zum Hauptinhalt
Berlin, erstes Wochenende des Ferienreiseverkehrs am Flughafen Tegel
© Kai-Uwe Heinrich
Update

Berlin-Tegel: Ferienbeginn am Flughafen TXL - wieder Ärger mit dem Gepäck

Kommen Sie "mindestens" zwei Stunden vor dem Abflug, hieß es. Doch Probleme macht auch am Sonntag etwas ganz anderes.

Es ist das erste Ferienwochenende in Berlin - Zeit, um in den Urlaub zu fliegen und sich zu erholen. Doch der Start in Berlin war für viele auch am Sonntag eher stressig. Grund: wieder Ärger mit einem Gepäckband, das in TXL rumzickt. "Hier stapelten sich morgens die Koffer", berichteten Flughafenmitarbeiter am Sonntagmorgen. Am Tag zuvor hatte der Flughafen ebenfalls von einem technischen Defekt am Gepäckband gesprochen.

„Es ist voll, und es läuft“

Tags zuvor, Sonnabendmorgen: Die Schlange vor den Schaltern von KLM im Hauptterminal von Tegel ist in voller Länge aufgebaut, geschätzt 50 Meter, wie mit dem Lineal gezogen, schnurgerade durch die Halle. Die Passagiere sind alle da, nur die KLM-Mitarbeiter fehlen noch. Der Counter ist geschlossen. Der Flieger geht erst in gut zwei Stunden.

Manche kamen sogar drei Stunden vor Abflug

Das befürchtete Abfertigungschaos zu Ferienbeginn in Schönefeld und Tegel ist zumindest an diesem Samstagmorgen ausgeblieben. „Es ist voll, und es läuft“, sagt Flughafensprecher Daniel Tolksdorf. Tatsächlich zeigt die Anzeigetafel nur zwei Verspätungen, die Finnair-Maschine nach Helsinki und Eurowings mit Ziel Hurghada in Ägypten.

„Wir haben uns gut vorbereitet“, so Tolksdorf, alle Dienstleister hätten mehr Personal im Einsatz. Der Sonnabend sei einer der verkehrsreichsten Tage im Jahr – 20.000 Passagiere zusätzlich in Tegel, 10.000 in Schönefeld. Die Flughäfen würden an ihrer Kapazitätsgrenze arbeiten, aber weil es am Himmel keine Probleme gebe, also Unwetter oder Fluglotsenstreiks, stauten sich die Maschinen auch nicht am Boden. „Wir hatten Glück.“

Das Ehepaar Langwagen aus Lichtenberg (r.) und gut gelaunte Leidensgenossen aus Rostock vor dem Abflug.
Das Ehepaar Langwagen aus Lichtenberg (r.) und gut gelaunte Leidensgenossen aus Rostock vor dem Abflug.
© Thomas Loy

Ein Familienvater aus Halle an der Saale steht im Getümmel des Billigflug-Terminals D und erklärt: „Wir sind tiefenentspannt.“ Gestern hätten sie noch Geburtstag gefeiert, heute wollen sie nach Korfu. Mit Laudamotion, die Flugstrecken von Air Berlin übernommen hat. „Wir hatten mit einer vollen Autobahn gerechnet“, aber nicht mal dort gab es Staus. Deshalb waren sie schon um halb zehn am Flughafen, ihr Flieger geht erst um 11.40 Uhr.

Die Flughäfen hatten vorab gewarnt, man solle „mindestens zwei Stunden“ vor dem Flug erscheinen. Viele Passagiere waren schon drei Stunden vorher da, deshalb stehen die Hallenser jetzt ziemlich weit hinten in der Schlange. Immerhin haben sie die richtige ausgesucht. Eine junge Berlinerin mit ihrer kleinen Tochter hatte sich erstmal eine halbe Stunde lang in der falschen angestellt – aber niemand regt sich auf. Es ist ja noch sooo viel Zeit. Später steht das Flugzeug nach Korfu laut einer Passagierin zwei Stunden auf dem Rollfeld herum, bevor es abfliegen darf.

Kurz vor dem Abflug fiel das Gepäckband aus

Auch bei KLM herrscht ausgelassene Stimmung, besonders ganz vorne in der Schlange. Dort haben sich eine Familie aus Rostock und das Ehepaar Langwagen aus Lichtenberg angefreundet. Sie kennen sich schon länger, genauer: seit Freitagmorgen. Zusammen hatten sie auf den Lufthansa-Flug nach Frankfurt am Main gewartet, von dort wollten sie dann nach Montreal abheben, um ihre Kreuzfahrt auf der Aida anzutreten. Kurz bevor sie ihre Koffer auf das Gepäckband stellen konnten, fiel dasselbe allerdings aus. Das ist in Tegel schon öfter passiert. „Die Lufthansa-Leute sind dann einfach weggegangen“, sagt die junge Frau aus Rostock. Und der Flieger sei halbleer ohne sie gestartet. Bis zum späten Nachmittag hätten sie dann mit dem Ticket-Service am Flughafen über eine Alternativ-Route nach Montreal beratschlagt, mal sollten sie via Paris fliegen, dann via London, doch alles Herumtelefonieren und Hin- und Herrennen von Schalter zu Schalter habe letztlich nur den KLM-Flug am nächsten Tag gebracht. Zum Glück sollte ihr Schiff erst am Samstagabend ablegen.

Das Personal gönnt sich mal ein kleines Päuschen.
Das Personal gönnt sich mal ein kleines Päuschen.
© Kai-Uwe Heinrich

Damit sie nicht wieder von einem kollabierenden Gepäckband überrascht werden, waren die Kreuzfahrer schon drei Stunden vor Abflug am Schalter. Um kurz nach 10 Uhr nehmen zwei Damen von KLM ihre Plätze ein, starten die Computer, ein Sicherheitsmitarbeiter beugt sich über den Counter. Plötzlich kippt die Stimmung: Schon wieder das Gepäckband? Panische Blicke, doch dann werden sie herangewunken.

Flughafen-Sprecher Tolksdorf spricht von einem „Rückstau an der Gepäckanlage“ in Terminal B wegen eines „kleinen technischen Defekts“. Nach 30 bis 40 Minuten sei der Schaden behoben gewesen, fünf Maschinen habe man zu anderen Terminals umgeleitet. Dass eine Lufthansa-Maschine halbleer abgeflogen sei, könne er nicht bestätigen.

Wegen Nachtflugverbots konnte ein Flugzeug nicht mehr starten

Auch Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber kann zum Einzelfall nichts sagen. Bei Pauschalreisen müssten sich die betroffenen Passagiere an den Veranstalter wenden. Der Freitag sei für die Lufthansa ohnehin ein „Rush-Hour-Tag“ wegen der Wochenendpendler. Wenn dann noch der Ferienbeginn hinzukomme, könne es schon mal eng werden.

Weber erklärt, das Gepäckband sei „wiederholt“ ausgefallen. Mindestens 14 Stunden später als geplant traten am Samstagnachmittag auch 190 Passagiere der Airline SunExpress ihre Urlaubsreise an. Ihre Maschine war nach Angaben des Flughafens am Freitagabend zu spät in Tegel eingetroffen und schaffte es dann nicht mehr rechtzeitig vor dem Nachtflugverbot zu starten.

Das Schlimmste ist auf jeden Fall überstanden, da sind sich Weber und Tolksdorf einig. In den nächsten Tagen dürften die Berliner Flughäfen wieder zum Normalbetrieb zurückkehren.

Zur Startseite