Flughafen Berlin-Tegel schließen?: TXL-Debatte, nächster Teil
Gut was los am Berliner Flughafen: Jetzt mischt auch die SPD in Reinickendorf mit - nennt aber eine Einschränkung in der Corona-Krise.
Am Flughafen Berlin-Tegel ist gut was los. Der SPD-Politiker Daniel Buchholz will den Flughafen TXL am liebsten morgen schließen, weil dort in der Corona-Krise eh kaum einer fliegt ("Kräfte in Schönefeld bündeln, Geld sparen", sagte er im Spandau-Newsletter). Auf der anderen Seite will die Bundeswehr aus TXL gar nicht mehr wegziehen. Oder besser: Die Bundeswehr hat jetzt noch mal ganz deutlich bekräftigt, bis 2029 mit Hubschraubern in Tegel abzuheben ("keine geeignete Infrastruktur am BER für die drei mittelschweren Hubschrauber"). Die Hubschrauber der Flugbereitschaft sind übrigens letztes Jahr knapp 70 Mal eingesetzt worden - hier der aktuelle Tagesspiegel-Text.
Die Corona-Krise hat aber auch unmittelbare Folgen am TXL. Wegen des Einbruchs des Flugbetriebs um 90 Prozent haben die Berliner Flughäfen die Einführung von Kurzarbeit für ihre 2200 Beschäftigten beschlossen. Dazu sei ein Antrag beim zuständigen Arbeitsamt gestellt worden, teilt der Betreiber FBB der Flughäfen Berlin-Tegel und Schönefeld mit. Ziel sei es, Entlassungen durch eine Reduzierung der Arbeitszeit zu vermeiden. Gemeinsam mit dem Betriebsrat sei beschlossen worden, das gesetzliche Kurzarbeitergeld auf 80 Prozent des Nettoentgelts aufzustocken. Alleinerziehende sollen 90 Prozent erhalten.
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Möglicherweise gewinnt aber die TXL-Problematik nun aber eben auch eine ganz andere Dimension: Seit Dienstag wird im politischen Raum und in der Spitze der Flughafengesellschaft, FBB, offen eine schnelle Schließung von TXL diskutiert - und nicht erst in sieben Monaten. Stand alles im Tagesspiegel. Zuerst sprach Rainer Bretschneider, der aller Effekthascherei unverdächtige Aufsichtsratschef der FBB, diesen Gedanken in einer Telefonkonferenz aus: Das wird in den nächsten Tagen und Wochen zu entscheiden sein, sagte er laut Tagesspiegel - hier der Text. Dann legte der SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz aus Siemensstadt im Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel nach: "Jetzt ist der genau richtige Zeitpunkt." Prompt war das Geraune groß - und inspirierte auch Künstlerin Naomi Fearn bei ihrem täglichen Berlin-Comic im "Tagesspiegel Checkpoint": hier ist er.
Und was hält Reinickendorf davon? Ich fragte den Reinickendorfer SPD-Abgeordneten und erklärten TXL-Gegner, Jörg Stroedter, wie er die Sache sieht. Sein Kommentar: Finde ich gut. Dies allerdings mit einer Einschränkung: Die Passagierströme müssten in Schönefeld-Alt so entzerrt werden, dass sich infizierte Reisende nicht gegenseitig anstecken. Das ist ja im Moment das von ankommenden Passagieren heftig beklagte Problem in Tegel: In überfüllten Bussen werden die Ankommenden in das "Großraumbüro" Terminal C gefahren, wo sich wirklich alle auf der Pelle hocken. Am Terminal A hingegen könnte man die Reiseströme wegen der verschiedenen Fingerdocks leicht entzerren.
Was in der Debatte keine kleine Rolle spielen dürfte: Alle finanziellen Lasten aus dem Jobverlust und massiven Umsatzeinbrüchen der Geschäfte könnten bei einer letztlich seuchenbedingten Schließung von TXL vom Bund aus den jetzt beschlossenen, milliardenschweren Rettungspaketen finanziert werden.
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