Amri-Ermittler mit Nebenjob: Er hielt Vorträge, andere gehen zum Sport
Ein Dezernatsleiter soll zu oft abwesend gewesen sein. Doch die Behörde wurde nicht aufgestockt , obwohl die Terrorgefahr bekannt war.
Die Sicherheitsbehörden hatten mit einem Terroranschlag gerechnet. Sie hatten Anis Amri auf dem Schirm, Monate vor dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz im Dezember 2016 mit zwölf Toten und vielen Verletzten.
Berlins Untersuchungsausschuss hat gezeigt: Während Nordrhein-Westfalen Amri als höchst gefährlich eingestufte, herrschte in Berlin Phlegma. Kein eigener Beitrag zur Gefährdereinstufung im Terrorabwehrzentrum, fehlende Ansprechpartner beim Landeskriminalamt, eine eigenmächtig abgebrochene Observation, dazu Personalnot, Überlastung und das Eingeständnis: Der Ernst der Lage wurde nicht erkannt.
Opfern, Angehörigen, Bürgern ist schwer vermittelbar, warum bei dieser Lage ausgerechnet ein zuständiger leitender Beamter des Staatsschutzes nebenbei Vorträge hält. Er kann, soweit er seine Dienstpflichten erfüllt. Auch er hat ein Recht auf Freizeit und deren freie Gestaltung. Er hielt Vorträge, andere gehen zum Sport.
Die Defizite im Fall Amri an einem Beamten festzunageln, geht fehl. Gewiss, sein Verhalten wirft Fragen auf. Das Problem ist aber ein anderes: Die Terrorgefahr war bekannt, doch Polizeiführung und Senat stockten die Terrorbekämpfer nicht auf. Die Verantwortung lag bei ihnen.
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