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Seit Jahren ist die Anna-Lindh-Grundschule ein Sanierungsfall - nun müssen die Kinder zurück in den Distanzunterricht.
© IMAGO / Manja Elsässer

Schimmel-Verfall mit Ansage: Die Sperrung der Berliner Anna-Lindh-Schule hat eine lange Vorgeschichte

Schon lange breiten sich Stockflecken in Berlins größter Grundschule aus. Viele Räume, Turnhalle und Keller sind befallen. Die SPD fordert einen Plan.

Es war der 27. Januar 2010, als sich der Hausmeister der Weddinger Anna-Lindh-Grundschule beim Schulamt meldete: „Großflächige Stockflecken“ hatte er an Wänden und Decken der Turnhalle ausgemacht. Seither vergeht kaum ein Jahr ohne Meldungen über Sanierungsbedarfe der größten Berliner Grundschule.

Nachdem zum Schulbeginn am Montag 40 Prozent der Räume wegen Schimmelbefalls gesperrt werden mussten, forderten SPD-Politiker des Bezirks, dass das Problem systematisch anzugehen sei.

„Das Desaster an der Anna-Lindh-Schule gefährdet die Schulplatzversorgung im nördlichen Wedding“, meldete sich der Direktkandidat für die Wahl zum Abgeordnetenhaus, Mathias Schulz, am Montag zu Wort. Bildungsstadtrat Carsten Spallek (CDU) müsse „endlich einen Sanierungsplan vorlegen und die Umsetzung sicherstellen“.

Schulz beklagte, dass von der Sperrung mindestens 250 Schüler:innen betroffen seien. Sie alle müssten nun vollständig in den Fernunterricht zurückkehren.

Wie berichtet, war die Sperrung am Sonnabend bekannt geworden: Betroffen sind aktuell elf Unterrichtsräume. Die Turnhalle ist allerdings schon seit 2015 wegen Schimmels gesperrt: Die Sanierung beginnt im November. Allerdings wurde 2020 auch im Keller Schimmel gefunden.

„Salamitaktik“ des Schulamts?

Nach Angaben von Gesamtelternsprecherin Anke Erler befinden sich die jetzt vom Schimmel befallenen Räume oberhalb des kontaminierten Kellers. Im Jahr 2018 war die Schule schon mal wegen fehlender Fluchtwege in die Öffentlichkeit geraten.

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„Wenn Herr Spallek rechtzeitig eine vollständige Gesamtübersicht der Sanierungs- und Ergänzungsbedarfe gemacht hätte, wäre klar, dass hier das Land unterstützend eingreifen muss“, mahnte die bildungspolitische SPD-Sprecherin Maja Lasic. So aber sei es aufgrund der „Salamitaktik“ für eine Abgabe ans Land „zu spät“.

Die Sparjahre brachten den Schimmel

Spallek widerspricht: Das Schimmelproblem im Keller sei ja früher gar nicht bekannt gewesen, und zudem seien Kellerräume im Gebäudescan der Schulbauoffensive gar nicht erfasst worden.

Im Übrigen erinnert Spallek daran, dass zwischen 2010 und 2016, als der Lindh-Hausmeister immer wieder Schimmel in der Turnhalle fand, in Mitte stets SPD-Bildungsstadträte am Ruder waren: Damals wurden mit Hinweis auf Haushaltssperren immer nur kleine Ausbesserungen vorgenommen. Traurige Berühmtheit erlangte damals der Keller des Andreas-Gymnasiums in Friedrichshain, in dem eine "Quelle" sprudelte und das ganze Mauerwerk durchfeuchtete.

Mitte war Konsolidierungsbezirk

Es waren die Jahre, als unter dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und seinen Finanzsenatoren an der Bauunterhaltung gespart wurde. Spalleks direkte Vorgängerin Sabine Smentek (SPD), Bildungsstadträtin 2014 bis 2016. ist seit der letzten Wahl 2016 Staatssekretärin für Digitales. Smenteks Vorgänger Ulrich Davids (SPD) hatte sein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Amt mit den Sparzwängen begründet.

Damals war Christian Hanke SPD-Bürgermeister im Bezirk. Vor Davids war Dagmar Hänisch (SPD) für das Schulressort im Konsolidierungsbezirk Mitte zuständig

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