Überforderte Ämter in Berlin: Flüchtlingshelfer sollen besser koordiniert werden
Allein am Montag mussten vor dem Lageso in Berlin wieder bis zu 100 Freiwillige tätig werden. Die Behörden sind mit dem Strom der ankommenden Flüchtlinge überfordert, die Helfer enttäuscht. Abhilfe soll jetzt eine bessere Abstimmung schaffen.
Endlich, hoffentlich klappt’s auch. Das werden sich in den Sozialverbänden, Hilfsinitiativen und Behörden am Montag viele gedacht haben: In Berlin soll die Flüchtlingshilfe besser koordiniert werden – und zwar nicht nur die der oft überforderten Ämter, sondern auch die der tausenden Ehrenamtlichen um die mehr als 60 Flüchtlingseinrichtungen der Stadt. Die Caritas und die Stiftung „Gute Tat“ sollen die Einsätze ab dieser Woche koordinieren. Das hat der Krisenstab des Landes unter Sozialsenator Mario Czaja (CDU) beschlossen.
Der Berliner Senat hat kürzlich schon die Stiftung „Gute Tat“ beauftragt, eine Hotline für ehrenamtliche Helfer einzurichten. Dort kommen inzwischen Dutzende Anrufe am Tag an. Die Stiftung erstellt nun eine Datenbank, in der Aktuelles aus den Flüchtlingsheimen gesammelt wird. Schirmherr der Stiftung ist Landesbischof Markus Dröge.
Senator Czaja waren vom Regierenden Bürgermeister erst kürzlich Zusatzvollmachten erteilt worden. Czaja kann nun auf Personal anderer Verwaltungen zugreifen, er hatte zugleich Extra-Mitarbeiter für das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in Moabit angekündigt. Vergangene Woche campierten dort Flüchtlingsfamilien wegen fehlender Unterkünfte tagelang auf dem Rasen.
Es besteht Epidemie-Gefahr
Doch allein am Montag mussten vor dem Lageso wieder bis zu 100 Freiwillige der Initiative „Moabit hilft“ tätig werden: Die vom Senat angekündigten Verbesserungen ließen auf sich warten, sagte ein Sprecher der Initiative, immer noch müssten Helfer etwa Lebensmittel und Wasser bringen. Ein sonst für Filmdrehs gebuchter Caterer half mit seinem Truck aus, wieder warten Hunderte stundenlang vor dem Lageso, bis sie sich registrieren lassen konnten. Zudem bestehe Epidemiegefahr, die medizinische Behandlung durch das Amt reiche nach wie vor nicht. Lageso-Sprecherin Silvia Kostner sagte zwar, seit Montagmorgen sei ein Notarzt der Johanniter ständig auf dem Gelände. Dennoch werden offenbar weiter Ärzte der „Moabit hilft“-Initiative gebraucht. Personal fehlt also immer noch – dennoch ist die Lage entspannter als vergangene Woche, was nicht zuletzt an der Abkühlung liegen dürfte. Landesbischof Dröge kündigte ebenfalls Montag an, in Kreuzberg solle eine „Flüchtlingskirche“ entstehen. Dazu werde in der St.-Simeon-Kirche im September ein Treff für Flüchtlinge und Ehrenamtliche eingerichtet.