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Riesenrad am Zoo
© World Wheel Berlin Holding GmbH

Riesenrad-Areal am Zoo: Zwischen Wohnungsbau und Campus-Erweiterung

Das Areal am Zoo, auf dem eigentlich das Riesenrad stehen sollte, hat inzwischen den Eigentümer gewechselt. Jetzt hoffen Bezirksvertreter auf Pläne, die gut zum Standort passen.

Der Verkauf des Grundstücks an der Hertzallee, neben dem Zoologischen Garten, könnte die städtebauliche Blockade an diesem wichtigen Standort in der City-West bald auflösen. Noch gilt der Bebauungsplan für ein Riesenrad, das zum Pleiteobjekt wurde. Aber der Erwerber der Immobilie, eine Investorengruppe unter Führung der Münchner Reiß & Co. Real Estate, steht für ganz andere Projekte. In München und Stuttgart engagiert sich das erst 1994 gegründete, wirtschaftlich florierende Unternehmen für neue Büros und Wohnungen, Hotels und Einzelhandel, teilweise auch im moderaten Hochhausformat. Ein klassischer Projektentwickler und Immobilienverwalter.

Bisheriger Eigentümer des 13 000 Quadratmeter großen Areals war die Bethmann Bank, eine Tochter der niederländischen ABN Amro, die nach der Insolvenz des Riesenrad-Fonds 2011 erst jetzt einen privaten Käufer fand. Es soll viele Interessenten für die Liegenschaft in bester Lage gegeben haben, aber der geltende Bebauungsplan, der nur den Bau eines Aussichtsrads erlaubt, dürfte abschreckend gewirkt haben. Das Land Berlin hätte die Immobilie vor eineinhalb Jahren selbst erwerben können, doch der Senat machte auf Betreiben des Ex-Finanzsenators Ulrich Nußbaum von seinem Rückkaufsrecht keinen Gebrauch. Der Grund dafür blieb unklar.

Bebauungspläne, die gut passen

Jetzt hoffen die zuständigen Bezirke Mitte und Charlottenburg-Wilmersdorf, dass der neue Investor aus Süddeutschland Pläne vorlegt, die zum Standort hinter dem Bahnhof Zoo gut passen. „In unserem Interesse wäre eine Erweiterung des Campus der Technischen Universität, ergänzt durch Wohnungsbau“, sagte Marc Schulte (SPD), Baustadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, dem Tagesspiegel. Er findet es schade, dass das Grundstück nicht vom Senat zurückgekauft wurde, das hätte die Entwicklung erleichtert.

Dass der neue Eigentümer, Firmenchef Oliver Reiß, vor drei Wochen sagte, er könne sich auf dem frisch erworbenen Areal auch den Bau eines Riesenrads vorstellen, hält Schulte für eine „Nebelkerze“. Der Investor sondiere, wie das üblich sei, das Feld und schaue sich um, was er mit dem Grundstück machen könne. Primär zuständig für den Bebauungsplan an der Hertzallee, der bald geändert werden könnte, ist der Bezirk Mitte. Mit Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) will sich Schulte verständigen.

Neue Diskussion um das Gelände

Auch der CDU-Stadtentwicklungsexperte Stefan Evers sagte: „Niemand rechnet mehr mit einem Riesenrad“. Er plädiert dafür, die künftige Nutzung des gesamten Gebiets zwischen Hertzallee, Technischer Universität und Landwehrkanal öffentlich neu zu diskutieren. Er wolle den Masterplan des Senats für das Areal zum Ausbau des Uni-Campus Charlottenburg nicht grundsätzlich in Frage stellen, sagt Evers. Er sehe indes Spielraum für den Wohnungsbau einschließlich studentischem Wohnen – und partiell auch für Hochhäuser. Den neuen Investor aus Süddeutschland hält er für seriös und gesprächsbereit.

Die Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek geht davon aus, dass die Firma Reiß & Co. „auf eine Mischung aus Wohnen und Gewerbe setzt“. Damit lasse sich in Berlin momentan sehr viel Geld verdienen. Kapek hofft, das dort nicht weitere Hochhäuser gebaut werden und wesentliche Teile des Masterplans für den Uni-Campus Charlottenburg realisiert werden können. Mehr studentisches Leben, so wie rund um die Humboldt-Uni Unter den Linden, täte der City West gut

Land Berlin muss dem Verkauf noch zustimmen

Die Stadtentwicklungsbehörde des Senats hält sich aus der neu aufgeflammten Debatte heraus. Ein gewichtiges Wort mitzureden hat noch die Finanzverwaltung des Senats. Denn das Land Berlin muss dem Verkauf des Grundstücks erst noch zustimmen. Das wurde 2007, als der Senat das Areal für 25 Millionen Euro an die Riesenrad-Spekulanten verkaufte, vertraglich festgelegt. Eine nutzbringende Klausel, die helfen könnte, mit der Firma Reiß & Co. im Sinne der öffentlichen Hand handelseinig zu werden.

Die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) prüft noch, ob sie dem Verkauf zustimmen wird, und kann noch nicht sagen, wann die Prüfung abgeschlossen sein wird. Man lässt sich also Zeit. Vielleicht liegt das daran, dass der Investor aus München mit den beteiligten Bezirken und dem Senat über seine wahren Pläne für das Grundstück noch nicht gesprochen hat. Erste Verabredungen zu internen Gesprächen wurden aber getroffen.

Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.

Ulrich Zawatka-Gerlach

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