Insiderwissen für die Hauptstadt: Das aktuelle Berlin-ABC
Am Sonntag schaut die Welt auf Berlin - zumindest der politisch interessierte Teil. Da schadet ein bisschen Insiderwissen über die deutsche Hauptstadt nicht. Unser alphabetischer Stadtführer.
A wie ALEXANDERPLATZ
Irgendwie ungeliebtes Zentrum – das säkulare östliche Gegenstück zum westlichen Breitscheidplatz mit der Gedächtniskirche. Hier ballen sich negative Assoziationen an stalinistische Stadtbegradigung und nostalgische Erinnerungen an Verabredungen unter der Weltzeituhr, Einkaufserlebnisse der volkstümlichen Kategorie und allerhand kriminelle Energie zu einem wahrhaft großstädtischen, lebendigen, aber nicht wirklich schönen Panorama, das alle paar Wochen irgendwelche Schlagzeilen macht. Was wollen die Touristen hier eigentlich alle? Ach so, auf den Fernsehturm.
B wie BÜRGERÄMTER
oder auch Chaos in den B… Indiskutabler Zustand, der fast die Wahl gefährdet hätte. Übliche Erklärung: Es habe ja auch niemand wissen können, dass so viele in die Stadt ziehen wollen, und dann auch noch die Flüchtlinge! Übliche Entgegnung: Wenn die IT-Modernisierung der Verwaltung nicht seit Jahrzehnten verpennt worden wäre, hätte das alles wesentlich weniger Probleme bereitet. Es ist damit zu rechnen, dass das Problem nach BER-Art auch vom nächsten Senat ausgesessen wird, bis es sich eines Tages selbst auf die Nerven geht und dann langsam und unbeweint verschwindet.
C wie CURRYWURST
Ikone, Grundnahrungsmittel, Herkunftsanzeiger: Die Currywurst wurde nicht nur in Berlin erfunden als Resultat kriegsbedingter Versorgungsschwächen, sondern sie besitzt hier auch ein eigenes Museum. An der Frage „ohne Darm oder mit Darm?“, die auch immer noch eine Ost-West-Komponente hat, sind Ehen und lebenslange Freundschaften zerschellt; Hardcore-Fans erkennt man daran, dass sie sich Zahlen wie „36“ oder „195“ zurufen, das sind die Hausnummern, die die einschlägigen Buden als Markenzeichen tragen. Und der Tourist blamiert sich damit, dass er fragt, welche davon die beste sei. Einzig mögliche Antwort: „Weeß ick ooch nich.“
D wie DOM
Jede normale Großstadt hat einen Dom, Berlin hat drei. Den Berliner Dom, der, obwohl protestantisch, in seiner kitschigen Pracht eher katholisch wirkt, trotz seiner neobarocken Pracht erst 1905 fertig geworden ist und für heutige Bedürfnisse eher überdimensioniert wirkt, außer, es ist Weihnachten, und alle suchen Erbauung vor dem Gänsebraten. Sodann den Deutschen und den Französischen Dom, deren heutige Funktion allerdings vor allem darin besteht, den Gendarmenmarkt kenntlich zu machen und das Konzerthaus repräsentativ einzufassen – der Französische Dom wird heute in erster Linie als Restaurant genutzt.
E wie EAST SIDE GALLERY
Wo ist sie denn, die Mauer? Nichts wird von den Touristen sehnlicher vermisst als ein ordentliches langes Stück Mauer bis zum Horizont wie in China. Da das nicht existiert, besuchen sie die „East Side Gallery“ in Friedrichshain, die eigentlich ein wild gewachsenes Kunstprojekt ist und den Eindruck erweckt, seinerzeit habe sich ein gigantischer Graffiti-Fries durch die Stadt gezogen. Attraktiv und fotogen ist sie aber trotzdem, und fürs seriöse Erinnern gibt es ja auch noch die Mauer-Gedenkstätte in der Bernauer Straße.
