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Jeden Tag bis Weihnachten öffnen wir ein Türchen im Tagesspiegel-Adventskalender.
© Friso Gentsch/dpa
Update

Geschenkideen für Weihnachten: Britische Köstlichkeiten gibt's hinter Türchen 23

In unserem Adventskalender stellen wir bis zum 24. Dezember jeden Tag persönliche Geschenkideen vor. Öffnen Sie hier die Türchen.

Weihnachten naht – und Sie haben immer noch keine passende Geschenkidee für Eltern, Geschwister, Großeltern und Freunde? In unserem Tagesspiegel-Adventskalender stellen wir jeden Tag persönliche Geschenkideen vor.

Türchen 23 – A very British Christmas

Das gemeinsame Schmunzeln über die Weihnachts-Eskapaden in Dylan Thomas’ „A Child’s Christmas in Wales“ gehört bei uns zum Heiligabend wie der Kartoffelsalat mit Würstchen.

Den besonders Anglophilen der Familie bringe ich deshalb einen traditionellen Christmas Pudding mit. Das Dessert aus Brandy, Marmalade und Trockenfrüchten ist berüchtigter Bestandteil des englischen Christmas Lunch. Wen es beim Gedanken an langes Werkeln in der Küche jedoch ebenfalls schaudert, dem sei ein vorweihnachtlicher Ausflug nach Kreuzberg empfohlen.

Das „Broken English“ bringt Marmite, Scones und Christmas Crackers in den Bergmannkiez. Nachdem die Besitzer den Traditionsladen im Mai schließen mussten (zu groß war die Sorge um einen baldigen Brexit), konnten Berliner Expats Ende Oktober aufatmen: Das Geschäft öffnete wenige Straßen weiter unter neuer Leitung wieder seine Türen.

Heute hangelt sich Inhaberin Antje Blank von einer Austritts-Deadline zur nächsten, legt Vorräte an, will notfalls Waren aus Irland beziehen. Im September postete sie stolz Fotos von 1,7 Tonnen Schwarztee, Minzbonbons und Haferkeksen – sicher ist sicher.

Auch mein vorsichtig in roter Folie eingeschlagener Plum Pudding ist bereits vor einigen Wochen eingetroffen. In Schnörkeln prangt darauf das Logo des ostenglischen Herstellers Tiptree, darüber ein dezenter Hinweis auf das „Appointment to her Majesty the Queen“ – How very British.

Christmas Puddings ab 4,90 Euro im „Broken English“, Arndtstraße 29, Kreuzberg.

Türchen 22 – An Weihnachten sicher nach Hause kommen

Radfahren in Berlin ist wenig besinnlich. Der passende Soundtrack dazu wäre eher Death Metal als Adventslieder, so aggressiv können rücksichtslose Drängler und tapsige Fußgänger einen machen. Immer wieder bekomme ich einen Kulturschock, wenn ich tiefenentspannt aus dem Urlaub oder gar von einem Besuch in meiner alten Heimat Kopenhagen wiederkomme. Dort habe ich für das Tagesspiegel-Rechercheprojekt „Radmesser“ nachgefragt, was Berlin von Kopenhagen lernen kann. „Infrastruktur und Nutzerintelligenz“, lautete der Tenor.

Eine Antwort hat mich aber überrascht: Zur Infrastruktur gehören nicht nur Radwege, vorgezogene Haltestriche und eine grüne Welle, sondern auch wohnortnahe Fahrradläden und -werkstätten. Denn wer kilometerweit schieben muss, wenn er einen Platten hat, lässt das Rad am Ende lieber stehen. Für den lokalen Fahrradladen aber kann man ganz aktiv etwas tun: lokal kaufen anstatt in der Sportkette oder online.

Im Idealfall kennt der Fahrradmechaniker ums Eck irgendwann alle Macken des Gefährts. Bei mir ums Eck in Friedenau gibt es etwa „Radsport Demmel“. Dort finde ich, was ich ebenfalls aus Dänemark vermisse: Gute, dauerhaft haltbare Lichtlösungen fürs Fahrrad, zum Beispiel die Aura-Frontleuchten von Sigma. Damit fühle ich mich sicherer und komme entspannter an. Und das wünsche ich auch den Freunden und Familienmitgliedern, die ich damit beschenke. Nantke Garrelts

Türchen 21 – Rosa Kartoffelsalat gegen den Zoff

Rosa Weihnachten. Von wegen „Fest der Liebe“. In meiner Familie ist Weihnachten seit ich denken kann alles andere als entspannt und besinnlich. Bereits im Sommer blickt Papa mit Furcht den Weihnachtstagen entgegen: Denn dann ist Mama im Stress, mein Bruder verschwindet in seinem Zimmer und die zwei anderen Geschwister tauchen gar nicht auf. Ergo: Zoff statt Liebe.

Doch vor einigen Jahren stieß ich auf ein rosa Wundermittel meiner estnischen Urgroßmutter: „Rosolje“, ein Kartoffelsalat mit Rote Bete. Bei Salaten sind die Esten Weltspitze, in den Supermärkten gibt es dort meterlange Frischetheken mit Salaten jeglicher Couleur. „Rosolje“ hat eine hübsche Farbe im Spektrum knallpink bis rosa.

Auf wundersame Weise scheint dieser Salat meine Familie zu besänftigen. Zumindest bis zur Bescherung blicken alle zufrieden auf ihre rosa getränkten Teller. Seither verschenke ich an Heiligabend ein hausgemachtes Weihnachtsmenü: Schürze an, Ärmel hochkrempeln und los geht’s mit Vorspeise, Hauptgang, Dessert. Die Küche ist mein Ruhepol – weg von der schlechten Stimmung. Immer dabei ist der estnische Kartoffelsalat, meist mit gefüllten Piroggen.

