FDP-Politiker Sattelberger: Von der Lufthansa „wie Vieh behandelt“
Der FDP-Politiker Thomas Sattelberger ist wütend auf die Lufthansa. Der frühere Lufthansa-Manager ärgert sich nicht nur über schlechten Service bei der Abfertigung in Tegel.
Thomas Sattelberger ist Vielflieger. Es gab Zeiten, da stieg der FDP-Politiker nahezu täglich ins Flugzeug, deshalb hat er den so genannten HON-Status, den höchsten Vielflieger-Status beim Marktführer Lufthansa. Doch was der Bundestagsabgeordnete am Donnerstag bei seinem Flug von Berlin-Tegel nach München erlebte, macht ihn richtig wütend – so sehr, dass er öffentlich die Vorstände Carsten Spohr und Thorsten Dirks, Chef der Lufthansa-Tochter Eurowings, kritisiert. Und das, obwohl Sattelberger selbst fast zehn Jahres hochrangiger Lufthansa-Manager war, unter anderem als Bereichsvorstand Airline.
„Die besten Kunden werden wie Vieh behandelt“
„Die besten Kunden werden wie Vieh behandelt“, schreibt Sattelberger auf seiner Facebookseite, wo er den Vorfall am Donnerstagabend schildert. 34.000 Mal sei der Beitrag nach seinen Angaben bis Sonntagabend bereits angeklickt worden.
Was aus seiner Sicht vorgefallen ist, dürften so oder so ähnlich auch schon andere Passagiere in Tegel erlebt haben: „Wir werden 30 Minuten früher ans Gate genötigt im weit entfernten Terminal B, um dann dort zu erfahren: der Flug hat eine halbe Stunde Verspätung. Eng aneinandergezwängt stehen wir im Riesenpulk 60 Minuten lang wartend da, kein einziger Lufthanseat sorgt für Ordnung im viel zu engen Boarding-Bereich. Keine Ansage, Temperaturen viel zu warm! Nicht zum ersten Mal! Und dann – eine Posse! – Ankunft im Münchner Satelliten K13. Weitere volle Viertelstunde Zeitverlust. Jetzt ist mein Termin vollends geplatzt. ???? Wer auch immer Lufthansa gerade fünf Sterne verliehen hat, muss auf einem Auge blind gewesen sein...“.
Lufthansa behandele seine Kunden „wie Transportsäcke“, die Sitzplätze würden „wirr und ohne Ankündigung“ neu vergeben. „Das lässt mich ahnen, dass Lufthansas Monopolstellung am deutschen Markt irgendwem im Management zu Kopf gestiegen ist“, kritisiert Sattelberger. „Chaos statt Prozesstreue, Koma statt Kundenorientierung!“, moniert er. „Wäre ich noch verantwortlich, ich würde mich in Grund und Boden schämen!“ Sattelberger wendet sich auch direkt an die Chefs. Der frühere Vorstandschef Jürgen Weber, „würde so etwas nicht geduldet haben, werte Vorstände Carsten Spohr und Thorsten Dirks.“
Prozesse am Boden seien "total verludert"
Auch auf Twitter und seinem Blog berichtete Sattelberger von dem Vorfall. Auf Twitter entschuldigte sich eine Mitarbeiterin des Lufthansa-Twitter-Teams schnell, woraufhin Sattelberger noch einmal nachlegt: „Die Pünktlichkeit ist auf etlichen Strecken schon lange nicht mehr akzeptabel und die Prozesse am Boden total verludert“.
Er habe den Beitrag „aus alter Liebe zur Lufthansa“ geschrieben, sagte Sattelberger dem Tagesspiegel am Sonntag. „Manchmal braucht es ein hartes Anklopfen an die Tür.“ Die Lufthansa „muss verdammt aufpassen, dass sie beim Thema Kundenorientierung, insbesondere am Boden, nicht den Tritt verliert.“ Dass Lufthansa die Passagiere in Tegel nicht selbst, sondern von einem Dienstleister abfertigen lasse, dürfe keine Ausrede sein. „Dienstleister müssen die gleichen Qualitätsstandards liefern, die auch die Firma selbst bieten würde“, erklärt er. Und das müsse die Fluglinie auch steuern und kontrollieren.
"Ein Ärgernis für alle Fluggäste"
Leider werde das Thema Serviceprozesse in Tegel „wie eine tote Katze über den Zaun geworfen.“ Insbesondere für die Terminalbereiche B und C gebe es offensichtlich kein Konzept. „Was dort passiert, ist ein großes Ärgernis für alle Fluggäste, nicht nur für Vielflieger.“
Vor Wochen habe er bereits Lufthansa-Chef Spohr über die Zustände in Tegel per E-Mail informiert. Ob und welche Rückmeldung es gab, sagt Sattelberger nicht. Er forderte, dass Spohr und Eurowings-Chef Dirks sich ebenso intensiv mit den Serviceprozessen beschäftigen, wie es Weber, bis 2003 Lufthansa-Chef, getan habe, damals sein Chef bei der Airline.
Bahn will Lufthansa Konkurrenz machen
Die Redaktion bat Lufthansa um eine Stellungnahme zu Sattelberges Vorwürfen. Eine Antwort lag bis Redaktionsschluss nicht vor.
Auf der Strecke Berlin-München hat die Airline seit dem Aus von Air Berlin im vergangenen Jahr ein Monopol bei den Direktflügen, allerdings versucht die Deutsche Bahn der Lufthansa Konkurrenz zu machen mit der neuen Schnellstrecke von der Spree an die Isar. Sattelberger setzt darauf, dass die Lufthansa die Probleme am Flughafen Tegel in jedem Fall schnell in den Griff bekommt. Er selbst will aber trotz seiner Erfahrung weiter mit der Kranich-Airline fliegen.
Sonja Álvarez