Schreibwaren aus Berlin: Herlitz verkauft Hauptgeschäftsbereiche an Pelikan
Das Berliner Schreibwarenunternehmen Herlitz verkauft Großteile seines Geschäfts an Pelikan. Vor 100 Jahren wurde Herlitz in Berlin gegründet, bis 1996 führte die Familie die Geschäfte. Produziert wird auch in Falkensee.
Der Berliner Papier- und Schreibwarenhersteller Herlitz will Großteile seines Geschäfts an die konkurrierende Pelikan Holding verkaufen. „Es hat sich gezeigt, dass an die zunächst geplante Joint-Venture-Struktur zu große steuerliche und wirtschaftliche Risiken geknüpft sind“, sagte Herlitz-Vorstandsmitglied Thomas Radke dem Tagesspiegel nach einer Aufsichtsratssitzung. „Wir haben uns also dagegen entschieden, beide Firmen in einem neuen Unternehmen zu vereinen. Stattdessen wird jetzt das Produktgeschäft aus der Firma Herlitz herausgelöst und an Pelikan veräußert.“ Das umschließe die gesamte Produktpalette an Papier-, Büro und Schreibwaren.
Seit Wochen wird bei Herlitz mit der Geschäftsführung der in der Schweiz sitzenden Pelikan Holding verhandelt. Verträge seien noch nicht unterzeichnet, über alle Details sei man sich noch nicht einig, sagte Radke. Wo aber die Linie künftig verlaufen soll, sei klar: Demnach verbleiben bei Herlitz die Geschäftsbereiche Logistik und sonstige Dienstleistungen. Eine Tochterfirma kümmert sich beispielsweise darum, im Einzelhandel Regale umzubauen und zu platzieren.
Neun von zehn Deutschen kennen die Firma Herlitz, die einer der Hauptanbieter von Schulheften ist. „Was übrig bleibt, ist in jedem Fall der kleinere Teil“, erklärte Radke. „Aber der profitablere.“ Die Herlitz AG habe ihre Eigenständigkeit längst verloren, als Pelikan vor drei Jahren Mehrheitsaktionär wurde. „Was jetzt passiert, ist nur der logische Schritt. Das sollte niemanden überraschen.“ Und es sei weder traurig noch bitter – im Gegenteil: „Es entsteht ein sehr starkes Schreibwarenunternehmen in Deutschland mit den beiden stärksten Marken Herlitz und Pelikan.“ Pelikan will Papier-, Büro- und Schreibwaren, so der Stand, auch weiter unter der Marke Herlitz anbieten.
Herlitz dagegen macht als reiner Dienstleister weiter. Dieser Geschäftsbereich ist unter dem Strich rentabel. Die Trennung vom Produktgeschäft wird aber wohl etliche Mitarbeiter ihre Jobs kosten. „Ich kann nicht sagen, wie viele Stellen wegfallen, aber natürlich geht es immer um Personalabbau, wenn ein Unternehmen das andere kauft. So, wie wir momentan aufgestellt sind, rechnet sich der Betrieb jedenfalls nicht“, sagte Radke. Die Berliner Firma fuhr im vergangenen Jahr einen Verlust von 6,5 Millionen Euro ein. Aktuell zählt das Unternehmen bundesweit knapp 1000 Mitarbeiter. Produziert wird im brandenburgischen Falkensee und Polen, Firmensitz ist aber nach wie vor Berlin-Tegel.
100 Jahre in Berlin
Hier wurde die Firma vor mehr als 100 Jahren gegründet. Von 1904 bis 1996 führten Mitglieder der Familie Herlitz das Unternehmen an, ein Jahr später wurden unter Vorstandschef Karel de Vries zahlreiche Betriebe in Bulgarien, Polen, Tschechien und anderen Ländern erworben, womit sich das Unternehmen deutlich übernahm. 2002 musste Herlitz daraufhin Insolvenz anmelden. Der damals rettende Investor Advent hat sich inzwischen wieder aus dem Unternehmen verabschiedet. Seither hält die Pelikan Holding die Mehrheit an dem Wettbewerber Herlitz. Die wiederum gehört zu 96,4 Prozent der Pelikan International Corporation Berhad Malaysia (PICB) im Besitz des malaysischen Logistikunternehmers Hooi Keat Loo, der mit Thomas Radke im Herlitz-Aufsichtsrat sitzt.
Bereits im Sommer war verkündet worden, dass Pelikan und Herlitz sich Produktentwicklung und Rechnungswesen künftig teilen wollten. Ab 2014, hatte es da geheißen, würden beide Firmen dann „gemeinsam am Markt auftreten“. „Ich bin vor zwei Jahren bei Herlitz eingestiegen, um genau das zu machen: Diese beiden Geschäfte zusammenzuführen“, sagte Radke noch. Er selbst wechselt Anfang 2014 zum Nassauer Haushaltswarenhersteller Leifert. Die Verträge über die Herlitz-Verkäufe sollen bis Ende dieses Jahres unterschrieben sein.
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