F wie FUNKTURM, FERNSEHTURM
Wer zum ersten Mal über Berlin fliegt und aus dem Fenster schaut, der sagt zweierlei: 1. Wo ist denn das zu Ende? Und 2. Wo ist denn die Innenstadt? Um diese Frage beantworten zu können, hat das Groß-Berlin der Vorkriegszeit den Funkturm und das Ost-Berlin der Mauerzeit den Fernsehturm gebaut – jeder zu seiner Zeit auf Weltniveau. Da nun aber beide Türme aus der traditionell schütteren Skyline der Stadt herausragen, muss man den Leuten im Flieger erklären, dass der eine mittendrin liegt und der andere schon eher etwas draußen. Und: Oben im Fernsehturm dreht sich das Restaurant, während es im Funkturm einfach so da steht mit der Gelassenheit des Älteren.
G wie GRUNEWALD
Berühmt als Standort der Holzauktionen, die um 1890 herum veranstaltet wurden, weil die Bäume, die für den Wohnungsbau fielen, irgendwo hin mussten. Heute steht er mehr für das Staunen der Touristen: Ist das aber alles schön grün hier! Und da haben sie Tegeler und Spandauer Forst und Müggelberge noch gar nicht gesehen. Im Übrigen gilt das Prinzip Grunewald stadtweit: „Urban Gardening“ geht noch in der letzten Ecke, und Besucher aus Süddeutschland staunen häufig darüber, dass städtisches Leben im Großen und Ganzen funktioniert, ohne dass jemand vorher jedes Stückchen Erde hermetisch zubetoniert hat.
H wie HERTHA BSC
Oh, mein Gott, ja: Union natürlich auch. Die Dichotomie des Berliner Fußballs kennt keine Kompromisse, man ist entweder für den einen oder den anderen, das ist wie Stones oder Beatles, nur nicht so berühmt. Die einen sind die verwöhnten Westler mit dem großen, für Fußball ungeeigneten und deshalb ungeliebten Olympiastadion, die anderen die gelernten Ostler mit der „Alten Försterei“, die sie so gern haben, dass sie fürs Public Viewing ihre Sofas reinschleppen und zum Advent Weihnachtslieder drin singen. Sportlich sind Hertha und Union mal auf Aufwärts-, mal auf Abwärtskurs, aber der Fußballgott hält sie immer auf etwa eine Liga Abstand. Was auch klug ist vom Fußballgott.
I wie ICKE
Icke ist die Hauptfigur des außerhalb der Stadt unverständlichen Alt-Berliner Gedichts, das mit den Worten beginnt: „Ick sitze da und esse Klops, uff eenmal kloppt’s.“ Icke ist der Eingeborene, dessen Begeisterungsmaximum in einem Satz gipfelt: „Kann man nich meckern.“ Er versteckt hinter rauer Schale ein hartes Herz, das zu unerwarteten Gefühlsduseleien fähig ist, und legt Wert auf korrekte Kleidung, in deren Mittelpunkt das Feinripp-Unterhemd und die in unzähligen Waschgewittern vergrauten Socken stehen. Icke gibt es als klassischen Laubenpieper, aber auch in der globalisierten Adidas-Version „Willßu, Alter?“, die die Anpassungsfähigkeit des Grundmodells zeigt. Das Gedicht endet übrigens mit den Zeilen „Und ick geh raus und kieke, und wer steht draußen? Icke.“
J wie JFK
oder John F. Kennedy, dessen berühmtester Satz bekanntlich das Bekenntnis ist, er sei ein Berliner, formuliert 1962 auf einer Massenkundgebung vor dem Rathaus Schöneberg. Der bis heute andauernde Begeisterungstaumel über diesen Geniestreich führt zurück in eine Zeit, als die USA das Traumland der Freiheit und ihre Soldaten die guten Befreier waren, als nur die Mauer zwischen West-Berlin und russischer Aggression stand. Kennedy hat bekanntlich das Ende dieser Situation nicht mehr erlebt, und seine Nachfolger verzichteten klugerweise darauf, den Satz zu übernehmen. Bei Hillary Clinton oder Donald Trump ist er ohnehin nur noch sehr schwer vorstellbar, allenfalls als Satire.