Rezept für 2kg Rosolje:

800g Kartoffeln (festkochend) schälen, in Würfel schneiden und in Salzwasser kochen. 500g gekochte Rote Bete, 250g saure Gurken, 200g süßsaure Äpfel, 2 Zwiebeln, 2 hartgekochte Eier würfeln und in eine Salatschüssel geben. Die ausgedampften Kartoffeln hinzugeben. Aus 200g Mayonnaise, 1 TL scharfem Meerrettich, 1 TL Senf, 2 TL Salz, 2 TL gemahlenem Pfeffer ein Dressing anrühren. Alle Zutaten vermengen und den Salat eine Nacht durchziehen lassen. Vor dem Servieren sollte der Salat noch mit fein gehackter Petersilie und einem hart- gekochten Ei garniert werden. Corinna von Bodisco

Türchen 20 – die BVG im Wohnzimmer

Früh übt sich, was ein Pufferküsser werden will, einerseits. Andererseits sind Modellbahnen ja ein bisschen out und tendenziell ruinös, insbesondere als Weihnachtsgeschenk für Kinder, die ja dann bei nächster Gelegenheit mal anbauen möchten („Mein ICE soll aber über Spandau und Hauptbahnhof Tief unters Hochbett fahren, Papa!“) zwecks Abwechslung. Sofern die Kinder überhaupt schon groß genug für Modellbahn und Hochbett sind.

Wenn nicht, tut es als Erstwagen wohl auch ein Modell aus der „Öffis-Bande“ der BVG. Bolle, Vicky und Gustav, besser bekannt als Bus, Straßenbahn und U-Bahn, sind bereits seit Jahren als Spielzeuge in den BVG-Kundenzentren erhältlich. Sie fahren auf allen gängigen Holzschienen und sind wie echte öffentliche Verkehrsmittel zu groß zum Verschlucken, so dass sie bereits ab einem Alter von einem Jahr geeignet sind.

Neu im Bolle-Vicky-Gustav-Programm sind Mau-Mau-Spiel (ab 3 Jahre) samt „vier tollen Ausmalbildern“ und als Puzzle (ab 4). Letzteres hat 36 Teile und einen Rahmen im Stil des unvermeidlichen wilden Sitzbezugmusters der BVG. Alles sehr hübsch und kindgerecht und dank Fernsehturm & Co. im Hintergrund auch ein bisschen berlinisch, nur leider nicht sehr authentisch: Vom Bus über die Fahrerin bis zu den Passagieren lächeln wirklich alle auf den Bildern. Das ist dann doch zu schön, um wahr zu sein.

Bolle, Vicky und Gustav kosten je 5,95 Euro, das Mau-Mau-Spiel 3,90 Euro, das Puzzle 5,95 Euro. Erhältlich in den BVG-Kundenzentren Alexanderplatz, Zoologischer Garten, Rathaus Spandau, Marzahn, Köpenick, Hermannplatz sowie Holzmarktstraße.

Türchen 19 - Süßes sogar für Marzipan-Skeptiker

Naschen und damit auch noch Gutes tun – klingt kompliziert, ist aber ganz einfach. Die „Rixdorfer Glückswürfel“ der Berliner Firma Ohde machen als Weihnachtsgeschenk gleich doppelt glücklich. Das mit Schokolade überzogene Marzipan aus lokaler Produktion schmilzt auf der Zunge und schmeckt selbst Menschen, die Marzipan sonst eher kritisch gegenüber stehen. Habe ich, seit meiner Jugend Naschkätzchen – aber Marzipan-Skeptikerin, selbst ausprobiert.

Gleichzeitig gehen 30 Cent pro verkauftem Würfel an die Ohde-Stiftung, die Bildungsprojekte in Neukölln fördert. Das gute Gefühl hilft also auch gegen das mögliche kalorienbedingte schlechte Gewissen. Es ist ja schließlich Weihnachten.

Warum eigentlich Neukölln? Weil der Bezirk die heimliche Welthauptstadt des Marzipans ist, natürlich. Glauben Sie nicht? Dann fahren Sie einmal nach Britz, wo in der Späthstraße, versteckt zwischen Kleingärten und Industriebaracken, Mandelbäume wachsen. Hier produziert die Firma Lemke seit Jahrzehnten Rohmarzipan. Und nur wenige hundert Meter weiter, in der Ballinstraße, wird es bei Moll gleich nochmal marzipanig. Beide Firmen stellen zwar nur Rohmarzipan her, davon aber zusammen mehr, als in irgendeinem anderen Ort Deutschlands. Nimm das, Lübeck! Die einzige Firma, die das Marzipan direkt in Neukölln weiterverarbeitet, ist eben Ohde. Madlen Haarbach

Ohde Marzipan gibt es zum Beispiel im KaDeWe, im Karstadt am Hermannplatz oder direkt online unter ohde.berlin

Türchen 18 - Entspannung im türkischen Badehaus

Wenn ich Entspannung suche, ganz für mich alleine sein will – dann flüchte ich am liebsten in den Sultan Hamam Berlin. Dies ist ein türkisches Badehaus in der Bülowstraße in Schöneberg. Das Zentrale ist hier der große Hamamraum mit beheizten Marmorbänken und einem großen Naturstein in der Mitte. Es ist neblig und dampft, mit einer Schale übergießt man seinen Körper mit viel Wasser.

Die Wärme löst die Verspannungen. Zwischen leichtem Stimmengewirr vergesse ich die Zeit. Der Nebel verhindert die Sicht auf die anderen Anwesenden. Was mir hier besonders gut gefällt: Im Gegensatz zu anderen Berliner Thermen ist dies ein Ort nur für Frauen, jedenfalls an fünfeinhalb Tagen in der Woche.

Ein Gutschein für den Hamam ist also in erster Linie ein Geschenk für die Ehefrau, die Freundin, die Mutter, Schwiegermutter oder Oma. Im Idealfall kombiniert man den Gutschein mit einer Massage. Einmal „Ganzkörper-Durchkneten“, bitte! Auf einem Bett im orientalisch eingerichteten Massageraum, mit farbig schimmernder Tapete und arabischen Kerzenhaltern.

