zum Hauptinhalt
Zurückbleiben bitte. Die S-Bahn stellt Sonderzüge zu Stoßzeiten.
© Jörg Carstensen/dpa

Berliner Nahverkehr in der Coronakrise: Diese Einschränkungen bei S-Bahn, U-Bahn und Tram gelten ab Mittwoch

Die BVG fährt überall nur noch im 10-Minuten Takt, die S-Bahn streicht Sonderzüge zu Stoßzeiten. Ein Überblick zum Berliner Nahverkehr in Zeiten von Corona.

In der Ukraine wurde am Dienstag der gesamte Personenverkehr bei der Bahn eingestellt, in Tschechien müssen Reisende zum Teil einen Mundschutz tragen. Zum Vergleich fallen die Einschränkungen in Berlin nur minimal aus, letztlich gilt ab Mittwoch bei Bus und Straßenbahn eine Art erweiteter Ferienfahrplan. BVG, S-Bahn und VBB teilten mit, dass vor allem zusätzlich angebotene Schülerfahrten entfallen.

[In unseren Leute-Newslettern berichten wir wöchentlich aus den zwölf Berliner Bezirken – auch zur Lage beim Coronavirus. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Ab Montag gilt auf allen U-Bahn-Linien ein 10-Minuten-Takt. Die die U55-Stummellinie zwischen Hauptbahnhof und Brandenburger Tor wird Mittwoch früh ganz eingestellt. Touristen seien kaum noch unterwegs, der Verzicht auf die U55 spare einige Fahrer ein, hieß es.

[Unseren Liveblog zur Corona-Krise in Berlin gibt es hier.]

Vier Straßenbahn-Linien, nämlich 16/18 und 37/67 werden ganz eingestellt. Da auf allen dieser Linien mindestens eine weitere parallel fährt, verlängert sich nur der Takt. Es werden alle Haltestellen bedient.  „Die Botschaft lautet: Alle zehn Minuten kommt ein Fahrzeug“, hieß es bei der BVG. Bei den normalen Bussen und Straßenbahnen bleibt es beim normalen Angebot, also in der Regel beim 20-Minuten-Takt.

Geht die Zahl der Fahrgäste zurück, wird mehr gestrichen

Die Zahl der Fahrgäste ist berlinweit auf 40 bis 50 Prozent gesunken, hieß es zur Begründung der Einschränkungen. Sollte die Zahl der Fahrgäste weiter sinken, zum Beispiel durch die Schließung der Läden, werde es weitere Streichungen geben, hieß es von der BVG: „Wir werden keine heiße Luft durch die Gegend fahren“. Bislang sind nur zwei der 15.000 Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet worden.

Mehr Informationen zu Corona in Berlin

Der Krankenstand liegt im Vergleich zu normalen Zeiten nur um zwei bis fünf Prozentpunkte höher, hieß es im Unternehmen, „so wie bei jeder Grippewelle“. Dass die Lage beim Personal noch lange nicht ernst ist, zeigt, dass die BVG selbst die U-Bahnlinie 4 weiterfahren wird. Von den fünf Stationen werden drei von anderen Linien bedient, so dass der Verlust nicht groß wäre.

Fahrgastverband fordert möglichst lange Züge

Auch bei der S-Bahn sind die Einschränkungen nur gering: Ab Donnerstag entfallen die Verstärkerfahrten in den Stoßzeiten auf den Linien S1, S3 und S5. Der Takt auf allen anderen Linien bleibt. Der Sprecher des Fahrgastverbandes Igeb, Jens Wieseke, forderte die Verkehrsbetriebe auf, möglichst lange Züge einzusetzen, „damit sich die Leute aus dem Weg gehen können“. Das wichtigste Argument gegen zu starke Streichungen im ÖPNV lautet bekanntlich, dass dann das Gedränge in den verbleibenden Bussen und Bahnen und damit das Ansteckungsrisiko zunehmen würde.

[In unseren Leute-Newslettern berichten wir wöchentlich aus den zwölf Berliner Bezirken – auch zur Lage beim Coronavirus. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]
Die Deutsche Bahn fährt in der Region Berlin-Brandenburg noch nach Plan. Eingestellt wurden nur Fahrten nach Polen aber auch die IRE-Züge nach Hamburg sowie die Regionalbahn RB55. Diese beiden Linien stellt die Bahn immer dann ein, wenn zu viele Lokführer krank sind. Angaben zur Zahl infizierter Lokführer gab es nicht. 

Automatische Türöffnung funktioniert teilweise nicht

Bei der S-Bahn funktioniert das am Sonntag angekündigte automatische Öffnen der Türen nur teilweise. Zahlreiche Fahrgäste berichteten über Twitter oder direkt dem Tagesspiegel, dass sie diese Vorsichtsmaßnahme nur selten erlebt haben. Mit dem automatischen Öffnen soll den Fahrgästen am Bahnsteig das Drücken des Öffnungsknopfes erspart werden und damit ein Ansteckungsrisiko. 

Theoretisch können das alle S-Bahnen, nur bei der DDR-Baureihe 485 ist das technisch nicht möglich. Diese fahren auf den Linien S46 (montags bis freitags), S47, S8 und S85. Natürlich öffnen sich nur die Türen zur Bahnsteigseite, nicht zur Gleisseite. 

Der SPD-Abgeordnete Tom Schreiber twitterte: „Von wegen Türen öffnen automatisch. Nichts passiert. Das ist mittlerweile Fahrlässigkeit.“

Die Bahn verwies darauf, dass es eine „Kann“-Regel sei, in der Mitteilung von Sonntag stand: „Um die Ausbreitung des Coronavius einzudämmen, werden vermehrt die Türen automatisch geöffnet.“ Dem Vernehmen nach vergessen viele Fahrer das Öffnen einfach oder sie wollen den Zug bei längeren Standzeiten nicht auskühlen lassen. 

Auch der Autoverkehr ist stark zurückgegangen

Der Sprecher des Fahrgastverbandes Igeb, Jens Wieseke, hatte die S-Bahn ausdrücklich gelobt für diese Maßnahme. Wie berichtet, lehnt die BVG das automatische Öffnen ab, weil mehrere Baureihen dazu technisch nicht in der Lage seien. Die Einheitlichkeit im Betrieb sei wichtiger, so die BVG.

Auch der Autoverkehr ist stark zurückgegangen. Die Verkehrsinformationszentrale twitterte am Morgen ein Foto der Staukarte, alle Hauptstraßen und alle Autobahnen waren grün eingefärbt, also frei befahrbar. Sonst ist es an einem Werktagmorgen überall rot, vor allem auf den Autobahnen. „Derzeit haben wir auf den Straßen eine richtige #Corona-Ruhe“, hieß es dazu.

Zur Startseite