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Vermummte Polizisten stehen in Berlin vor einem Haus in Neukölln, andere durchsuchen.
© Paul Zinken/dpa

Erfolgsprojekt der Polizei: Den Hintermännern der organisierten Kriminalität auf der Spur

2255 Strafverfahren, 767 Tatverdächtige: Über EU-Grenzen hinweg arbeiteten Ermittler in einem EU-Projekt gegen organisierte Kriminalität zusammen - mit Erfolg.

Es geht um Autodiebstahl, Waffenhandel, Geldwäsche, Drogen, Gewalt - und die Täter und Hintermänner kommen vor allem aus dem Ausland. Unter Führung der Landeskriminalämter Berlin und Brandenburg ist es seit 2017 gelungen, der russischsprachigen organisierten Kriminalität und den Autoschieberbanden europaweit schwere Schläge zuzufügen - mit Hilfe eines europäischen Projektes. 

Seit Anfang 2017 haben die beiden Landeskriminalämter das von der EU geförderte Projekt „Limes“ geführt. Mit dabei waren die Behörden aus Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie Polen, Tschechien, Litauen, Lettland, Estland, Schweden und Europol. Mithilfe des Projekts konnten die Ermittler miteinander über Grenzen hinweg zusammenarbeiten, auch bei operativen Einsätzen, wenn Täter über die Grenzen hinweg observiert und Verstecke durchsucht wurden.

Das Ergebnis zeige, wie Berlins Polizeipräsident Barbara Slowik am Montag bei der Vorstellung der Bilanz sagte, wie wichtig die internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen die organisierte Kriminalität sei. 47 Personen sind bereits verurteilt worden, mit weiteren zahlreichen Prozessen wird in den kommenden Jahren gerechnet.  

Hintermänner und Schlüsselfiguren ausfindig gemacht

Insgesamt 94 Ermittlungskomplexe sind angelegt worden, Behörden in 18 EU-Statten und acht Nicht-EU-Staaten waren beteiligt, darunter aus Israel, Georgien und den USA. 2255 Strafverfahren wurden eingeleitet, 767 Tatverdächtigen konnten identifiziert, 243 Haftbefehle und 425 Durchsuchungsbeschlüsse erwirkt werden.

Sichergestellte Waffen der kriminellen Banden.
Sichergestellte Waffen der kriminellen Banden.
© Alexander Fröhlich

Allein 88 Banden und 182 Hintermänner und Schlüsselfiguren aus dem Bereich der organisierten Kriminalität wurden entdeckt, 94 davon sitzen in Haft. Und es wurden 4,25 Millionen Euro, 685 Fahrzeuge und 33 Waffen, darunter Maschinenpistolen und Handgranaten, sichergestellt. Der festgestellte Gesamtschaden beläuft sich auf 60 Millionen Euro.

Nach Schätzungen der Polizei wurden von den zahlreichen Banden insgesamt mehr als 10 000 Fahrzeuge gestohlen. Nebenbei stießen die Fahnder auf kiloweise Drogen wie Kokain, Cannabis und Ecstasy.

Hinzu kommte die hybride organisierte Kriminalität: Besonders unter tschetschenischen Banden, die in Berlin operieren, gibt es Überschneidungen zum Islamismus. Diese Banden fallen durch Waffenhandel, Drogen, Gewalt und Geldwäsche auf.

Das Projekt war aus dem EU-Fonds für Innere Sicherheit mit 500 000 Euro gefördert worden. Damit wurden Treffen der Ermittler und Überwachungstechnik finanziert, aber auch Reisen, damit deutsche Beamte bei Razzien in Osteuropa dabei sein konnten. Oder für Versicherungen für entwendete Autos, die nicht gestoppt werden, um an die Hintermänner zu kommen.

Das Projekt ist im September ausgelaufen, ein Folgeprojekt gibt es vorerst nicht. Bestimmte gemeinsame Maßnahmen sind nicht mehr möglich, die Kassen für Reisekosten sind knapp. Dennoch lobten alle Seiten am Montag das Projekt: Die Ermittler in den verschiedenen Ländern kennen sich nun persönlich, Netzwerke wurden geknüpft, Details werden auf kurzem Dienstweg geklärt. Die Polizeibehörden in Berlin, Brandenburg und den anderen beteiligten Bundesländern wollen nun einen Folgeantrag bei der EU stellen.

Ersatzteile werden nach China geschickt

Der Bedarf besteht weiter, auch wenn die Zahl der Autodiebstähle zurückgeht. Thomas Susebach vom Berliner LKA, der das Projekt „Limes“ leitete, beschrieb das Vorgehen der Diebe: „Mein typischer Täter ist zwei, drei, vier Stunden in Berlin, hat fünf oder zehn Diebstähle begangen und ist nach sechs Stunden wieder aus Deutschland weg.“

Die Hälfte der Autos würde umgestellt, später abgeholt und ebenfalls über die Grenze gefahren. Planung, Verwertung, Logistik – „alles passiert nicht in Deutschland“, sagte Susebach. Die Hintermänner träten in Deutschland nicht Erscheinung.

Die Banden sind hochspezialisiert und verfügen über neueste Technik. In einem bekannten Berliner Fall lieferte ein Polizist interne Informationen und meldete gestohlene Fahrzeuge an. Im Spiel waren gefälschte Fahrzeugpapiere aus Frankreich und den Niederlanden sowie gefälschte Pässe aus Österreich, Tschechien und der Slowakei. Deutsche und Polen stahlen die Autos, beteiligt waren Täter aus Saudi-Arabien und Jordanien, die Autos landeten in Tunesien und Algerien.

Der neueste Trend: Die Autos werden zerlegt und die Teile bis nach China gebracht. Es sind lohnende Geschäfte. Michael Will von Europol sagte: „Es geht um Milliardengewinne und wir sind als Strafverfolgungsbehörde einfach nicht gut genug, den Tätern das Geld wieder wegzunehmen.“

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