Nach der Massage verzieht man sich auf eine der Liegen, kuschelig und warm eingepackt im Bademantel. Hier liest man ein Buch oder macht ein Nickerchen. Danach geht es in den Aufenthaltsraum, man nimmt auf einem Sitzkissen Platz und bestellt Tee und Weinblätter. Ein perfekter Tag – ohne Krach, Kindergeschrei, Gezerre und nerviges Handygepiepse. Mitbringen sollte man ein typisches Haman-Handtuch für die Bänke, einen Bademantel, mehrere Handtücher und alles, was es für die Körperpflege so braucht. Saara von Alten

Türchen 17 - Einfach mal nichts schenken

Das Schönste an Weihnachten war für uns immer die Vorfreude. Es würde beschaulich und gemütlich werden, die allerbesten Speisen des Jahres würden in Unmengen aufgetischt, und natürlich würden unterm Baum irgendwann Geschenke auftauchen, nach denen wir Kinder schon Wochen früher gespäht hatten. In den letzten Tagen vor Weihnachten stieg die Spannung immer ins Unermessliche, und damit alles perfekt würde, waren alle gefordert – oft überfordert.

Ich erinnere mich an Zeitdruck, Streit, eine Hautverbrennung. Und an eine vor Wut explodierte Packung Mehl, deren Inhalt eine raumgreifende Wolke bildete, die alle Beschaulichkeit und Vorfreude in sich verschlang. Es war gar kein Schnee gefallen, aber wir hatten das weißeste aller Weihnachten. Noch Tage danach war der Mehlstaub in jeder Kinderträne zu finden.

Jahre später stellte ich mit Erleichterung fest, dass wir nicht die Einzigen mit Weihnachtswahn waren. Bei Freunden habe ich einmal gesehen, wie eine erwachsene Frau weinend aus dem Zimmer rannte, weil sie von ihrem Freund das falsche Geschenk bekommen hatte. Ein andermal Kinder, die von ihrer Verwandtschaft so reich beschenkt worden waren, dass ihnen das Auspacken langweilig wurde – sie rissen das Geschenkpapier ab, lächelten kurz fürs Foto und warfen ein Objekt nach dem anderen müde auf ihren Geschenkehaufen. Ein Vierjähriger schlief unverrichteter Dinge auf dem Verpackungsmüll ein.

Befragt nach ihren besten Weihnachtserinnerungen, erzählen sie heute von Nachtwanderungen im Wald und Schlittenfahrten – das Auspack-Fotoshooting haben sie wohl verdrängt. Und irgendwann hörte das Schenken auf, einfach so, ohne Absprache. Und mit ihm alle Erwartung an ein perfektes Weihnachten. Und genau das war das größte Geschenk, das wir einander machen konnten. Wir kommen zusammen, wenn es sich ergibt, wenn nicht, dann nicht. Und ergibt es sich, kommt sogar wieder echte Vorfreude auf. Thomas Wochnik

Türchen 16 – Sirup aus Obst von Stadtbäumen

Zugegeben, dieses Weihnachtsgeschenk mache ich mir selbst. Seit ein paar Monaten habe ich einen Wassersprudler. Wirklich gut schmeckt das aufgesprudelte Wasser mit einem Schuss Sirup. Doch in Supermärkten in meiner Gegend habe ich nur süße, klebrige Plörre gefunden. Es muss doch auch was Fruchtiges geben. Eine kurze Internetsuche: Tatsächlich stellt mitten in Neukölln „Fräulein Frucht“ Sirup her.

Und Celest Drosihn, die sich hinter „Fräulein Frucht“ verbirgt, findet auch die Früchte und Blüten für ihren Sirup in der Nachbarschaft – sie erntet sie von Straßenbäumen und Parksträuchern in Neukölln, Treptow und Kreuzberg. „Wir leben in einer Überflussgesellschaft und holen Obst aus Brasilien und Neuseeland, während unsere Stadtfrüchte verderben.“

Dem wolle sie etwas entgegensetzen. Seit 2016 lebt die gelernte Erzieherin vom Sirup. „Reich wird man davon nicht.“ Die 43-Jährige macht alles selbst. Die Früchte kocht sie zu Sirup oder stellt daraus Likör her. Ihre Produkte verkauft sie auf dem Markt am Maybachufer und dem Mauerpark-Flohmarkt.

Das 16. Türchen verspricht einen süßen Duft.
Das 16. Türchen verspricht einen süßen Duft.
© Tsp

Ihre Kunden fragen sie allerdings zunächst häufig, ob Straßenobst wirklich gesund sein kann. Drosihn zitiert dann eine Biologin der TU, die mit einer Studie nachwies, dass Berliner Stadtfrüchte weniger Schwermetalle enthalten als Obst aus dem Supermarkt. Trotzdem erwähnt sie lieber nicht, dass sie viel im Görlitzer Park erntet. Da würden die meisten an Drogen und Kriminalität denken.

Die Weihnachtszeit ist für Drosihn ein besonders gutes Geschäft. „Viele suchen aus ökologischen Gründen Geschenke, die man verbrauchen kann.“ Derzeit verkauft sie auch saisonale Produkte – zum Beispiel Bratapfel-Sirup. „Der lässt sich mit heißem Wasser zu einem schönen Kinderpunsch aufbrühen“, sagt Drosihn.

Die Produkte von „Fräulein Frucht“ finden Sie auch in der Neuköllner Weichselstraße im Bioladen „Die Feuerbohne“ und dem „Kiosk am Weichselplatz“. Caspar Schwietering

Türchen 15 – Den richtigen Ton treffen und modellieren

Neulich habe ich einem Freund zu seinem 24. Geburtstag ein Töpferworkshop geschenkt. Es ist beruhigend, mit den Händen zu arbeiten – und zwar nicht auf einer Computer-Tastatur. Den Ton ausrollen, in die richtige Form bringen, Unregelmäßigkeiten glätten und Risse ausfüllen. Nach zwei Stunden entstanden Schüsseln, Tassen oder Teelichter – zwar unvollkommen, aber dafür selbstgemacht. Während des Modellierens schwärmten wir von einem anderen Leben, abseits von Bürogebäude und Monitor, und scherzten, irgendwann selbst einen Keramikladen in Prenzlauer Berg zu eröffnen.

