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Der Flughafen Tegel
© Michael Hanschke/dpa

Flughafendebatte: Was Berlin nach der Schließung in Tegel plant

Aus dem Flughafen TXL sollen "Urban Tech Republic" und "Schumacher-Quartier" werden: Bausenatorin Lompscher wirbt für das Nachnutzungskonzept.

Flotte Sprüche mag Katrin Lompscher. Jetzt aber muss sie sich noch zurückhalten. Dabei sieht man förmlich, wie es in der Bausenatorin arbeitet. Sie würde am liebsten sofort loslegen – um aus dem Flughafen Tegel einen Ort der Zukunft zu machen: mit Hochschule, mit Industrie und Gewerbe, mit Wohnungen und mit viel Grün. Noch aber gilt es, den Volksentscheid zur Offenhaltung des Flughafens am 24. September abzuwarten.

Zum ersten Mal steht Lompscher am Mittwoch auf dem Gelände, auf dem einmal das Schumacher-Quartier mit rund 5000 Wohnungen in die Höhe wachsen soll. Die Senatorin ließ sich im Rahmen der von den Linken organisierten „Stadtansichten“ zusammen mit Fraktionschef Udo Wolf und der Landesvorsitzenden Katina Schubert aus Reinickendorf im Bus über das Flughafengelände fahren.

Noch wird dort kräftig geflogen. Auch Air-Berlin–Maschinen starten und landen – ein begehrtes Fotomotiv am Tag eins nach der Insolvenz. Doch Lompscher interessiert sich nicht fürs Fliegen. Für sie ist klar, dass es damit zu Ende geht. Auch wenn die Berliner mehrheitlich dafür stimmen sollten, Tegel in Betrieb zu lassen. Man werde das Ergebnis respektieren, sagte Lompscher. „Aber ich kann mit nicht vorstellen, dass sich der Senat danach anders entscheiden wird.“

Zu viel steht für sie auf dem Spiel. Nur auf dem Flughafengelände gebe es noch so ausgedehnte Flächen für das Ansiedeln von Industrie, wie sie die Stadt brauche, sagte Lompscher. Kleinere zusammenhängende Areale gebe es sonst nur noch in Marzahn und an der Wuhlheide. Entstehen soll in Tegel ein Forschungs- und Industriepark, neudeutsch „Urban Tech Republic“ genannt. Bis zu 20.000 Arbeitsplätze erwarten die Planer.

Fünf Jahre bis zum Schumacher-Quartier

Auch für die Beuth-Hochschule sei der Standort ideal; nicht zu weit entfernt vom Stammsitz an der Luxemburger Straße in Wedding. Die Hochschule soll ins Terminal A ziehen, das heutige zentrale Abfertigungsgebäude. Etwa 2500 der heute rund 12.000 Studierenden könnten dort lernen und forschen. Einen Plan B für den Fall des Scheiterns des Einzugs gebe es für die Beuth-Hochschule nicht, sagte Lompscher. Warum auch?

Die Vorplanungen für den Umbau des Terminals seien abgeschlossen, sagte Lompscher. Wenn der Flughafen schließe, könnten die Arbeiten beginnen. Rund vier Jahre sind dafür veranschlagt. In den Gewerberäumen sollen ein Jahr später die ersten Nutzer arbeiten. Etwa fünf Jahre soll es nach Lompschers Angaben auch dauern, bis der erste Abschnitt des Schumacher-Quartiers fertig ist.

Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher und Linken-Fraktionsvorsitzender Udo Wolf am Flughafen Tegel.
Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher und Linken-Fraktionsvorsitzender Udo Wolf am Flughafen Tegel.
© Britta Pedersen/dpa

FDP und Ryanair für Weiterbetrieb

Mit 495 Hektar sei das Flughafengelände in Tegel zwar erheblich größer als das Areal in Tempelhof, doch die Planungen beschränkten sich nicht auf das ohnehin schon riesige Gebiet, sagte Lompscher. Einbezogen werden auch die Gebiete am Rand des heutigen Flughafens. Dort sollen weitere 4000 Wohnungen entstehen. Und Lompscher rechnet nach, obwohl sie es mit den Zahlen sonst nicht so hat, wie sie sagt. Würde der Flugbetrieb weitergehen, könnten unter den Flugschneisen wegen des Lärms etwa 15.000 Wohnungen nicht gebaut werden. Und das seien nur die großen Projekte.

Damit Mieten nach dem Ende des Flugbetriebs nicht ins Unermessliche steigen, bereite sich der Bezirk darauf vor, Reinickendorf Ost (irrtümlich stand hier zunächst Reinickendorf Nord) unter Milieuschutz zu stellen, sagte Lompscher. Auch für Reinickendorf Mitte solle es einen solchen Status geben, wünscht sie. Hiervon müsse man den Bezirk aber noch überzeugen. Dass auch in Pankow die Mieten drastisch klettern, wenn Ruhe am Himmel eingekehrt sein sollte, befürchtet Lompscher dagegen nicht. „Die Mieten dort sind schon so hoch, dass es nicht mehr viel nach oben gehen kann.“

Die Regierungskoalition will in den nächsten Wochen verstärkt für ihre Position werben, den Flughafen zu schließen. Zudem gibt es eine überparteiliche Initiative mit diesem Ziel. Im Netz ist sie zu finden unter www.tegelschliessen-zukunft oeffnen.de. Die Befürworter des Weiterbetriebs werden von der irischen Billigfluglinie Ryanair unterstützt, die eine Plakataktion zur Offenhaltung finanziert – und gleichzeitig für sich wirbt.

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