Prozess in Frankfurt: Amann sagt gegen früheren BER-Baubereichsleiter aus
Es geht um Korruption beim Flughafenbau. Der frühere BER-Technikchef Horst Amann belastet vor Gericht Ex-Mitarbeiter.
Er ist in aller Herrgottsfrühe aufgestanden, um aus Frankfurt am Main rechtzeitig anzureisen. „Mit dem Flieger, natürlich nach Tegel, dann weiter mit dem Auto“. So erzählt es Horst Amann, 63, als er am Dienstagmorgen im Cottbuser Landgericht routiniert und gut gelaunt die Eingangskontrolle samt Röntgenschleuse passiert. Es gehe ihm bestens, sagt er, was man dem früheren BER-Technikgeschäftsführer aufs Wort glaubt.
Er war der Erste, der sich nach der gescheiterten Eröffnung des neuen Berliner Flughafens ab Sommer 2012 als Retter versucht hatte, ehe er nur ein Jahr später von Hartmut Mehdorn, dem nächsten Retter, zum Abflug gezwungen wurde. Amann, so hatte es es damals geheißen, habe nur Mängel gesucht und gezählt, aber nicht abgestellt. Noch zwei Jahre sollten vergehen, ehe der übernächste BER-Retter, der heutige Bauchef Jörg Marks, offiziell von der „Sanierung“ des Terminals sprach. Marks hatte den von Mehdorn wegen Korruption gefeuerten Technikchef Jochen Großmann beerbt.
Geldübergabe an der Autobahnraststätte
Ja, und BER-Korruption zwingt Amann nun aus Hessen ins ferne Cottbus. Er ist als Zeuge im Prozess gegen den früheren BER-Baubereichsleiter Francis G. geladen, der 2012 vom Imtech-Konzern 150.000 Euro angenommen hatte, in bar übergeben in der Autobahnraststätte Stolpe an der A 24. Amann hatte G. am Flughafen eingestellt, als einen der beiden Chefs für die Chaos-Baustelle, mit Prokura. Aber warum, wird in der Gerichtsverhandlung irgendwann gefragt, als freier Mitarbeiter? Zeuge Amann: „Das lag an der Gehaltsvorstellung, die wir mit einer Festanstellung nicht hätten erfüllen können.“
Es waren 170.000 Euro Jahresgehalt, laut Vertrag als „Mindestabruf“, zuzüglich Dienstwagen, die G. wohl nicht reichten, was ihn zusammen mit dem früheren Deutschland-Chef von Imtech und einem weiteren Mitarbeiter auf die Anklagebank brachte. Dass er das Schmiergeld annahm, hat er zum Prozessauftakt bereits gestanden. Aber G. hatte, was für das Strafmaß wichtig ist, jedwede Gegenleistung bestritten.
Nun belastet ihn die Aussage von Amann. Denn der Flughafen hatte im Dezember 2012 an Imtech und an eine Arbeitsgemeinschaft mit Beteiligung dieses Gebäudeausrüsters – abgesegnet durch den Aufsichtsrat – kurzfristig 61 Millionen Euro überwiesen. Für Leistungen, die laut Amann erbracht wurden, aber ohne übliche Prüfung der Nachträge – und gegen Warnungen aus dem Flughafen.
Hauptsache die Bauarbeiter waren da
Denn der schon angeschlagene Gebäudeausrüster brauchte dringend frisches Geld. G. sei einer der „Treiber“ für die Vorauszahlung gewesen, sagt Amann. „Es war sein Job.“ Er lässt sich auch durch die Verteidiger nicht davon abbringen, die Widersprüche zu früheren Aussagen im Berliner BER-Untersuchungsausschuss und in der Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft sehen. Ja, und er steht auch zur damaligen Entscheidung, die nachvollziehbar gewesen sei, damit Imtech als eine BER-Schlüsselfirma nicht ihre Leute von der Baustelle abziehe. „Es gab ein großes Interesse, Helme auf der Baustelle zu sehen“, sagt Amann. „Alle glaubten, die Anwesenheit von Bauarbeitern allein ist das Seligmachende.“ Man habe die Überweisung mit einer Bürgschaft abgesichert, für den Flughafen sei es daher ein „Nullrisiko“ gewesen.
Nach drei Stunden kann Amann gehen. Samt Erstattungsformular für die Reisekosten macht er sich auf den Rückweg nach Frankfurt am Main, zum Fraport. Der größte deutsche Airport ist, wie vor dem BER-Abstecher, heute wieder sein Arbeitgeber. „Ich mache dort die Erweiterung Süd, den neuen Terminal III“. Der soll 2022 fertig sein, für zwei bis drei Milliarden Euro (wie früher der BER), um dann 14 Millionen Passagiere abzufertigen. Mit dem Berliner Flughafen hat Amann abgeschlossen. Wagt er eine Prognose, wann der BER eröffnet? „Lieber nicht.“