So einen, wie „Mikku Keramik“, der die Modellier- und Töpferkurse anbietet. Der Laden befindet sich in der Oderberger Straße. Hier kann man als Gruppe zweistündige Workshops buchen. Mit einer pauschalen Teilnahme- und Materialgebühr von 295 Euro kann man mit bis zu sechs Personen, Schalen, Schüsseln oder kleine Weihnachtsfiguren für den Weihnachtsbaum töpfern. Danach werden die Keramiken angemalt, gebrannt und glasiert. Ein bis zwei Wochen später kann man die selbsterstellten Werke in der Werkstatt abholen. Wenn man keine Gruppenaktivität schenken will, kann man auch Töpferkurse für eine Person verschenken. Die Teilnahmegebühr und das Materialgeld beträgt insgesamt 120 Euro und an zwei separaten Terminen werden die Werke getöpfert und glasiert. Tipp: Rechtzeitig buchen – die Kurse sind sehr gefragt.

Adresse: Mikku Keramik, Oderberger Straße 3, nahe U-Bahnhof Eberswalder Straße, Kurse ab 120 Euro. Lisa Nguyen

Türchen 14 – Ein Besuch bei Dinosaurier Tristan

Ich verschenke zu Weihnachten ein gemeinsames Erlebnis: einen Besuch bei den Dinosauriern im Naturkundemuseum. Meine Cousine wird bald fünf und ist ein richtiger Dino-Fan. Sie kann schwierige Namen wie „Parasaurolophus“ und „Triceratops“ aussprechen, weiß, welcher Saurier was gefressen hat, und ist nach dem Kinderschminken keine Prinzessin, sondern ein gefährlicher T-Rex.

Wir waren schon diesen Sommer gemeinsam im Naturkundemuseum. Mit großen Augen ist sie zwischen den Skeletten langgelaufen und hat tausend Fragen gestellt: Wie lange sind die Dinos schon ausgestorben? Konnte der Archäopteryx wirklich fliegen? Das T-Rex-Skelett „Tristan“ fand sie besonders interessant und wollte unbedingt ein Foto davor machen. Im neuen Jahr werden wir also noch einmal zusammen ins Museum gehen. Das ist in gewisser Weise auch ein Geschenk für die Eltern, die dann einen freien Nachmittag haben.

Nicht nur Kinderaugen strahlen beim Anblick des Dinosauriers.
Nicht nur Kinderaugen strahlen beim Anblick des Dinosauriers.
© promo

Es gibt für mich nichts Schöneres, als Zeit zu verschenken. Sie ist das Wertvollste, das ich besitze. Ich kann nur empfehlen, einen Ausflug zu planen und so Zeit mit seinen Lieben zu verbringen. Solche Geschenke haben auch einen weiteren Vorteil: Die gemeinsam verbrachte Zeit liegt nicht irgendwann in der Ecke rum und verstaubt, und sie hat auch einen geringeren CO2-Ausstoß als die meisten Gegenstände, die man unter den Tannenbaum legen kann.

Mein Ratschlag wäre hier ein Besuch im Naturkundemuseum, dort gibt es viele verschiedene Führungen. Bei der Taschenlampenführung können Kinder und Erwachsene nach Museumsschluss durch die Ausstellung laufen und bei „Forever Young“ gibt es einen Einblick in die sonst verschlossene Präparationswerkstatt. Am 16. 12. werden auf der Website des Museums die Termine für das neue Jahr veröffentlicht.

Adresse: Invalidenstraße 43 in Mitte, geöffnet Dienstag bis Freitag 9.30–18 Uhr, Wochenende und Feiertag 10–18 Uhr, Eintritt: Erwachsene 8 Euro, ermäßigt 5 Euro. Pauline Faust

Türchen 13 - Ein nächtlicher Begleiter

Was ist dunkel, kalt und riecht nach Alkohol? Richtig, der Berliner Winter. Und Kaffeelikör. Der schmeckt nicht nur besser, als die kalte Jahreszeit in dieser Stadt sich anfühlt. Er enthält auch fast alles, was man braucht, um sie zu überstehen: Zucker, Koffein und Schnaps. Vitamine sind überbewertet, glauben Sie mir.

Außerdem erinnert mich der Geschmack an meine Kindheit, als ich heimlich die klebrig-süße Füllung aus den Kaffeepralinen von Ferrero saugte, die es manchmal im Süßigkeitenschrank der Großeltern gab.

Neben diesen Heimatgefühlen ist Kaffeelikör für mich auch deshalb das perfekte Weihnachtsgeschenk, weil sich die Kombination aus Alkohol und Aufputschmitteln besonders gut für die Feiertage eignet, wo man, je nach Alter, schon morgens trinkt (oder trinken möchte) oder nach drei Kilo Weihnachtsessen noch weiterzieht, um in eine Bar oder einen Club zu gehen und Freunde zu treffen. Kaffeelikör dient sowohl als Frühstücksdrink wie auch als bessere Alternative zum Espresso nach der Mahlzeit. Zum Cocktail gemixt mit Sahne oder Milch und mehr Schnaps kann er eine solche sogar ersetzen.

Das 13. Türchen verspricht Wärme von innen.
Das 13. Türchen verspricht Wärme von innen.
© Tsp

Wer Zeit hat, kann den Likör natürlich selbst herstellen. Man braucht dafür eigentlich nur irgendwas hochprozentiges, zum Beispiel Wodka oder Doppelkorn, Kandiszucker, ein paar Gewürze und Kaffeebohnen, die man zusammen in eine dekorative Flasche füllt. Allerdings ist das nichts für Last-Minute-Geschenke: Der Alkoholmix muss dann erst mal ein bis zwei Wochen an einem warmen Ort ziehen.

Wer es einfacher haben will, kauft den Berliner Kaffeelikör, den die Köche Jan und Finn unter dem Namen CO’PS anbieten: am besten an einem ihrer Marktstände, zum Beispiel auf dem Wochenmarkt am Boxhagener Platz (immer samstags) oder beim Wintermarkt auf dem Holzmarkt, der an allen Adventswochenenden stattfindet – da kann man nämlich vorher probieren.

Und sollte der Likör dem Beschenkten aus irgendeinem Grund nicht gefallen, können Sie zumindest folgende Anekdote erzählen: Jan und Finn kommen aus Linsengericht, einem Ort in Hessen, der sich in der Nähe von Lieblos und Eingesäß befindet. Von der Existenz dieser Orte zu wissen, ist doch auch eine Art Geschenk.

