Chaos am Großflughafen Schönefeld: Das ist das unglaubliche BER-Personalkarussell
Rauswürfe haben in der obersten Etage des BER Tradition: Seit dem geplatzten Eröffnungstermin 2012 musste ein Topmann nach dem anderen gehen. Hier ist die Chronik.
Am Großflughafen BER funktioniert fast nichts – außer dem Auswechseln von Führungspersonal. Wie berichtet, hat BER-Chef Karsten Mühlenfeld am Donnerstag den bisherigen Technikchef Jörg Marks entlassen. Motto: der Nächste bitte! In diesem Fall heißt der Nachfolger Christoph Bretschneider. Solche Rauswürfe haben am Chaos-Flughafen Tradition. Hier ist ein Überblick zu den wichtigsten Änderungen in der Top-Crew: .
Nachdem der für 2012 geplante Eröffnungstermin kurzfristig geplatzt war, musste der für die Technik zuständige Geschäftsführer Manfred Körtgen gehen. Dies war und ist bis heute unstrittig. Körtgen hatte nicht nur die Baustelle nicht im Griff gehabt, sondern es auch geschafft, so ganz nebenbei zu promovieren. Mit Erlaubnis der Gremien.
Der verbliebene Flughafenchef Rainer Schwarz feuerte aber gemeinsam mit dem Aufsichtsrat unter dem Vorsitz des damaligen Regierenden Klaus Wowereit (SPD) auch die Architekten des Büros Gerkan, Marg und Partner (gmp). Ein schwerwiegender Fehler, wie sich nicht nur im BER-Untersuchungsausschuss herausgestellt hatte. Zeitweise arbeiteten die Architekten aber weiter.
2013 bemerkte der Aufsichtsrat dann, weiter mit Wowereit an der Spitze, dass Schwarz für das BER-Desaster mitverantwortlich sein könnte, und setzte auch ihn vor die Tür. Schwarz klagte mit Erfolg gegen seinen Rausschmiss und erstritt sich seine Gehaltszahlungen bis zum Vertragsende. Mehr als eine Millionen Euro musste die Flughafengesellschaft dafür ohne Gegenleistung aufbringen. Schwarz wechselte erst zum Flughafen Rostock-Laage und von dort nach Münster/Osnabrück.
2013 war Horst Amann an der Reihe. Er war als „Retter“ des BER im Sommer 2012 vom Flughafen Frankfurt am Main nach Schönefeld gekommen. Und fiel vor allem durch eine Aussage auf: „Am BER gibt es nicht einmal einen Schalter, mit dem man das ständig brennende Licht ausschalten könnte“, hatte er auf einer IHK-Veranstaltung gesagt. Das stimmte zwar nicht, doch dem Pannenprojekt traute man so viel Unwahrscheinliches zu, dass Amanns Aussage zunächst als wahr durchgegangen war.
Den Abflug machen musste er dann, weil sich sein neuer Chef Hartmut Mehdorn nicht mit ihm verstand. Mehdorn war Anfang 2013 – als der damalige Ministerpräsident Brandenburgs, Matthias Platzeck (SPD), den Aufsichtsrat leitete – als neuer Chef der Flughafengesellschaft gekommen. Amann wurde erst auf eine unbedeutende Stelle abgeschoben und verabschiedete sich später heimlich ganz – finanziell gut ausgestattet.
Als Nachfolger Amanns setzte Mehdorn dann auf Jochen Großmann. Der Ingenieur sollte das „Monster“ Entrauchungsanlage bändigen, hielt dann aber lieber bei einer Bieterfirma die Hand so weit auf, dass für ihn bereits 2014 wieder Schluss am Flughafen war. Großmann wurde zu einer Bewährungsstrafe und einer Zahlung von 200.000 Euro verurteilt.
Aber auch Mehdorn hielt nicht durch. Er feuerte sich selbst. Am 15. Dezember 2014 kündigte er seinen vorzeitigen Rückzug an – Ende März 2015 schied er dann aus. Vorausgegangen waren zum Teil heftige Kontroversen mit dem Aufsichtsrat, dessen Vorsitzender bis zum 11. Dezember wieder Klaus Wowereit war. An diesem Tag trat er von allen politischen Ämtern zurück, was er schon im Sommer angekündigt hatte.
Mehdorns Nachfolger Karsten Mühlenfeld, der erst zwei Monate vorher von Rolls-Royce Deutschland zum Bahnhersteller Bombardier gewechselt war, wechselte weiter. Ende Dezember 2015 ersetzte er den langjährigen Pressesprecher des Unternehmens, Ralf Kunkel, durch den SPD-Mann Daniel Abbou. Dies war nach Tagesspiegel-Informationen ein ausdrücklicher Wunsch des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD), der nun auch Chef des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft ist.
Mit Abbou hatte Mühlenfeld aber kein Glück. Sein Sprecher hatte in einem Interview den Chef kritisiert und weiter gesagt: Niemand, „der nicht medikamentenabhängig“ sei, gebe für diesen Flughafen noch eine Garantie. Damit war auch für Abbou nach drei Monaten Schluss.
Gar nicht aufzählen kann man die Mitarbeiter der „zweiten Reihe“, die ausgewechselt wurden. Ein Erfolgsrezept war das alles nicht.
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