsse wohl die Gebäudeversicherung regulieren. Darüber hinaus sei eine Projektförderung durch das Land Berlin denkbar. Bisher hat die „Story of Berlin“ nie Subventionen erhalten. Der CDU-Politiker Eckel stellte klar, dass aus dem knappen Bezirkshaushalt keine Gelder fließen können. In Betracht kämen aber Lottomittel.

Zur Neueröffnung als Geschichtsmuseum könnte es wohl erst 2014 kommen. Eines steht aber schon fest: Der Turm soll wieder rot gestrichen werden, wie es die Architekten in den vorigen Jahren immer wieder vehement gefordert hatten.

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