Der Name CO’PS (mit dem dazugehörenden Logo, das einen amerikanischen Polizisten zeigt, für einen Likör eher ungewöhnlich) ist übrigens ein Kofferwort aus Coffee und Schnaps, und Koffer, das passt doch ganz gut zu Weihnachten: ein Koffer voller Geschenke wäre zum Beispiel eine Assoziation. Ein Koffer für die Flucht nach Bali eine andere. Jana Weiss

Türchen 12 – Selbstgemacht schmeckt am besten

Ich konnte einst zu Weihnachten mit einem Highlight aus der Berliner Küche punkten. Eine Schmalzstulle schmeckt mit selbst gemachtem Aufstrich nämlich noch mal so gut.

Meine beste Freundin – wir kennen uns seit Kindertagen – schwärmt für Apfel-Grieben-Schmalz vom Schwein. Zu Weihnachten hatte ich mir deshalb vorgenommen, ihr ein Glas davon aus der eigenen Küche zu schenken. Das passte zu meinem studentischen Geldbeutel und kam von Herzen – abgefüllt in dekorativen Gläsern, mit einem Stück Stoff um den Deckel und handbeschriebenem Schild. Schließlich ist das etwas, das man so nicht kaufen kann.

Türchen 12 kommt aus der Berliner Küche.
Türchen 12 kommt aus der Berliner Küche.
© Tsp

Der Beschenkte kann sich also, sollte er den Geschmack nicht mögen, immerhin über den persönlichen Einsatz freuen. Und bei Schmalz handelt es sich auch noch um eine Delikatesse der Berliner Küche.

Die Herstellung ist recht simpel, die Zutatenliste überschaubar. Eine individuelle Note bekommt das Stullenschmierfett vor allem durch die Wahl der Gewürze und – nicht unbeachtlich – die Sorte des verwendeten Apfels.

Ich selbst habe bisher nur dieses eine Mal Schmalz hergestellt. Den Geruch von ausgelassenem Fett muss man mögen – oder dulden. Meine Mitbewohner haben sich damit noch tagelang schwergetan. Das fertige Produkt wurde dafür schon des Öfteren wieder nachgefragt.

Zum Nachmachen: 500 Gramm fetten Speck, 250 Gramm geschnittene Zwiebeln, 1 TL getrocknete Kräuter (z.B. Bohnenkraut), etwas Salz und Pfeffer in einen Topf geben. Zwei säuerliche Äpfel schälen, entkernen und vierteln und dazugeben. Auf kleiner Flamme schmelzen lassen, bis alles durchsichtig ist. Kurz aufkochen lassen, in ein Glas umfüllen. Darin circa zwei Tage lang aushärten lassen. Magdalena Thiele

Türchen 11 – Naturgesang für gestresste Städter

Wer meinen Wohnungsflur betritt, denkt, er steht im Wald. Die Stille ist plötzlich erfüllt von: Vogelgezwitscher. „Ist das echt?“, fragten einige, die glaubten, in unserem Hinterhof nisteten jede Menge Piepmätze. Stimmt, ist echt, kommt aber aus einem kleinen Kästchen mit Bewegungsmelder. Wer daran vorbeigeht, löst zwei Minuten lang Amselgesang aus. Das betörende Lied männlicher Amseln, verschiedene Tonspuren, von einem dreiköpfigen Sound-Entwicklerteam übereinandergelegt.

Naturidentisch. Wirkt sofort entspannend und stimmungsaufhellend. Das perfekte Geschenk für gestresste Städter. Und, nein, es geht einem nicht auf den Wecker, es weckt allenfalls die Sehnsucht nach einem Ausflug aufs Land. Die Idee stammt von zwei Hamburgern, die sich mit dem Thema Entspannung durch Musik beschäftigen: Philipp Störring und Dennis Clasen. Gedacht waren die batteriebetriebenen Boxen in Häuschenform zunächst für die Wartezimmer von Arztpraxen. Dann kamen die Patienten und wollten sie für zu Hause haben. Als das „MoMA“ in New York gleich 800 Stück für seinen Shop bestellte, „ging das Ding durch die Decke“, wie Marketingleiter Stefan Theben sagt. 600 000 Zwitscherboxen wurden mittlerweile in 25 Ländern verkauft.

Gezwitscher wartet hinter Türchen Nummer 11.
Gezwitscher wartet hinter Türchen Nummer 11.
© Tsp

Hübsch anzusehen ist das Vogelhaus allemal. Die zwölf Zentimeter hohen Kunststoffboxen gibt es mit diversen Fronten: in fünf Holztönen, mit Waldmotiv, mit psychedelischen Kreisen, grell in sechs kräftigen Farben oder ganz edel in Gold, Kupfer, Silber, Marmor … Am besten verkaufe sich die Zwitscherbox in Weiß und Eiche, sagt Theben.

Neuerdings ist auch eine Schmalspurversion auf dem Markt: die Birdy-Box. Sie zwitschert nur 20 Sekunden – fürs schnelle Relaxen etwa beim Gang in die Kaffeeküche oder die Raucherecke im Büro, aufladbar per USB-Kabel. Und wer sich das Ding an die Wand hängen will: Es gibt dafür auch einen Saugnapfaufhänger. Susanne Leimstoll

Zwitscherbox, ab 43 Euro. Erhältlich etwa bei Elements, Leonhardtstraße 8/9, www.zwitscherbox.com

Türchen 10 – Besuch in den Gärten der Welt hilft beim Verarbeiten von Enttäuschungen

Bis heute bin ich meist der Erste, der an Weihnachten unterm Baum liegt. Nein, nicht das, was Sie jetzt denken. Es ist die Neugier auf die Geschenke. Einmal, Ende der 80er Jahre, endete die Bescherung allerdings mit einer großen Enttäuschung. Ich hatte schon Wochen vorher im Prospekt eines Spielzeughändlers eine Autorennbahn entdeckt und das dem Christkind mitgeteilt.

