Gigafactory von Tesla soll 10.000 Jobs bringen: Elon Musk plant neues Werk bei Berlin
Der E-Auto-Pionier Tesla errichtet seine erste europäische Fabrik im brandenburgischen Grünheide. In Berlin soll ein Design- und Entwicklungszentrum entstehen.
Der Tesla-Konzern baut eine neue Europa-Gigafabrik für Elektroautos und Batterien in Deutschlands Hauptstadtregion. Und zwar im brandenburgischen Grünheide nahe dem Berliner Stadtrand. Nach Tagesspiegel-Informationen wäre die Gigafabrik, deren Bau Konzernchef Elon Musk am Dienstagabend bei der Verleihung des „Goldenen Lenkrads“ ankündigte, eine Milliardeninvestition.
- Die Details der Tesla-Gigafabrik im Überblick: Als Tesla-Standort ist Grünheide im Landkreis Oder-Spree geplant.
- Bis zu 10.000 neue Jobs sollen dort entstehen.
- Zunächst sollen Batterien und das SUV-Modell Y dort gebaut werden.
- Wann die Gigafabrik fertig wird, ist nicht bekannt – spekuliert wird über einen Start Ende 2021.
- Für die Ansiedlung hatte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) im Geheimen mit Tesla verhandelt.
Nach Informationen der „Bild“-Zeitung sollen bis zu 10.000 neue Jobs entstehen. In Berlin selbst soll zudem ein Design- und Entwicklungszentrum entstehen.
Zur Begründung für die Standortwahl gab der Milliardär dabei unter anderem die außergewöhnliche Qualität deutscher Ingenieurskunst an. „Wir werden definitiv ein höheres Tempo vorlegen müssen als der Flughafen“, sagte Musk in Anspielung auf den nicht fertig werden wollenden Hauptstadtflughafen BER.
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Teslas Gigafactory 4 nahe Berlin soll die Dimension der neuen Großfabrik 3 in Shanghai haben, die schon in der ersten Ausbaustufe jährlich 150.000 Elektrofahrzeuge produzieren soll, in der Rekordzeit von nicht einmal einem Jahr gebaut wurde und demnächst an den Start geht.
Wann die Fabrik in Brandenburg entstehen soll, war zunächst nicht klar. In der Vergangenheit war von einem Start bis Ende 2021 die Rede; aktuell äußerte sich Musk nicht dazu.
Warum Brandenburg?
Wir haben den Rohstoff der Zukunft, wir haben erneuerbare Energien in Brandenburg“, sagte Brandenburg Ministerpräsident Woidke am Mittwoch in Potsdam. Das sei im Gespräch mit Tesla-Chef Elon Musk ein entscheidender Vorzug gewesen.
„Wir verbinden hier Klimaschutz mit Wirtschaftsstärke und das muss das Signal sein in die ganze Welt.“ Bei elektrischer Leistung aus Öko-Energien pro Einwohner ist Brandenburg bundesweit vorn. Als weitere Vorzüge nannte Woidke die Metropolregion mit Berlin, eine hohe Dichte an Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen - und: „Wir haben Platz.“
Brandenburg hat nach Angaben des Regierungschefs seit fünf bis sechs Monaten mit Tesla verhandelt. „Wir haben verschiedene Standorte angeboten, und die Standortauswahl hat dann Tesla getroffen“, sagte Woidke. Die Ansiedlung „bedeutet eine der größten Investitionen in der Geschichte unseres Landes“. In der Fabrik seien Elektromobilität und die Speicherung von Energie geplant.
„Wir sind bei 95 Prozent der Fragen durch, aber es werden auch noch weitere Fragen geklärt werden müssen“, sagte der Regierungschef. Tesla seien Zusagen für übliche Subventionen im Rahmen des EU-Beihilferechts gemacht worden. Auf die Frage, ob noch ein Risiko bestehe, sagte er mit Blick auf Musk: „Ich habe ihn als sehr verlässlichen Menschen kennengelernt.“
Tesla will Modell 3 und Modell Y bei Berlin bauen
Die Gigafabrik soll das aktuell wichtigste Tesla-Fahrzeug Model 3 für den europäischen Markt produzieren sowie auch den auf seiner Basis entworfenen künftigen Kompakt-SUV Model Y. Mit dem Model 3, das in Deutschland aktuell ab einem Preis von gut 44.000 Euro zu haben ist, will Tesla sich einen breiteren Markt erschließen.
