Fotoausstellung im Willy-Brandt-Haus: Dit war sein Prenzlauer Berg
Erstmals seit langem gibt es eine größere Ausstellung über den Fotografen Bernd Heyden. Er arbeitete und lebte im Prenzlauer Berg.
Die Frisuren und die Kleidung der Leute, das Ambiente der Hinterhöfe von Prenzlauer Berg, eingerahmt von bröckelnden Fassaden, auf denen noch Margon-Wasser und Kolonialwaren angepriesen wurden – es ist die Alt-Berliner Zeit, die uns da begegnet. Nicht Zilles Milljöh, sondern seine Fortsetzung, also das Leben und Treiben der 1960er bis 1980er Jahre im damaligen Arbeiterbezirk sind die Themen von Bernd Heyden und seiner Kamera. Im Willy-Brandt-Haus, der SPD-Bundeszentrale, wird nun eine Ausstellung mit den Fotos des Autodidakten gezeigt.
Begegnung mit der Alt-Berliner Zeit
Kurator Mathias Bertram erinnert daran, dass Heyden nicht als neugieriger Reporter nach Prenzlauer Berg kam, er war vielmehr selbst ein Kind der Gegend rund um Schönhauser Allee und Greifswalder Straße. Und verbrachte hier seine Lebenszeit. Geboren 1940, begann er nach der 8. Klasse eine Lehre als Damenschneider und arbeitete ab 1957 als Bügler im VEB „Treff-Modelle“ in der Greifswalder Straße.
Also immer in jenem Areal, in dem „det Berlinern“ samt Witz, Schlagfertigkeit und Schnauze zu Hause war. Er war Radrennfahrer und chauffierte nach1961 den Chef der Kunsthochschule Weißensee, kam mit den Leuten dort in Kontakt, ging in den von Sibylle Bergemann und Arno Fischer gegründeten „Club junger Fotografen“.
Heyden hielt Alltagszenen der 70er Jahre fest
Zwischen 1970 und 1980 entstanden weit über tausend Motive von Menschen und Situationen seiner Umgebung, eher aus Spieltrieb und Langeweile. Die Offiziellen sortierten ihn in die Kategorie „Müllkastenfotograf“ – eine Ähnlichkeit zu Heinrich Zille ist unverkennbar.
Straßenkehrer, Kohlenträger, die die Briketts im Keller stapelten oder der Oma in den vierten Stock buckelten, Fleischlieferanten, alte Pfeifenraucher, Trinker und andere Originale scheuten nicht seine Kamera, denn der Mann hinter der Linse war ja einer von ihnen. Heydens Fotoquell versiegt Anfang der 1980er Jahre durch seine anhaltende Alkoholkrankheit, der er 1984 erliegt. Sein Nachlass wird im Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz bewahrt.
Begegnung auf Augenhöhe
Der Freundeskreis des Willy-Brandt-Hauses zeigt erstmals nach 30 Jahren eine größere Auswahl. Gisela Kayser, die Geschäftsführerin des Freundeskreises, nennt zwei wichtige Pluspunkte für diese Ausstellung als Beitrag zum Monat der Fotografie: „Für die einen ist sie ein Beweis, was aus diesem wichtigen Teil der Stadt geworden ist.
Einst kurz vor dem Verfall, ist Prenzlauer Berg heute ein blühender Bezirk mit frischen Fassaden, besserer Wohnqualität und leider auch steigenden Mieten. Andererseits können die Leute von heute, die Zugereisten, schauen und staunen, wie es dort im Kiez einmal war“. Die Kinder von damals sind heute um die 50 und sitzen nicht in Cafés, sondern stehen mitten im Leben und arbeiten für sich und eine schönere Stadt.
Anlässlich seines 90. Geburtstages wird auch der Fotograf Rainer König gewürdigt. „Zahlreiche Aufnahmen von Ruinen, Häusern und Monumenten sowie Details von Geländern, Treppen, Klinken und Fassaden fügen sich quasi zur Inventarisierung zusammen“, sagt Gisela Kayser. Auch das Heiligenseer Gartenhäuschen seiner Tante Hannah Höch nach ihrem Tod 1978 wurde von dem einstigen UdK-Professor fotografisch dokumentiert.
Bis 6. November, Dienstag bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr im Willy-Brandt-Haus. Stresemannstraße 28, Kreuzberg, Eintritt frei, Ausweis erforderlich.
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