Und tatsächlich: Mein Wunsch wurde erhört! Also gleich unterm Baum alles ausgepackt, Schienen sortiert und aneinandergesteckt. Doch dann das: Die letzte Schiene passte nicht, der Kreis ließ sich nicht schließen. Als meine Mutter den Bausatz reklamieren wollte, kam sie mit einer Schreckensnachricht zurück: Die Bahn war ausverkauft, es gab Geld zurück, aber keinen Ersatz. Bis heute habe ich nie eine solche Rennbahn besessen.

In Berlin gibt es eine Alternative. Verschenken Sie doch mal einen Ausflug in die Gärten der Welt in Marzahn-Hellersdorf, wo sich unterhalb der Seilbahn eine Natur-Bobbahn an den Kienberg schmiegt. 500 Meter geht es ins Tal, mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40 Stundenkilometern.

Türchen 10 lockt nach Marzahn.
Türchen 10 lockt nach Marzahn.
© Tsp

Ab dem 14. Dezember ist sie wieder an jedem Wochenende geöffnet, in den Weihnachtsferien (bis auf Heiligabend und Silvester) sogar täglich. Bis zum 9. Februar gibt es außerdem jeden Samstag vom Einbruch der Dunkelheit bis 18.30 Uhr ein Nachtrodeln. Das alles spielt sich nicht im Eiskanal ab, sondern auf Schienen. Und da ist der Kreis garantiert geschlossen. Ingo Salmen

Türchen 9 – Eine Decke, nicht nur für Frostbeulen

Ob Mama, Papa, Oma, Opa, Partner oder Freunde: Eine große Decke eignet sich als Geschenk für alle, die es gern gemütlich haben. Nicht nur Frostbeulen wissen sie zu schätzen: Auch als Accessoire auf Sitzmöbeln und Betten stiftet sie Behaglichkeit. Kurzum: Decken sind toll und vielseitig, also warum nicht verschenken?

Weil es im vergangenen Jahr für eine Person etwas ganz Besonderes sein sollte und jene um die Vorzüge einer großen Decke weiß, fiel die Wahl letztlich auf die preislich gehobene Edel-Schick-Variante von Bassetti – ausgefallene Muster, bunte Farben.

In der Galeria Kaufhof am Alex gab es neben kompetenter Beratung einen optisch zur Decke passenden Karton obendrauf, was das Einpacken vor Heiligabend erheblich erleichterte. Die Decken gibt es in verschiedenen Farben, Mustern und Größen. In seinem Online-Shop vertreibt der Hersteller die Decken ab 145 Euro (kleinste Größe 135x190 Zentimeter). Bei Amazon gibt es die Decken derzeit ab etwa 90 Euro aufwärts.

Wer mit den ausgefallenen Mustern oder Luxus-Preisen der italienischen Marke nichts anfangen kann, findet im gut sortierten Textilhandel die für den Beschenkten passende Alternative – oder näht mit etwas Zeit und Geschick selbst eine Patchwork-Decke. Stoffe gibt es etwa bei Karstadt und Idee, wer keine Nähmaschine hat, fragt im Familien- und Freundeskreis, vielleicht ergibt sich ja sogar ein Co-Working-Projekt. Und falls das Projekt doch länger dauert: Der nächste Winter kommt bestimmt. Sophie Krause

Türchen 8 - Kaffee aus Italien

Die Berliner Freundin spricht nach einem sozialen Jahr am Idrosee viel besser italienisch, obwohl ich als Münchnerin in der „nördlichsten Stadt Italiens“ wohne und das italienische „dolce vita“ doch seinen Charme über die Alpen hinweg bis zum Marienplatz versprüht, denkt man zumindest.

Das Reden im Italien-Urlaub überlässt man also besser der Freundin. „Prendiamo due caffè e due cornetti“, zwei Espressi und ein kleines Frühstück, ganz italienisch im Stehen an der Bar. Das Gefühl von Freiheit geht runter wie die Crema.

Mit Crema. Wie wär's? Zu Weihnachten ein Tässchen Italien verschenken.
Mit Crema. Wie wär's? Zu Weihnachten ein Tässchen Italien verschenken.
© dpa

Das Berliner Kaffeekontor (Stargarder Straße 4, Prenzlauer Berg) ist der Geheimtipp für den daheimgebliebenen Kaffeeliebhaber. Die Bohnen für die Hausmischung werden von Familie Heinze selbst geröstet. Je nach Gusto trinkt man den Espresso an kleinen Rundtischen oder – klassischerweise – im Stehen am Tresen. Wer über den Espresso hinaus die feinen Unterschiede der angebotenen Kaffeesorten kennenlernen möchte, sollte sich für eine Kaffeeverkostung anmelden – oder sie sich zu Weihnachten wünschen. Neben rund 60 Sorten feinster Schokolade und handgemachter Pralinen hat der Familienbetrieb etwa 70 verschiedene Kaffeesorten im Angebot.

Das Weihnachtspräsent für die Berliner Freundin wird dieses Jahr der „Espresso No. 3. Napoli – vero italiano“. Der weckt Erinnerungen an den Italien-Urlaub. Sophie Kratzer

Türchen 7 - Weine aus der Pfalz

Im Winter wird er betrogen, durch heiße Konkurrenz ersetzt, und im Sommer bevorzugt man meist seine süßen Rivalen. Ja, der Weißwein hat’s nicht leicht. Es fällt ihm schwer, zwischen all den anderen Getränken aufzufallen. Und trotzdem, oder gerade deshalb, ist der Weißwein ein schönes Weihnachtsgeschenk. Er bleibt ein treuer Begleiter, an warmen wie kalten Tagen – und man verbrennt sich an ihm nicht die Zunge.

Weißwein wärmt von innen, in meinem Fall dank schöner Erinnerungen: Als ich nach Berlin zog, packte mir mein Vater eine Kiste voller Wein aus der Pfalz ein, um Heimweh zu verhindern. Und wenn mich Freunde von dort besuchen, bringen sie ein paar Flaschen mit. So sammelt sich über das Jahr ein Vorrat an, der an dunklen Wintertagen zu schrumpfen beginnt und bald ganz verschwindet.