Die angekündigte Großinvestition hat das Potenzial für einen Durchbruch für E-Mobilität in Berlin und Brandenburg, die beide Regierungen auf ihre Fahnen geschrieben haben. Es wäre die erste Tesla-Fabrik in Deutschland.
Bei der Preisverleihung für das „Goldene Lenkrad“, einer Veranstaltung im Axel-Springer-Haus, erklärte Musk, dass die Fabrik nahe dem neuen Berliner BER-Airport errichtet werden soll. Nach Tagesspiegel-Recherchen handelt es sich dabei um eine Industriefläche im brandenburgischen Grünheide im Landkreis Oder-Spree südöstlich von Berlin, die bereits einmal im Rennen für die Ansiedlung eines BMW-Werkes war.
Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) sagte dem Tagesspiegel am Abend: „Das ist sensationell!“ Bei Twitter schrieb sie: „Wer Visionen hat, kommt nach Berlin! Willkommen in der Metropolregion, Tesla!“ Pop hatte 2018 in einem Brief an Tesla für eine Ansiedlung geworben, „Berlin Partner“ führte direkte Gespräche. Der Grünen-Politikerin zufolge steht der Standort für das Designzentrum in Berlin noch nicht fest.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte dem Tagesspiegel: „Wir haben uns dafür seit längerem in intensiven Gesprächen und mit guten Argumenten eingesetzt. Die Gigafabrik wird Brandenburg als innovativem und internationalem Standort einen weiteren Schub und sehr vielen Menschen gute Arbeit geben.“
Projekt erst am Dienstag mit Musk besiegelt
In Brandenburgs Regierung gilt die spektakuläre neue Tesla-Fabrik als bisher größter Ansiedlungserfolg für den amtierenden Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD), der auch in Woidkes neuem Kenia-Kabinett aus SPD, CDU und Grünen bleiben wird.
Im Wirtschaftsministerium war das Projekt seit Monaten unter Geheimhaltung vorbereitet worden. Dem Vernehmen nach wurde es am Dienstag bei einem Treffen von Musk und Steinbach schriftlich besiegelt. Musk hatte vor geraumer Zeit eine Tesla-Fabrik in Europa angekündigt. Seitdem hatten sich mehrere deutsche Regionen beworben. Mit einem Zuschlag für Brandenburg oder Berlin hatte niemand gerechnet.
Was Elon Musk auf die Beine stellt, ist echt beeindruckend. Hoffentlich wird die Natur der brandenburgischen Grünheide geschont, wenn dort so eine Gigafabrik errichtet wird.
schreibt NutzerIn ChrisDue
Tesla weltweit führend, deutsche Hersteller liegen zurück
Die deutschen Autobauer hatten zwischenzeitlich ebenfalls Investitionen von insgesamt rund 40 Milliarden Euro in die Elektromobilität angekündigt. Binnen drei Jahren sollen rund 100 E-Modelle auf den Markt kommen. Allen voran setzt Volkswagen künftig ganz auf batteriebetriebene Fahrzeuge. Erst in der vergangenen Woche startete der Konzern in Zwickau die Produktion seines ersten rein-elektrischen Modells ID.3, in Braunschweig nahm der Konzern am Freitag seine eigene Batteriefertigung auf.
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Bei den Neuzulassungen von E-Autos liegen deutsche Hersteller allerdings insgesamt weltweit zurück. Vor allem bei der Batteriezellen-Produktion sind die Deutschen weitgehend von asiatischen Lieferanten abhängig. Der Tesla-Konzern gilt weltweit als führend in der E-Mobilität.
Die erste Gigafactory, die bisher nur Batterien produziert, baute Tesla in der Wüste im US-Bundesstaat Nevada, eine weitere existiert im Staat New York. In der neuen Fabrik in Shanghai soll wie in der europäischen Gigafactory das Model 3 produziert werden. In Europa montierte Tesla bisher in den Niederlanden einige Fahrzeuge der teureren Modellreihen S und X. Musk stellte aber wiederholt klar, dass er die Zukunft der Firma vor allem in Model 3 und Model Y sieht. (mit dpa)