K wie KURFÜRSTENDAMM
West-Berliner Herzenssache. Hier schwingt immer was mit, je nach Generation: Hilde Knef im Kempinski, draußen nur Kännchen vor dem Kranzler, Theater mit Edith Hancke und Harald Juhnke, aber auch fußballbesoffene Autokorsos und tumbe PS-Protzerei. Aufstieg und Verfall des Boulevards vollziehen sich in Dekaden, gegenwärtig sieht es mal wieder ganz gut aus, weil sich die West-City, deren Mittelpunkt der Kurfürstendamm ist, mit neuen Hotels, Restaurants, Läden, Bars herausputzt. In den Geschäften dominieren die Touristen, denn die Berliner kaufen trotz aller Liebe eher in der Steglitzer Schloßstraße ein.
L wie LINIE 1
Grips-Musical, nicht nur in Berlin weltberühmt und schon in der halben Welt bis nach Südkorea gezeigt und adaptiert. Alles drin, was West-Berlin in den Achtzigern beschäftigt hat, der drogenverseuchte Bahnhof Zoo, die Szene am Kotti, die klassischen Wilmersdorfer Witwen, die bei Kännchen und Käse-Sahne nicht von den ganz alten Zeiten lassen können, solche Sachen. Eine U-Bahnlinie 1 vom Schlesischen Tor bis zum Bahnhof Zoo gibt es nicht mehr, hier hat schnöde Berechnung über den Mythos gesiegt, ohne ihm ernsthaft etwas anhaben zu können.
M wie MARKTHALLE IX
Alle hatten mal Nummern, die Markthallen des wachsenden Gründerzeit-Berlins – und alle sind nach und nach gestorben, getötet von den Supermärkten. Aber da einige noch dastehen, spricht nichts gegen eine neue Nutzung, und die liegt im bewussten, anspruchsvollen Essen. Allwöchentlich am Donnerstag drängen sich hier in Kreuzberg die Massen beim „Street Food Thursday“, einem schon international kopierten Projekt, es werden regionale Produkte gehandelt und feine Biere gebraut. Die Aneignung des historischen Erbes durch neue Nutzung wird so auch in der Moabiter Arminius-Halle fortgesetzt.
N wie NEUKÖLLN
Bezirk, theoretisch. Praktisch eine ganze Welt mit fast 330.000 Einwohnern, mehr als Island und bedeutend enger. Aus dem einstigen Zentrum der Icke-Kultur (siehe oben) ist eine schillernde Ansiedlung geworden, die sich von Norden („Kreuzkölln“) der Gentrifikation öffnet, arabisch und türkisch geprägte Straßenzüge besitzt und einen grünen Süden. Heinz Buschkowsky, der langjährige Bürgermeister, hat Neukölln durch konfrontative Ansagen berühmt gemacht, seiner ausgleichenden Nachfolgerin Franziska Giffey ist er allerdings gram, und der SPD, seiner politischen Heimat, sowieso.
O wie OLYMPIA
Doppel- und Dreifachtrauma der Stadtoberen. Permanent liegen sie auf der Lauer, um der hässlichen Erinnerung der Nazi-Spiele 1936 ein buntes, demokratisches Sommermärchen entgegenzusetzen, aber es haut irgendwie nicht hin, nicht 1993, als das Olympia-Bärchen im IOC für das Jahr 2000 kläglich abschmierte, nicht 2015, als Hamburg das Rennen um die Spiele 2024 machte – um wenig später auch zu scheitern. Und in Zukunft? Keine Chance mehr. Zumal das IOC sich gerade um den letzten Rest an Glaubwürdigkeit bringt und eine Mehrheit der Berliner für Olympia so wahrscheinlich ist wie ein freier Termin beim Bürgeramt.
P wie PREUSSEN
Die Altvorderen im Nacken des republikanischen Berlins, das ihren Kulturbesitz verwaltet und nie so richtig weiß, ob es sich ankuscheln oder losreißen soll. Deshalb kommt es zu so eigenartigen Wechselbälgern wie dem Schloss, das aber Humboldt-Forum heißen muss, und das, statt weltbewegende Architektur zu zeigen, die weitgehende historische Rekonstruktion mit einer glattgebügelten Fassade á la Shopping Mall verbindet, Preußens Gloria zuliebe.