Ein Riesling des Weinguts Borell-Diehl.
Ein Riesling des Weinguts Borell-Diehl.
© Promo

Während der Glühwein frierend auf Weihnachtsmärkten geschlürft wird, können Weißweintrinker gemütlich zu Hause bleiben – oder eine Flasche zu einem Anlass mitbringen. Dass sich der Vorrat dadurch leert, ist kein Problem, denn in Berlin gibt es viele tolle Weinläden. Zum Beispiel die Weinhandlung Suff in der Oranienstraße 200 in Kreuzberg (suffberlin.de). Ich empfehle den trockenen Riesling des Weinguts Borell-Diehl, importiert aus dem pfälzischen Hainfeld. Ein guter Weißwein schmeckt für mich nach Gesprächen in WG-Küchen und der Vorfreude auf den nächsten Sommer. Er eignet sich als Geschenk für gute Freunde, in deren Gesellschaft sich der Wein dann auch gleich trinken lässt – im Winter und dem Rest des Jahres. Paul Lütge

Türchen 6 - Tagesspiegel-Kiezkalender

Ich verschenke gerne richtig „Berliniges“, wie den Tagesspiegel-Kiezkalender. Die Fotos, die die Kollegen über das Jahr mit der Kamera eingefangen haben, offenbaren Unerwartetes, wie jene Kreuzberger Ecke am Oranienplatz, die trotz Gentrifizierung schmuddelig-bunt geblieben ist. Oder sie beweisen, dass man auch in Mittes Touristentrubel öfter mal stehenbleiben und genauer hinschauen sollte. Plötzlich ergibt sich da eine Aufnahme, die in einer einzigen Perspektive zugleich die historische Schönheit des alten Berlins ebenso wie die stetige Erneuerung der Stadt dokumentiert.

Mal ist es ein Foto von Tempelhofer Kleingärtnern am frühen Morgen, mal von einer Demo vor dem Kanzleramt am Mittag oder am späten Abend vom Promi-Auflauf beim Bundespressball. Doch bei all ihrer Professionalität haben die Tagesspiegel-Fotografinnen und -Fotografen den Blick aufs echte Berlin nie verloren, das zeigen die lokalen „Schnappschüsse“ im Kiezkalender.

Das ganz Große findet man oft im Detail: Das zeigen einem diese ganz eigenen Stadtbilder im großformatigen Wandkalender. Dazu erläutern Tagesspiegel-Autoren, wie die zwölf Berliner Bezirke und ihre Kieze ticken. Ein ideales Geschenk für ferne Freunde und Verwandte, denen man so zeigen kann, warum man es in dieser verrückten, aber liebenswerten Stadt immer noch gerne aushält.

Der Tagesspiegel Berliner Kiezkalender für 2020.
Der Tagesspiegel Berliner Kiezkalender für 2020.
© Tagesspiegel Shop

Den Kalender gibt es für 24,95 Euro (Abonnenten 22,95 Euro) im Tagesspiegel-Shop im Redaktionsgebäude direkt am Anhalter Bahnhof und online via shop.tagesspiegel.de Michael Pöppl

Türchen 5 - Rosa Plastik Magie

Eigentlich besitze ich genug Kulis. Sie sind ja gewissermaßen mein Handwerkszeug. Gedankenstützen und Ideen schreibe ich in der Regel immer noch altmodisch auf, statt sie ins Smartphone zu tippen. Es ist also nicht so, dass dringender Bedarf bestünde oder dass ein Kuli-Geschenk eine Riesenüberraschung und besonders originell wäre.

Und trotzdem ist es ein Kuli, der in meiner Geschenke-Erinnerung einen besonderen Platz einnimmt. Eigentlich war er nur ein Beigeschenk zu einem Buch, das auch sehr gut war. Aber dann hat er sich doch zum Hauptgeschenk entwickelt, weil er so nachhaltig Freude bereitet hat.

Der Kuli in pink mit der Aufschrift „You are magic“.
Der Kuli in pink mit der Aufschrift „You are magic“.
© Doris Spiekermann-Klaas

Es sind keineswegs immer die großen, platzheischenden Geschenke, die auch die größte Freude bereiten, sondern manchmal kleine Ideen, in denen sich Gesten verstecken. Das gilt besonders für Menschen, die keine Riesenhäuser besitzen, obwohl sie welche bräuchten, weil sie so schlecht wegwerfen können.

Dieser Kuli ist rosa und aus Plastik, er ist hübsch, aber kann wohl nicht sehr teuer gewesen sein. Er trug die Aufschrift „you are magic“. Jedes Mal, wenn ich ihn in die Hand nehme, um etwas zu schreiben, muss ich lächeln. Man kann die Aufschrift als Kompliment verstehen oder als Herausforderung, was mir noch besser gefällt. Etwas von augenzwinkernder Wertschätzung steckt da drin, die im Alltag oft fehlt, die für mich etwas sehr Festliches hat. Nicht nur in der magischen Geschenke-Saison.

Schreibgeräte und andere schöne Dinge gibt es bei „Zweite Liebe“, Florastr. 59, Pankow. Elisabeth Binder

Türchen 4 – Berliner Fernsehturm aus recyceltem Holz

Dirk Gericke arbeitet nur mit Massivholz, und er hat Respekt vor seinem Material. „So ein Baum wächst 150 Jahre, oft machen wir uns darüber gar keine Gedanken“, sagt der Tischler. Er drechselt auch gerne, und so kam er irgendwann darauf, aus altem Holz den Berliner Fernsehturm zu formen.

Daraus ist inzwischen ein eigener kleiner Geschäftszweig geworden. „Wenn wir in einem Haus eine Treppe abbauen, dann verleime ich das Holz und mache einen Fernsehturm daraus“, sagt der 46-Jährige. Auch der Kirschbaum aus Schwiegervaters Garten, der gefällt werden musste, hat ein neues Leben als Fernsehturm erhalten. „Material wiederzuverwenden, das hat man schon immer gemacht“, sagt der gebürtige Brandenburger, der in Hermsdorf lebt. „Heute nennt man es Upcycling.“

Billig sind seine Werke nicht. Der günstigste Turm hat 30 Zentimeter und kostet 180 Euro, der Größte misst stattliche drei Meter und kostet 6800 Euro. Die Türme werden im Möbelhaus Smow am Kurfürstendamm 100 verkauft.

