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Engelbert Lütke Daldrup will Tegel ab 50.000 Passagieren wieder öffnen. Ob diese Zahl vor November erreicht wird, ist aber unklar.
© Gregor Fischer/dpa

„Ich bin nicht sehr optimistisch“: Flughafen-Chef zweifelt an Wiedereröffnung von Tegel

Im Juni schließt TXL wegen der Coronakrise. Engelbert Lütke Daldrup will ab 50.000 Passagieren wieder öffnen. Ob das vor November erreicht wird, ist unklar.

Berlins Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup ist skeptisch, ob der Flughafen Tegel nach der angestrebten Schließung in der Corona-Krise noch einmal ans Netz geht. Der Airport soll wegen des Passagierzahleinbruchs im Juni vorübergehend schließen, bevor er im November planmäßig endgültig außer Betrieb geht.

„Ich würde ihn ehrlich gesagt lieber wieder aufmachen bis zum Herbst“, sagte Lütke Daldrup am Donnerstag in der RBB-Sendung „Talk aus Berlin“. „Wenn ich 50.000 Gäste habe, geht Tegel direkt wieder ans Netz“, versicherte er. „Ich bin aber ehrlich gesagt nicht sehr optimistisch, dass wir in wenigen Monaten wieder 50.000 Gäste haben.“

Im April waren die beiden Berliner Flughäfen Schönefeld und Tegel davon weit entfernt. „Es ist gespenstisch“, sagte Lütke Daldrup. „Wir hatten Tage mit 800 Gästen an beiden Flughäfen zusammen.“ Üblich seien 100.000. „Es ist für uns wirtschaftlich eine Katastrophe. Wir verlieren jeden Tag eine Million Euro Einnahmen.“

Die Flughafengesellschaft will Tegel ab Juni für mindestens zwei Monate schließen und den Berliner Luftverkehr in Schönefeld konzentrieren. Stimmt die Luftfahrtbehörde dem Antrag zu, wollen die Betreiber Ende Mai darüber einen Beschluss treffen.

Nach jahrelangen Verzögerungen soll am 31. Oktober der neue Hauptstadtflughafen BER in Betrieb gehen. Tegel schließt nach dieser Planung am 8. November.

Flugbereitschaft für Regierungshubschrauber kostet fünf Millionen Euro pro Jahr

Allerdings wird in Tegel auch nach der BER-Eröffnung noch geflogen werden – noch bis 2029 sollen Regierungshubschrauber starten und landen. Das steht schon länger fest, nun hat das Verteidigungsministerium die Kosten beziffert.

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„Die Ausgaben für den Weiterbetrieb der militärischen Liegenschaft Tegel Nord werden auf jährlich circa fünf Millionen Euro geschätzt“, heißt es in der Antwort auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag, die der dpa vorliegt. Darüber berichtete zuvor das Internet-Portal „AviationNetOnline“.

Die drei Cougar-Hubschrauber transportieren etwa die Bundeskanzlerin und weitere Regierungsmitglieder. Im vergangenen Jahr gab es 67 Einsätze.

Für die Hubschrauber fehlt nach Darstellung des Ministeriums am neuen Hauptstadtflughafen BER noch die geeignete Infrastruktur. Der neue Flughafen in Schönefeld soll nach jahrelangen Verzögerungen Ende Oktober ans Netz gehen, dann ziehen auch die Regierungsflugzeuge von Tegel dorthin um.

Grüne werfen Bundesregierung „gedanken- und planloses“ Handeln vor

Staatsgäste werden in Schönefeld in einem eigenen neuen Terminal am Rande des BER-Areals empfangen. Dieses Gebäude ist eigentlich als Übergangslösung gedacht. Den Bau des eigentlichen, mindestens 344 Millionen Euro teuren

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Damit soll vorübergehend Platz für mehr zivile Passagiere am BER geschaffen werden. Erst wenn das endgültige Terminal steht, sollen auch die Hubschrauber umziehen.

Der Grünen-Abgeordnete Stefan Gelbhaar warf der Bundesregierung vor, „vollkommen gedanken- und planlos“ zu handeln. „Mich macht es sprachlos, dass die Bundesregierung scheinbar nicht weiß, wieviel Platz sie für ihre Fluggeräte braucht und den Steuerzahlern so Mehrkosten von 45 Millionen Euro bis 2029 aufbrummt.“ (dpa)

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