Neues Regierungsterminal fertiggestellt: Der BER kann doch bauen
Flughafenchef Lütke Daldrup führt durch das neue Regierungsterminal am BER. Der Bund will es bis 2020 leer stehen und militärisch bewachen lassen.
Die Glastür, gleich neben dem Visagistenraum, bleibt verschlossen. Was dahinter kommt? Das soll „Top Secret“ bleiben, Sicherheitsgründe. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup bittet um Verständnis, dass es an dieser Stelle nicht weitergeht. „Ich würde Ihnen das gerne zeigen, aber das wäre nicht im Sinne unserer Nutzer“, sagt er. Es sind die künftigen VIP-Räume für Kanzlerin, Bundesregierung und Deutschlands Staatsgäste in Schönefeld.
Ja, es ist ein spezieller Termin, zu dem Lütke Daldrup am Mittwoch nach Schönefeld geladen hat. Er führt Journalisten erstmals durch das neue Regierungsterminal in Schönefeld, in dem für einige Jahre Staatsgäste, Kanzlerin und Bundesregierung ein- und auschecken sollen. Es ist ein Rundgang, der trotz der strengen Reglements – „Keine Fotos!“ – ganz interessante Einblicke lieferte. Denn bei diesem Bau hat mal alles wie am Schnürchen geklappt, eine Premiere am BER-Hauptstadtairport, für den auf den Tag genau vor zwölf Jahren der erste Spatenstich gefeiert worden war – und der noch immer nicht fertig ist, dessen Eröffnung mehrfach verschoben werden musste.
Lütke Daldrup formulierte das so: „Weil dem Flughafen ja gelegentlich vorgeworfen wird, dass wir nicht bauen können: Beim Regierungsterminal sind wir im Termin- und Kostenrahmen geblieben.“ Errichtet wurde es in nur eineinhalb Jahren, für rund 30 Millionen Euro. Rechnet man das Vorfeld – also Parkplätze für fünf Regierungsmaschinen und die Wege zur Start- und Landebahn hinzu – sind es rund 79 Millionen Euro. „Ich denke, wir werden das Budget leicht unterschreiten.“
Das Regierungsterminal ist startklar
Es ist noch so ein Satz, den man am BER zuvor noch nie gehört hat. Auch wegen des Konzepts, diesmal „nicht selbst zu bauen, sondern einen Generalunternehmer zu beauftragten, und auf unkomplizierte Technik zu setzen“. Und das wolle man, sagt der BER-Chef, auch bei den geplanten neuen Passagierterminals anwenden. So etwa für das Terminal T2 für Billigairlines, das bis 2020 neben dem BER am Nordpier fertig sein soll.
Lütke Daldrup ist die Genugtuung anzusehen, als er das zweigeschossige Gebäude zeigt, das außen in gediegenem Grau-Anthrazit, drinnen in schlichter Eleganz gehalten ist. Keine goldenen Wasserhähne, kein Pomp. Und noch ohne Mobilar, das bringt der Bund mit. Lütke Daldrup rasselt die Zahlen herunter: „einhundert Meter lang, 22 Meter breit, zehn Meter hoch“, „über 2200 Quadratmeter Nutzfläche“. Das sei „ein Vielfaches“ im Vergleich zum jetzigen Protokollbereich der Bundesregierung in Tegel.
Im Grunde ist alles startklar, die Sicherheitsschleuse am Eingang, mit Buxbaum-Kübeln verschönert und geschützt, die Parkplätze für Regierungslimousinen und Delegationsbusse, drinnen die Warteräume, Büros, der Pressekonferenzraum mit den Dolmetscherkabinen oder die kleine Gepäckanlage. Die Automatiktüren funktionieren, jeder Brandmelder hat eine Nummer „wie es sein muss“, sagt der BER-Chef.
Der Bau wird extra militärisch bewacht
Der Brandschutz sei abgenommen, letzte Woche die Baufertigstellungsanzeige bei der Baubehörde abgegeben worden. Stolz führt Lütke Daldrup durch das Foyer mit vier Check-In-Schaltern, hellblauen und beigen Rechtecken an der Wand, Akustik und Kunst am Bau zugleich, mit den hohen Panoramafenstern und dem Ausblick auf die einige hundert Meter entfernte Start- und Landebahn samt Silhouette des BER dahinter. „Um den protokollarischen Betrieb komplett abzuwickeln, ist hier alles vorhanden“, erklärt Lütke Daldrup. Im Oktober sei das Gebäude übergabebereit an den Bund, bis Jahresende werde auch das Vorfeld fertig sein. „Eigentlich könnte es Anfang 2019 voll genutzt werden.“
Eigentlich. Stattdessen wird der nagelneue Bau bis Oktober 2020 leer stehen und extra militärisch bewacht. Denn der Bund will das fertige Interims-Regierungsterminal, wie berichtet, trotzdem erst mit der geplanten BER-Eröffnung in Betrieb nehmen – und mit der Flugbereitschaft nicht vorher aus Tegel umziehen. Lütke Daldrup kritisiert den Bund, neben Berlin und Brandenburg Miteigner der Flughafengesellschaft, für diesen Schildbürgerstreich mit keinem Wort. Er bleibt diplomatisch. Er verweist auf die Verträge, die 2016/2017 ausgehandelt worden waren, noch vor Bekanntgabe des neuen BER-Starttermins im Oktober 2020. „Der Bund kann es nutzen, er muss es nicht nicht nutzen“, sagt er nur. „Wir sind vertragstreu.“