Lieber ist es Gericke aber, wenn man persönlich mit ihm bespricht, was man sich wünscht. Dann kann der Kunde das Holz aussuchen, über das Finish entscheiden und mitunter lassen sich auch persönliche Bezüge herstellen, etwa über die Herkunft des Materials. Wer diesen Weg gehen will, schreibt an info@tischlerei-gericke.de Fatina Keilani

Türchen 3 - Zuckerschock für die ganze Familie

Mein liebstes Berlin-Geschenk kommt ursprünglich aus Syrien: Jedes Jahr verschenke ich Baklava von der Konditorei Damaskus in Neukölln. Kostenpunkt 30 Euro pro Kilo, auf Wunsch arrangieren die Konditoren die mit Sirup getränkten Happen kunstvoll in Pappschachteln. Die machen so unter jedem noch so christlichen Weihnachtsbaum eine gute Figur – versprochen.

Baklava der syrischen Bäckerei "Damaskus" aus Berlin-Neukölln.
Baklava der syrischen Bäckerei "Damaskus" aus Berlin-Neukölln.
© Kitty Kleist-Heinrich

Der Konditorei, betrieben von der aus dem syrischen Homs stammenden Familie al-Sakka, habe ich nicht nur dieses Allround-Geschenk zu verdanken, sondern auch meine liebste Vorweihnachtstradition: ein Spaziergang über die Sonnenallee. Hier merkt man von Weihnachten nicht allzu viel. Diese kurze Pause von den sonst unausweichlichen „Last Christmas“-Dauerschleifen und grünen Nadelgehölzen ist mir willkommen.

Mein Streifzug endet schließlich in der Hausnummer 93, wo seit Mai 2016 die besten Baklava Berlins verkauft werden. Darüber lässt sich natürlich streiten. Aber als Weihnachtsgeschenk eignen sich die der Bäckerei Damaskus ganz besonders. Denn die Boxen sehen nicht nur schön aus, sondern überstehen auch den Transport bis unter den Weihnachtsbaum bestens. Sobald mein Einkauf erledigt ist, belohne ich mich selbst mit ein paar frischen Süßigkeiten und einem mir viel zu starken schwarzen Tee. Mit einem massiven Zuckerschock laufe ich schließlich zurück zum Hermannplatz und bin wieder im vorweihnachtlichen Berlin. Nina Breher

Türchen 2 – Mundart in der Psychiatrie

Es ist nicht nur das bekannteste christliche Gebet, „Vater unser“ ist auch der Debüt-Titel der österreichischen Schriftstellerin Angela Lehner, die in Berlin lebt. Darin weigert sich die unzuverlässige Erzählerin nach Kräften, ihre familiären und sonstigen Lebensprobleme im Wiener Psychiatrie-Spital aufzuarbeiten, obwohl ihr Therapeut Doktor Korb sein Bestes zu geben scheint.

Den Roman im aggressiv pinken Schutzumschlag habe ich in Prenzlauer Berg empfohlen bekommen. Buchhändlerinnen im „Anakoluth“ haben ein veritables Print-Faible und bereichern nicht nur mich, sondern auch meinen Arzt, den ich dort zufällig mal getroffen habe, durch die Bank mit hervorragenden Literatur-Hinweisen.

Nachdem ich Lehners Roman also mit nach Hause genommen hatte (irgendeines kaufe ich auf Anraten dort immer), ereilte mich eines der schönsten Geschenke, das man von einem Buch bekommen kann: Ich wurde von ihm gefesselt.

Sprachlich zart, Mundart-Sätze, die auch in Schriftdeutsch funktionieren (klappt selten), und inhaltlich so hart wie der grelle Umschlag. Wenn sich also die nächste Festtags-Katastrophe anbahnt (soll vorkommen), dann kann das Buch um die Protagonistin in der Psychiatrie vielleicht Trost schenken: Es könnte alles schlimmer sein. Für gemütliche Weihnachts-Schmökereien ist „Vater unser“ allerdings eher ungeeignet.

Das Buch stand 2019 auf der Shortlist für den Österreichischen Literaturpreis und war auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis. Hier geht es zum Shop des Hanser-Verlags. Kathrin Maurer

Türchen 1 - Ein großer Schluck Liebe

Ein Geschenk, das ich zu Weihnachten gerne an Freunde außerhalb oder „Zugezogene“ verschenke, ist der Dry Adler Gin aus der Preußischen Spirituosen Manufaktur in Wedding.

Schließlich ist Weihnachten die Zeit des Zusammenkommens. Ich verbringe jeden Feiertag im Kreis meiner Familie. Traditionell gibt es an einem gemütlichen Abend den einen oder anderen Schnaps. Wir stoßen an auf Weihnachten, das Fest der Liebe, denn Familie ist Liebe – auch wenn es manchmal knirscht.

Prost. Weihnachten kann ein Absacker nicht schaden.
Prost. Weihnachten kann ein Absacker nicht schaden.
© Montage: Tsp/promo

Ein guter Wacholderbrand ist da nie verkehrt und wer ihn nicht pur trinken mag, mixt ihn mit Tonicwater, dazu ein Scheibchen Gurke und der After-Weihnachtsstress-Cocktail ist perfekt.

Der aus Wedding ist nicht nur geschmacklich empfehlenswert, er ist auch ein echtes Berliner Unikat und stammt aus einem traditionsreichen Haus. In der alten Fabrik war schon Kaiser Wilhelm I. ein gern gesehener Gast.

Seit 1874 werkeln Destillateurmeister hier an Verfahren und Rezepturen, entwickeln sie weiter und dokumentieren ihre Versuche akribisch. Die Gerätschaften sind im Originalzustand erhalten. Den alten Charme spürt man, wenn man die unscheinbare Tür am Kopf des dunklen Gemäuers nach einem Gang über den Hof gefunden hat. Wer weniger flüssig unterwegs ist, aber wissenschaftlich interessiert, kann eine Tour durch die Manufaktur buchen und preußischen Geist wenigstens inhalieren. Die Flasche Adler Gin ist für rund 30 Euro zu haben, Infos zum Verkauf unter www.psmberlin.de. Magdalena Thiele

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