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Protest gegen Gebührenregelung: Lange Schlangen am Taxistand

Verkehrschaos zum Wochenbeginn: Aus Protest gegen unterschiedliche Fahrpreise von und zum neuen Flughafen boykottierten Taxifahrer Flughäfen und Hauptbahnhof. Ihre Sternfahrt zum Brandenburger Tor legt zeitweise den Verkehr lahm.

Es ist eine elfenbeinfarbene Blechlawine, die sich auf der Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule erstreckt. Tausende Taxifahrer waren am Montag in den Streik getreten und demonstrierten für einheitliche Tarife und eine Abschaffung der Gebühren am neuen Großflughafen BER, der am 3. Juni eröffnet werden soll. Während sich in Schönefeld etwa 200 Fahrer der Sternfahrt angeschlossen hatten, fuhren von Tegel aus etwa 600 Droschken zum Großen Stern. Insgesamt beteiligten sich rund 2500 Taxifahrer an den Protesten. Das erwartete Verkehrschaos blieb jedoch weitgehend aus.

Der Taxi-Stand auf dem Hauptbahnhof zeigte ab 10 Uhr ein ungewohntes Bild. Nicht die gelben Autos warteten auf Fahrgäste, sondern Reisende mussten sich in eine lange Schlange einreihen. Zwischen 20 und 25 Minuten betrug hier die Wartezeit noch bis zum frühen Nachmittag.

Bilder des Taxistreiks:

In der Reihe fanden sich fast nur Geschäftsleute, die an den kleinen Rollkoffern oder den Laptoptaschen leicht zu erkennen waren. „Ich komme aus Mannheim und kenne mich in Berlin überhaupt nicht aus“, sagte Jens Kotte, der mehrfach ziemlich nervös auf die Uhr blickte. „Ich habe ein Vorstellungsgespräch in einer Werbeagentur. Da werde ich wohl kaum pünktlich sein.“ Bei den meisten Kunden hielt sich der Ärger allerdings in Grenzen. Die ganz Eiligen hatten sich offenbar in den Berliner Nahverkehr gestürzt, der ohne große Behinderungen lief.

Nach Auskunft eines Fahrers beteiligte sich nur rund die Hälfte aller Taxen am Hauptbahnhof an dem Ausstand. „Viele können sich den Ausfall doch gar nicht leisten und machen jetzt gute Geschäfte“, meinte ein Familienvater.

Ein ähnliches Bild zeigte sich an den Flughäfen in Tegel und Schönefeld. In Schönefeld sprangen vor allem die Autos mit dem Kennzeichen „LDS“ aus dem Landkreis Dahme-Spreewald in die Lücke der Berliner Fahrer. Gegen 11 Uhr betrug die Wartezeit auf ein Taxi etwa zehn Minuten. Die BVG–Busse waren voller als sonst. Dennoch kam es auch hier nicht zu großen Unmutsäußerungen der Passagiere über die umständliche Weiterfahrt vom Flughafen in die Innenstadt. „Als Arbeitnehmer kann ich jeden Protest verstehen“, meinte etwa Pierre Hagen aus dem Stuttgarter Raum, der sich von einem Kollegen abholen ließ.

Unter den streikenden Taxifahrern ist die Stimmung gereizt. Auf der Kundgebung wettert vor allem der Vorsitzende des Taxi-Deutschland Landesverbandes Berlin, Stephan Berndt, gegen die Betreiber der Flughäfen. 1,50 Euro sollen Taxifahrer pro Zufahrt am neuen Flughafen BER an eine Taxi-Managementfirma zahlen und über den Fahrpreis an ihre Kunden weitergeben. „Für eine Dienstleistung die wir nicht brauchen.“, meint Berndt. Noch wichtiger seien einheitliche Tarife für Taxifahrer aus Berlin und dem Landkreis Dahme-Spreewald, wo der neue Flughafen eröffnet wird.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung einigte sich bisher mit dem Kreistag in Dahme-Spreewald auf einen einheitlichen Flughafentarif für Fahrten vom Flughafen. „Wir können jetzt sicherstellen, dass ab Inbetriebnahme alle Fahrgäste vom BER den gleichen Tarif zahlen und alle Sortierungen nach Berliner und LDS-Taxen entfallen.“, sagte Staatssekretär Christian Gaebler. Den Taxiverbänden geht das nicht weit genug, sagt Uwe Gawehn, Vorsitzender der Berliner Taxi Innung. Es dürfe keinen extra Flughafentarif geben, denn das verwirre die Fahrgäste. Für die kommenden Wochen kündigte Gawehn weitere Streiks an, sollten Politik und Flughafenbetreiber nicht auf die Forderungen eingehen.

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