Volksentscheid: Der Flughafen Tegel hat in Berlin eine Mehrheit
Einen Monat vor der Volksabstimmung sind einer Umfrage für den Tagesspiegel zufolge 55,9 Prozent für eine Offenhaltung. Anwohner machen dagegen mobil.
Einen Monat vor dem Volksentscheid zur Offenhaltung des Flughafens Tegel nimmt die Auseinandersetzung über die Politik des Senats an Schärfe zu. Die Fraktionschefs von CDU und FDP im Abgeordnetenhaus, Florian Graf und Mario Czaja, sprachen von einem „versagenden Regierenden Bürgermeister“.
Die Luftverkehrspolitik Michael Müllers (SPD) sei gescheitert. Es gebe weder Konzepte noch Termine für die Eröffnung des Flughafens BER, kritisiert die bürgerliche Opposition. Das habe letztlich auch Air Berlin „die Flügel gebrochen“. Statt wenigstens für deren Mitarbeiter zu kämpfen, schaue der Regierende tatenlos zu. Die SPD-Landesgeschäftsführerin Anett Seltz konterte und sprach von „permanent substanzlosen, niemandem helfenden Auswürfen“ von Union und Liberalen.
Wir brauchen TXL, wenn der BER aufgemacht wird, um weiterhin über ein Flughafenprojekt lästern zu können! Dann halt die teure Sanierung von TXL!
schreibt NutzerIn BB44
Mit der Kampagne für einen Weiterbetrieb Tegels, der in eine Volksabstimmung am 24. September mündet, will die Opposition in Berlin Rot-Rot-Grün unter Druck setzen. Ihr wichtigstes Argument: Der künftige Flughafen in Schönefeld müsse entlastet werden. Nach einer Umfrage des Instituts Civey für den Tagesspiegel sprechen sich derzeit 55,9 Prozent der Berliner für eine Offenhaltung Tegels aus, 38,8 Prozent der Wähler sind dagegen.
Gegen einen Weiterbetrieb des City-Airports machen jetzt auch die betroffenen Anwohner verstärkt mobil. Eine Initiative aus Pankow nimmt viel Geld in die Hand, um zunächst das Nachtflugverbot zu erweitern und das Lärmschutzgebiet aktuell festzulegen. Ein Anwaltsbüro hat jetzt Akteneinsicht beim Senat gefordert und bereits den Gang vor Gericht angekündigt, falls das Ergebnis aus ihrer Sicht unzureichend sein sollte.
Neue Passagierrekorde
Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg meldete am Mittwoch neue Passagierrekorde für Deutschlands Hauptstadt. Danach flogen allein im Juli 3,3 Millionen Menschen von und nach Berlin. In diesem Jahr starteten und landeten damit bis Juli an den überlasteten Altflughäfen Tegel (TXL) und (SXF) bereits 19,5 Millionen Passagiere.
Das sind 6,9 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, trotz Streiks beim Bodenpersonal, Unwetter und der Turbulenzen um Air Berlin. In Schönefeld/alt entspricht das einem Plus von 16,5 Prozent. Selbst Tegel konnte mit einer Steigerung um 1,9 Prozent noch einmal zulegen. Und alles spricht dafür, dass dieser Trend anhält.
Am BER drohen Engpässe
Am künftigen Airport in Schönefeld drohen nach einer Eröffnung und der geplanten Schließung von Tegel damit dramatische Engpässe. Nach der Juli-Bilanz kann Berlin für 2017 mit rund 35 Millionen Passagieren rechnen. Das wären zwei Millionen mehr als 2016 und eine Million Passagiere mehr, als die FBB selbst für dieses Jahr erwartet.
Derweil tagte am Mittwoch erstmals der Gläubigerausschuss der insolventen Air Berlin, um über eine Aufspaltung der Fluggesellschaft zu beraten. Hauptinteressent Lufthansa konkretisierte dabei zwar sein Angebot für weite Teile des Unternehmens. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur erhielt der deutsche Marktführer aber keinen Zuschlag. Einen vorgezogenen Teilverkauf der nicht insolventen Touristiktochter Niki soll es demnach zunächst nicht geben.
Der Berlin-Monitor zeigt Ihre Meinung zu den großen Themen der Hauptstadt. Wenn Sie sich registrieren, tragen Sie zu besseren Ergebnissen bei. Mehr Informationen hier.