Q wie QUADRIGA
Da wir grad bei Preußen waren: Die Quadriga auf dem Brandenburger Tor, vier Pferde und eine Göttin dazwischen, geht auf Friedrich Wilhelm II. zurück. 1793 aufs Brandenburger Tor gesetzt, von Napoleon mitgenommen, später zurückerobert („Retourkutsche“), im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört, 1956 von Ost- und West-Berlin gemeinsam rekonstruiert, dann ein Jahr später von der Ost-Seite in einer „antimilitaristischen“ Nacht- und-Nebel-Aktion um Preußenadler und Eisernes Kreuz erleichtert – und nun wieder Symbol des vereinten Berlins. Geschichte satt, verteilt auf die Schultern von nur vier Pferden.
R wie RAUE
Tim, Koch. Koch? Hier hat einer gezeigt, wie weit die Verbindung von großer Klappe, Fleiß und Können tragen kann, wenn sie auf Berliner Boden wurzelt. Vom leitenden Kreuzberger Straßenrüpel („36 Boys“) führte der Weg des eingeborenen Berliners konsequent zum Platz 34 auf der Liste der weltbesten Restaurants, Küchen in München, Konstanz, auf einem Kreuzfahrtschiff und bald auch in Dubai tragen seinen Namen und seine kulinarische Handschrift. Und seine Bühnenpräsenz auf Deutsch und Englisch hat schon manchen überrascht, der sich Berliner Köche eher als grobmotorische Handwerker vorstellt. Erfolgsrezept: Gute Köche finden, ausbilden, nach oben mitnehmen.
S wie SCHRIPPE
Möglicherweise könnte eine sprachwissenschaftliche Untersuchung Aufschluss geben darüber, wo die Schrippengrenze verläuft – Oder? Havel? Elbe? In Berlin jedenfalls gilt unumschränkt die Regel, dass das in aller Welt beliebte einfache Brötchen Schrippe heißt und nicht Rundstück, Semmel oder – Gott bewahre – Wecke. Wolfgang Thierse, der letzte autochthone Bewohner Prenzlauer Bergs, hat über die Unmöglichkeit des Wortes Wecke in Berlin mal eine Debatte losgetreten, die darin gipfelte, dass schwäbische Narrenhände Straßenschilder mit Spätzle behängten. Aber in ihrem eigentlichen Biotop wird die Schrippe ohnehin bald vom glutenfreien Quinoa-Chia-Croissant und seinen Vettern ausgerottet.
T wie TEGEL
Flughafen. Es gibt Leute in der Stadt, die den Flughafen Tempelhof geschlossen haben, den Flughafen Tegel schließen wollen und keinen Euro mehr zusätzlich für den Flughafen BER ausgeben wollen. Kommen sie damit durch, muss die Anbindung der Stadt an die Welt vermutlich mit Lastenfahrrädern erfolgen. Bis dahin erfreuen sich viele am Flughafen der kurzen Wege, der trotz theoretischer Totalüberlastung noch ganz gut funktioniert. Und je weiter das traurige BER-Projekt seinen zugrunde liegenden Fluggastprognosen davon rennt, desto größer werden die Zweifel, ob es wirklich eine gute Idee war, alles auf die Schönefelder Karte zu setzen.
U wie UNTER DEN LINDEN
„Erst wenn mal Untern Linden, die Fahnen, die dort wehn, vom Wind verweht verschwinden…“ Erinnert sich noch jemand? Dieses Lied spielte das „Mäcki- Trio“ in der SFB-„Abendschau“ der frühen Sechziger. Die Fahnen der DDR sind verweht, aber so richtig schön ist es noch nicht wieder geworden auf dem weltberühmten Boulevard, weil es eben dauert, eine fragwürdige U-Bahnlinie einzubuddeln und allerhand anderes dazu. Die Linden selbst schwächeln, das lag daran, dass sie falsch eingepflanzt worden waren, und auch beim Boulevard an sich ist noch Platz nach oben: Statt Flaneuren dominieren hier Touristen in Funktionsjacken, die zum Brandenburger Tor wollen.
