Zurück in Pension: Flüchtlingsstaatssekretär Dieter Glietsch hört auf
Das Lageso ging im Chaos unter, und der Regierende holte den früheren Polizeipräsidenten aus dem Ruhestand, für ein Jahr. Das ist jetzt um.
Zwei Männer am Tisch, ein Koffer wird rübergeschoben, Schlösser schnappen. Im Koffer ist Geld. Die Szene ist klassischer Krimi, doch sie spielte im echten Leben, mehr noch: Einer der beiden Männer war mal Polizeipräsident – Dieter Glietsch in seiner Rolle als aus dem Ruhestand geholter Manager des Berliner Flüchtlingswesens. Das Geld diente friedlichen Zwecken: Monatelang kamen jeden Tag tausende Flüchtlinge ins „Wir schaffen das“-Deutschland, hunderte nach Berlin, und jeder sollte in einem Bett schlafen. Mit den 50 000 Euro im Koffer wurden 700 Betten bezahlt.
Der niederländische Lieferant hatte von den langen Bearbeitungszeiten im damals völlig überlasteten Lageso gehört und auf Barzahlung bestanden, mit Erfolg. So saß er mit Glietsch am Tisch im Hangar in Tempelhof und bekam den Koffer. Die Episode wird sicher in Erinnerung bleiben, neben anderen Problemen, die nach pragmatischen Lösungen verlangten. Für Dieter Glietsch ist der Job erledigt. Sein Vertrag lief nur ein Jahr; er endet am Donnerstag. Glietsch ist schon weg, er bummelt den Resturlaub ab. Das bestätigte die Senatskanzlei.
Damals kamen 800 Geflüchtete täglich in Berlin an
Der Posten als Staatssekretär war aus der Not heraus geschaffen worden. Als Stab fungierten mehrheitlich Mitarbeiter, die aus anderen Behörden zusammengezogen worden waren, bis zu 130 Personen waren zeitweise im Einsatz. Viele hatten sich auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise freiwillig gemeldet, etliche sind geblieben und zum neu geschaffenen Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) gewechselt.
Ob der Job nach der Wahl noch einmal neu besetzt wird, konnte am Donnerstag niemand sagen – so richtig benötigt wird er wohl nicht mehr. Vor einem Jahr kamen pro Tag 800 Leute in Berlin an, so viele kommen jetzt in einem ganzen Monat. Mit dem LAF gibt es eine neue Behörde, und die Abwicklung der Leistungsanträge wurde im ICC gebündelt. Der Betrieb läuft jetzt also einigermaßen geräuschlos. Sowieso gehen immer mehr Menschen in ihre Heimatländer zurück – ein Erfolg der „Rückkehrberatung“ (s. Kasten).
Gesundheitsstaatssekretär Dirk Gerstle bildete mit Glietsch eine Doppelspitze: der eine in der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, der andere bei der Senatskanzlei. Gerstle ist angetan von Glietsch. „Ich bewundere, wie er sich der schwierigen Aufgabe gestellt hat und von null auf hundert da eingestiegen ist“, sagte Gerstle und lobte den „offenen und vertrauensvollen Umgang“, den sie miteinander hatten.