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Die Bahn kommt mal wieder zu spät. Dieses Mal kann sie aber gar nichts dafür.
© dpa

Verspätete Eröffnung von BER: Die Bahn kommt zu spät – und ist diesmal gar nicht schuld

Bei den Berliner Verkehrsunternehmen war alles für die Eröffnung des neuen Flughafens vorbereitet. Jetzt müssen Deutsche Bahn, BVG und Taxifahrer erst mal abwarten. Nicht alle wollen das so ohne weiteres hinnehmen.

Es sollte ein großer Sprung für die S-Bahn werden: Pünktlich zum 3. Juni sollte ihr Streckennetz um acht Kilometer und zwei neue Stationen erweitert werden, inklusive eines neuen Kopfbahnhofs direkt unter dem Terminal des neuen Flughafens. Diese Planung ist mit der jetzt verkündeten Verschiebung der Eröffnung vorerst Geschichte.

Was die neue Lage für die Verkehrsunternehmen bedeutet, ließ sich gestern unmittelbar nach der Verkündung der Schönefelder Hiobsbotschaft nur erahnen. „Wir erwarten von den Ländern Berlin und Brandenburg als Auftraggeber, dass sie auf uns zukommen und sagen, welche Leistungen sie jetzt zwischen dem 3. Juni und der Flughafeneröffnung wollen“, sagte ein Bahnsprecher auf Anfrage. Die Bahn habe sich „technisch, personell und infrastrukturell auf den 3. Juni vorbereitet“, inklusive der neuen Flughafen-Expresslinien, deren Inbetriebnahme jetzt wohl ebenfalls auf den neuen Eröffnungstermin des Flughafens verschoben wird. Auch die ab dem 10. Juni geplante Anbindung des neuen Flughafens an den Fernverkehr der Bahn wird wohl warten müssen.

Spott über den Schaden:

Voraussichtlich werden die ICE-Züge, die ab einer Woche nach der Flughafeneröffnung nach Schönefeld fahren sollten, dann am Ostbahnhof enden. Die neuen Regionalbahnen des Typs Talent 2, die am Dienstag vor Verkündung der neuen Flughafenplanung der Presse vorgestellt wurden, werden zunächst im Probebetrieb des Airport-Express genutzt. Auch die Talent-Züge waren verspätet geliefert worden, weil es Probleme mit der Zulassung gegeben hatte. Unter großem Druck auch von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatte die Bahn die ersten Exemplare knapp vor dem bisherigen Eröffnungstermin erhalten.

Welche Kosten durch die Verschiebung des Zeitplans entstehen und in welcher Höhe nun möglicherweise Entschädigungen fällig werden, könne man jetzt noch nicht sagen, sagt der Bahnsprecher. Für die Kunden der S-Bahn ändert sich durch die abgesagte Flughafeneröffnung erstmal nichts, ebenso wie für die der BVG. „Sie können sich zurücklehnen, alles bleibt, wie es ist“, fasst BVG-Sprecherin Petra Reetz die neue Lage für die Fahrgäste zusammen. Bis auf Weiteres werden die gleichen Buslinien wie bisher den Flughafen Tegel wie auch den jetzigen Flughafen Schönefeld ansteuern.

Wegen eines Streits am BER haben die Taxi-Fahrer die Stadt schon einmal lahm gelegt:

An diesem Mittwoch soll eine Planungsrunde ermitteln, wie der nur bis zum 2. Juni geplante Betrieb in Richtung der bisherigen Flughäfen über den 3. Juni hinaus fortgesetzt werden kann. Das dürfte auch Fußballfans interessieren, die über Berlin zur Europameisterschaft anreisen wollen, die vom 8. Juni bis zum 1. Juli in Polen und der Ukraine stattfindet. Was die Rücknahme der Änderungen zum 3. Juni die BVG kostet und wer dafür bezahlt, könne man laut Reetz erst in den kommenden Tagen sagen.

Bei den Taxifahrern, die wegen unterschiedlicher Preise vom und zum neuen Flughafen mit der Airport-Leitung im Streit liegen, provozierte die gestrige Nachricht „Entsetzen“, wie Uwe Gawehn sagt, Vorsitzender der Innung des Berliner Taxigewerbes, der nach seinen Angaben rund 500 Taxiunternehmer angehören. Dass durch die Zeitverzögerung nun die Chancen gestiegen sind, sich im Streit um die Taxiregelung zu einigen, glaubt er nicht: „Das wird sich nicht ändern, egal, ob der Flughafen drei Monate oder fünf Jahre später aufmacht.“ Streitpunkt ist der Plan, nach dem Berliner und Brandenburger Fahrer unterschiedliche Tarife berechnen sollen, womit das Taxi zum Flughafen billiger wäre als das vom Flughafen. Dazu kommt der Dissens über eine ab 3. Juni geplante Flughafengebühr in Schönefeld. Für Taxikunden werde sich aber durch die Verzögerung nichts ändern, sagt Gawehn: „Wir fahren erstmal weiter wie bisher .“ Die Verzögerung sei „kein Beinbruch“ für die Branche.

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