V wie VOLKSBÜHNE
Schauplatz des Showdowns zwischen dem tief wurzelnden Dauerintendanten Frank Castorf und seinem designierten Nachfolger, dem samtigen belgischen Überflieger Chris Dercon. Gefangene werden nicht gemacht, es gibt nur Freund oder Feind, wobei die kämpfende Belegschaft eigentlich für jede Neuerung offen ist, außer, diese Neuerung änderte irgendwas. Ähnliche Scharmützel werden aktuell vom Staatsballett gemeldet und natürlich vom Berliner Ensemble, wo der Salonbolschewist Claus Peymann als Vater Courage zornig Blitze gegen seinen Nachfolger Oliver Reese schleudert. Wie auch immer man dazu steht: Ein Kultursenator mit diplomatischem Geschick wäre wohl mal wieder sinnvoll.
W wie WILLY
auch Willy Brandt. Neben Ernst Reuter die Inkarnation des Berliner Regierenden Bürgermeisters – Aura, Rhetorik, Unbeugsamkeit, internationale Resonanz, alles vereint in einer Person, die später nicht lange kämpfen musste, um auch Bundeskanzler zu werden. Nimmt man noch Richard von Weizsäcker hinzu, haben wir die spezifische Mischung, aus der jeder spätere Leiter der Berliner Landesregierung bestehen sollte. Da das nicht geht, herrscht ewige Frustration über die real existierenden Amtsträger. Allerdings ist durchaus zweifelhaft, ob eine dieser drei Politik-Ikonen mit dem Bau des Flughafens BER und den Wartezeiten in den Bürgerämtern besser fertig geworden wäre.
X wie X-HAIN
Kürzel, das zeigt, wie die Szene auf die Bezirksreform und die darin verfügte Fusion von Kreuzberg und Friedrichshain reagiert hat – so wurde aus zwei ehrenwerten Bezirksnamen ein griffiges Symbol, das jeder Depp ohne vorherige Ausbildung auf alle Wände taggen kann. Man ist hier einerseits gern für sich, andererseits drückt sogar der weltweit beraunte Techno-Club Berghain in seinem Namen ja die Bezirksfusion aus, und Touristen machen die Simon-Dach-Straße zur Hölle für die Anwohner. Politisch ist über X-Hain alles gesagt: Die aus dem Straßenverkehr vertraute Berliner Weisheit „Grüner wird’s nicht“ wird hier bei jeder neuen Wahl widerlegt. X-Hain ist das gallische Dorf der Stadt, belagert von Spekulanten und Polizisten statt der klassischen Römer, Prügeleien inklusive.
Y wie YZER
Cornelia Yzer, Wirtschaftssenatorin (CDU). Käme hier mit weniger originellem Nachnamen nicht vor, aber wenn wir schon mal dabei sind: So richtig ist die ehemalige hohe Pharma-Lobbyistin nicht warm geworden mit der Stadt und ihren Kumpelnestern alteingesessener Machtmenschen. Mit der IHK-Spitze zofft sie sich permanent, und den Kampf um die Chefposten der Messegesellschaft hat sie mit allen Mitteln ausgetragen, taktische Atomwaffen mal ausgenommen. Was soll man sagen? Als sie fünf Monate vor der Wahl ankündigte, nicht erneut zur Verfügung zu stehen, war das allgemeine Bedauern durchaus enden wollend.
Z wie ZOO
bzw. Zoologischer Garten. Weltsehenswürdigkeit mit vielen Tieren, deren berühmteste Knut und Knautschke waren. Nach Jahren des Niedergangs ist die Stadt jetzt total begeistert darüber, dass eine solche Institution auch mit Freundlichkeit, Diplomatie und Sinn für Popularität geleitet werden kann statt mit bärbeißigem Grimm allein, und dass sich das unmittelbar bemerkbar macht. Der Tierpark in Friedrichsfelde, das organisatorisch eingebundene Ost-Berliner Pendant, hat im vergangenen Jahr erstmals schwarze Zahlen geschrieben, das zeigt das Ausmaß des allgemeinen Überschwangs. Der neue Direktor Andreas Knieriem hat sich bislang klugerweise zu keiner Partei bekannt, sonst wäre er vermutlich schon Senator.